Trotz gekappter Prognose: Laut Borussia Dortmund (BVB) ist "eine existenzielle Bedrohung des Unternehmens gegenwärtig nicht gegeben". Weil die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Spielbetrieb vorerst bis zum 30. April aussetzt, wird der Erstligist die laufende Saison nicht mehr wie ursprünglich geplant mit einem niedrigen einstelligen Millionengewinn abschließen. Damit dürfte der Ruhrpottverein jedoch vergleichsweise gut dastehen. Werden die ausgesetzten Begegnungen nicht nachgeholt, droht der gesamten Liga ein Verlust von 750 Millionen Euro an TV- und Sponsorengeldern. Bleiben die Mittel aus, stehen angeblich allein bis Juni vier Erstligisten vor der Insolvenz.

Sorgen, die der BVB bei einer Eigenkapitalquote von fast 71 Prozent nicht hat. Dennoch stürzte die Aktie um bis zu 53 Prozent ab. Zwar spart der Verein dank des Gehaltsverzichts von Spielern, Trainern und Management von bis zu 30 Prozent eine zweistellige Millionensumme ein, aber die Marktkapitalisierung des SDAX-Konzerns liegt mit 584 Millionen Euro aktuell unter dem Marktwert seines Kaders - laut transfermarkt.de sind das 586 Millionen Euro. Doch nicht nur die Spieler des Tabellenzweiten sind wertvoll, auch die Marke BVB ist es: Dank hoher Besucherzahlen und großer Reichweite in den sozialen Medien taxieren die Experten von Brand Report die Marke Borussia Dortmund auf 640 Millionen Euro.

Hoffen auf die Überlebenschance

Darauf, ob die Saison im Mai mittels Geisterspielen weitergeht, hat der Verein aber wenig Einfluss. Partien ohne Zuschauer sind laut Liga-Chef Christian Seifert "die einzige Überlebenschance" für die Vereine. Der Verband plant, die Spiele ab dem 2. oder 9. Mai wieder anzupfeifen. Um die Verbreitung des Virus zu kontrollieren, müssen die Teams jedoch ständig getestet werden. Für alle noch ausstehenden Begegnungen in der Ersten und Zweiten Bundesliga wären dazu nach einer Hochrechnung des Virologen Alexander Kekulé mehr als 20 000 Schnelltests vonnöten, und das angesichts weiterhin knapper Testkapazitäten. Laut Seifert stellen die internnen Maßnahmen zur Infektionskontrolle aber sicher, dass der Spielbetrieb nicht zu Engpässen bei Tests für Mediziner und Krankenhauspersonal führt.

Abhängigkeit von der Politik

Die Entscheidung darüber, ob ab Mai vor leeren Rängen gekickt werden darf, liegt laut dem Fußballfunktionär in den Händen der Politik. Für eine schrittweise Rücknahme der Kontaktsperren sprach sich am Osterwochenende die Nationale Akademie der Wissenschaft Leopoldina aus. Auf deren Rat legt Kanzlerin Angela Merkel in Bezug auf das weitere Vorgehen gegen das Coronavirus nach eigener Aussage besonderen Wert. Laut dem Expertengremium sollen bei stabil niedrigen Neuinfektionen und ausreichenden Behandlungskapazitäten auch Sportereignisse wieder stattfinden. Dies hänge aber von der Kontaktintensität der Veranstaltungen ab und der Möglichkeit, die Zwei-Meter-Abstandsregel einzuhalten.

Voraussetzungen, die bei Geisterspielen durchaus gegeben sein könnten. Nachdem die DFL auf ihrer außerordentlichen Mitgliederversammlung bisher stets eine Verschiebung der Saison und keinen Abbruch beschlossen hat, könnte es auf der Sitzung am Montag daher vielleicht um den Wiederanpfiff gehen.