Egal, welches Team es in die nächste Runde schafft: Schon jetzt lässt sich ein Haken hinter das sportliche Comeback von Borussia Dortmund setzen. Während die Schwarz-Gelben im Halbfinale des DFB-Pokals stehen, trennen sie in der Bundesligaplatzierung nur fünf Punkte von Tabellenführer Bayern München. Gleichzeitig verfügen Tuchels Mannen sieben Spieltage vor Saisonende gegenüber dem derzeit Vierten, Schalke 04, über einen komfortablen Vorsprung von 20 Punkten. Damit ist den Dortmundern die Qualifikation für die Champions League der kommenden Saison de facto nicht mehr zu nehmen.
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kann also mit steigenden Einnahmen aus der TV-Vermarktung, dem wichtigsten Umsatzträger des Klubs, planen. Ein Blick in die Zahlen der UEFA macht die enorme Diskrepanz zwischen den beiden Wettbewerben deutlich. Für die Saison 2014/15 überwies die Europäische Fußballunion knapp 240 Millionen Euro an die Europa-League-Teilnehmer. Derweil konnten sich die in der Champions League vertretenen Klubs über insgesamt mehr als eine Milliarde Euro freuen.
Mehrere Kaufargumente
Die Rückkehr an diesen Geldtopf spricht dafür, dass Borussia Dortmund auch ein Börsencomeback erlebt. Seit mehr als einem Jahr tritt die Aktie per saldo auf der Stelle. Interessant macht das SDAX-Mitglied überdies der anstehende Poker um die Bundesligaübertragungsrechte. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) möchte die Einnahmen für die vier Spielzeiten ab 2017/18 deutlich steigern - im laufenden Zyklus zahlen die Sender im Schnitt 628 Millionen Euro pro Saison. DFL-Chef Christian Seifert hofft im besten Fall auf 1,5 Milliarden Euro jährlich. Geht sein Plan auf, könnte er Borussia Dortmund ab der übernächsten Saison einen prozentual zweistelligen Umsatzsprung bescheren.
Auch die weiteren Einnahmequellen sprudeln. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2015/16 (per 30. Juni) steigerte das Fußballunternehmen sowohl im Merchandising als auch bei der Werbung den Umsatz. Konzernweit nahmen die Erlöse um knapp zwölf Prozent auf 168 Millionen Euro zu. Gleichwohl verbuchte Borussia Dortmund beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) einen deutlichen Rückgang auf 25,5 Millionen Euro - die Investitionen in den Kader machen sich bemerkbar. So hat Watzke vor gut einem Jahr den Vertrag mit Marco Reus bis Mitte 2019 verlängert. Die Unterschrift des Nationalspielers dürfte mit einer satten Gehaltserhöhung verbunden sein.
Reus spielt in Top-Form, weshalb dem Stürmer ein Platz im EM-Kader von Bundestrainer Jogi Löw sicher sein dürfte. Die ab dem 10. Juni in Frankreich stattfindende Europameisterschaft und eine damit einhergehende allgemeine Fußballeuphorie liefern ein weiteres Argument für die BVB-Aktie. Kurz bevor die deutsche Nationalmannschaft im Sommer 2014 bei der Weltmeisterschaft in Brasilien triumphierte, kletterte der Small Cap auf den höchsten Stand seit mehr als zwölf Jahren.
Neben dem Timing passt auch die Bewertung. Momentan beträgt der Börsenwert von Borussia Dortmund etwas mehr als das Sechsfache des für die laufende Saison erwarteten Ebitda. Zum Vergleich: Manchester United zeigt hier einen Faktor von knapp zehn. Dabei ist der ebenfalls börsennotierte britische Klub gerade aus der Europa League ausgeschieden. Zudem bangt er um die Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe, während sich Borussia Dortmund diesbezüglich ganz entspannt auf das große Wiedersehen mit Jürgen Klopp freuen kann.