BVB Hauptsponsor Evonik wird nun auch Großaktionär des Fußballclubs. Der Essener Chemieriese erhält über eine Kapitalerhöhung einen Anteil von rund neun Prozent an dem Bundesliga-Vizemeister. Damit spült der Sponsor dem ärgsten Widersacher von Meister Bayern München 27 Millionen Euro in die Kasse. Geld, das dem BVB vor Beginn der neuen Saison sicher gut zupasskommt. Schließlich will sich der Traditionsverein nach dem Abgang von Stürmerstar Robert Lewandowski zum FC Bayern in diesem Sommer kräftig verstärken. Und auch an die sportlichen Erfolge der vergangenen zwei Jahre in der lukrativen Champions League möchten die Westfalen gerne anschließen. Allerdings will die Geschäftsführung nach der Beinahe-Pleite 2005 große finanzielle Risiken vermeiden.

Der BVB sichere sich durch die Kooperation "eine solide Ausgangsbasis für sportliche Höchstleistungen in nationalen und internationalen Wettbewerben", hieß es am Freitag in der gemeinsamen Mitteilung. Der Verein habe die Möglichkeit, "auch künftig mit Top-Spielern hierzulande und im Ausland dauerhaft ganz vorne mitzuspielen. Dies ist für uns Freude und Verpflichtung zugleich", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Evonik untermauert seine Unterstützung auch mit der Verlängerung des Sponsoring-Vertrags bis Ende Juni 2025. Der nun nach dem Unternehmer Bernd Geske zweitgrößte Einzelaktionär hofft, durch seinen Einstieg die eigene Marke international bekannter zu machen.

Der Einstieg des MDax-Konzerns, der mit Vorstand Christian Kullmann auch im BVB-Aufsichtsrat vertreten ist, erfolgt über eine Erhöhung des Grundkapitals. Ausgegeben werden 6,12 Millionen Stückaktien zum Betrag von 4,37 Euro je neuer Aktie. Gemessen am durchschnittlichen Schlusskurs der vergangenen fünf Handelstage bekommt Evonik damit einen Rabatt von fünf Prozent. Der Revierclub wird damit mit etwa 300 Millionen Euro bewertet. An der Börse geriet der SDax-Neuling nach Bekanntgabe der Kapitalerhöhung unter Druck. Am Nachmittag notierte das Papier mehr als zwei Prozent im Minus.

EINSTIEG WEITERER PARTNER NICHT AUSGESCHLOSSEN

Nach dem Vorbild des FC Bayern könnten auch beim BVB weitere Sponsoren zu Großaktionären werden. Die Dortmunder teilten mit, der Einstieg weiterer Partner sei nicht ausgeschlossen. Entsprechende Sondierungsgespräche würden fortgesetzt. Erst jüngst hatte es Sondierungsgespräche mit der Deutschen Bank gegeben. Der Vorstand des Finanzinstituts hatte nach einem längeren Prüfprozess aber entschieden, zum jetzigen Zeitpunkt keine Beteiligung an dem Bundesligaclub einzugehen. Watzke hatte in einem Interview deutlich gemacht, dass auch strategische Investoren außerhalb des Sponsorenkreises willkommen seien, ein größeres Sponsoring müsse dann aber folgen.

Der FC Bayern München zählt mehrere Sponsoren zu seinen Anteilseignern. Jeweils gut acht Prozent an dem mehrfachen Deutschen Meister halten adidas, Audi und Allianz. Die Allianz war zu Jahresbeginn ebenfalls über eine Kapitalerhöhung eingestiegen.

Reuters