"Ich wäre überrascht, wenn ihre Steuerquote in fünf Jahren insgesamt nicht ziemlich dramatisch niedriger sein würde", sagt Professor Stephen Shay von der Elite-Universität Harvard, der in Steuerfragen schon vom US-Kongress angehört wurde. Durch den Kanada-Deal ergäben sich neue Möglichkeiten. Bereits jetzt spart Burger King im Vergleich zur Konkurrenz viel Geld. So kam die Kette in den vergangenen Jahren auf eine Steuerquote von jeweils rund 26 Prozent. Nur Kentucky Fried Chicken (KFC) und der Pizza-Hut-Eigner Yum Brands liegen in ähnlichen Sphären. McDonalds, Starbucks und Dunkin Brands - bekannt für Dunkin Donuts - liegen bei den Werten von über 31 Prozent.
Aus Unternehmensmitteilungen an die Aufsichtsbehörden, die Reuters ausgewertet hat und die auch von Bilanzexperten überprüft wurden, geht hervor, dass der Whopper-Anbieter in den vergangenen Jahren seine Belastung in den USA schon deutlich gesenkt hat. Denn im Heimatmarkt gelten vergleichsweise hohe Steuersätze für Firmen von 35 Prozent, zum Teil noch mehr durch zusätzliche Lasten auf Ebene der Gemeinden und Bundesstaaten. Und so werfen einige Politiker Burger King offen taktische Manöver vor, um weniger Steuern in den USA zu zahlen.
Das Unternehmen bestreitet dies. "Wir erwarten nicht, dass sich unsere Steuerquote wesentlich ändert", sagte Burger-King-Chef Daniel Schwartz zuletzt. Es gehe bei dem Zusammenschluss vor allem um die Auslandsexpansion der Tim-Hortons-Marken. Zu konkreten Steuerpraktiken wollte sich der Konzern jedoch nicht äußern. Die Steuerquote liegt mittlerweile fast ein Drittel unter dem Niveau in den fünf Jahren vor 2010, als Burger King vom Finanzinvestor 3G geschluckt wurde. Die Beteiligungsgesellschaft ist noch immer Mehrheitsaktionär.
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LEGALE TRICKS
Experten zufolge versuchen viele amerikanische Unternehmen, Gewinne in der Bilanz lieber ausländischen Märkten zuzurechnen als dem US-Geschäft. Harvard-Professor Shay sagt, die hohe Verschuldung könne erklären, warum dies Burger King besser als anderen Firmen gelinge. So hat die Fast-Food-Kette zwischen 2011 und 2013 zwar fast 60 Prozent seines Umsatzes in den USA gemacht, aber nur 20 Prozent des Gewinns kamen daher. Das liegt zwar auch am scharfen Wettbewerb, aber eben auch an Steuertricks, etwa der Verteilung der Schulden oder der allgemeinen Verwaltungskosten auf einzelne Ländergesellschaften. Bei McDonalds, Starbucks und Dunkin Brands gab es ein solches Missverhältnis nicht. Vor den Sonderkosten unterscheiden sich bei Burger King die Gewinnmargen in den USA kaum von den Aktivitäten im Ausland, durch diese am Ende aber dann deutlich.
Die Fachleute betonen allerdings, dass es sich um legale Tricks handelt. Der britische Steuerexperte Chas Roy-Chowdhury sagt, gegen die Verlagerung der Konzernzentrale nach Kanada sei nichts einzuwenden. Firmen stellten sich natürlich so auf, dass sie nicht mehr als notwendig zahlten. "Wenn die USA solche Deals nicht mögen, sollten sie die Gesetze ändern, um dies zu verhindern." Das US-System sei undicht und setze Anreize, Gewinne im Ausland zu parken.
Bei Burger King spielt vor allem die Schweiz eine wichtige Rolle. Durch die Alpenrepublik werden viele Gelder gelenkt. Auf die Gewinne im Ausland wurden in den vergangenen drei Jahren so nur 15 Prozent Steuern gezahlt.
Auch Deutschland ist auffällig. Es ist traditionell der größte Markt außerhalb Nordamerikas, mehr als zehn Prozent seiner gesamten Einnahmen erwirtschaftet Burger King hier. Aber es ist eben auch ein Land mit relativ hohen Steuersätzen. Analysten gegenüber beschrieb der Vorstand die operative Lage in Deutschland immer wieder als "stark" und "positiv", wie aus Protokollen von Telefonkonferenzen hervorgeht. In den Jahren 2011 und 2012 - neuere Daten sind noch nicht verfügbar - wies die wichtigste Deutschland-Tochter dennoch Verluste von insgesamt über zehn Millionen Dollar aus. Diese führten zu einer Steuergutschrift von mehr als 200.000 Euro - trotz hoher Umsätze hierzulande und hoher Gewinne in der Region Europa. Nach Firmenangaben wurde ein Teil der Einnahmen in die Schweiz umgeleitet, wo die Europa-Tochter sitzt, die über die Markenrechte für den Kontinent verfügt und anders besteuert wird.
Reuters