Am Dienstag vergangener Woche waren neben dem Bus der Fußballer drei mit Metallstiften bestückte Sprengsätze explodiert. Der Spieler Marc Bartra und ein Polizist wurden verletzt.
Der Verein und die Bundesregierung reagierten auf die Festnahme erleichtert. "Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft, des Bundeskriminalamts und der nordrhein-westfälischen Polizei wurden sehr intensiv und mit Hochdruck geführt. Dafür bedanken wir uns in aller Form und hoffen, dass in dem Tatverdächtigen nun der Verantwortliche für den niederträchtigen Anschlag auf unsere Spieler und Staff-Mitglieder gefasst werden konnte", sagten BVB-Präsident Reinhard Rauball und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Der Fall zeige, dass die Anstrengungen im Kampf gegen jede Form von Kriminalität mit vollem Einsatz fortgesetzt werden müssten, erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière. "Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre das ein besonders widerwärtiges Tatmotiv."
MUTMASSLICHER TÄTER SETZTE AUF KURSVERFALL DER AKTIE
Dem Mann werde versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt, teilte die Bundesanwaltschaft weiter mit. Der Festgenommene habe sogenannte Verkaufsoptionen in Bezug auf die BVB-Aktie - insgesamt 15.000 Stück - erworben. Der Kauf sei über die Internet-Adresse des Mannschaftshotels von Borussia Dortmund erfolgt - dort hatte sich der Verdächtige einquartiert. Bei einem massiven Verfall der Aktie hätte der Gewinn ein Vielfaches des Einsatzes betragen. Mit einem erheblichen Kursverfall wäre zu rechnen gewesen, wenn in Folge des Anschlags Spieler schwer verletzt oder gar getötet worden wären, hieß es weiter. Darauf habe der Verdächtige offenbar gesetzt. Finanziert habe der Verdächtige die Optionsscheine über einen Kredit.
Nach dem Bericht über die Festnahme legte die BVB-Aktie kräftig zu. Der Kurs stieg am Freitag zeitweise um 4,6 Prozent auf 5,61 Euro.
ZIMMER MIT BLICK AUF DEN ANSCHLAGSORT
Sergej W. habe im Mannschaftshotel des BVB in Dortmund ein Zimmer mit Blick auf den späteren Anschlagsort bezogen. In Nähe des Hotels waren die Sprengsätze bei der Abfahrt des Busses zum Spiel der Borussen gegen den AS Monaco detoniert. Sie waren in einer Hecke an einer Straße nahe des Hotels angebracht, die der Mannschaftsbus auf der Fahrt Richtung Stadion nahm. Zwei der Sprengsätze befanden sich der Mitteilung zufolge in Bodennähe, ein Dritter war in einer Höhe von etwa einem Meter platziert - zum Glück für die Mannschaft des BVB.
"Damit war er zu hoch angebracht, um seine Wirkung voll entfalten zu können", teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Die Sprengsätze waren mit Metallstiften bestückt, sie wurden über Funk gezündet. Durch die Wucht der Detonationen bohrte sich einer der Stifte in eine Kopfstütze des Mannschaftsbusses. "Wir können von Glück sagen, dass nichts Schlimmeres passiert ist", hatte eine Sprecherin der Anklagebehörde gesagt.
Bislang war unklar, welches Motiv hinter der Tat steckt. Die Behörden hatten erklärt, sie ermittelten in alle Richtungen und schlossen auch einen islamistischen oder rechtsextremen Hintergrund nicht aus. Am Tatort waren drei Bekennerschreiben gefunden worden, die auf radikalislamische Motive verwiesen. "Die Bekennung wurde islamwissenschaftlich geprüft", hieß es in der Mitteilung der Bundesanwaltschaft weiter. "Danach bestehen an einem radikal-islamistischen Ursprung erhebliche Zweifel." Auch Bekennerschreiben, die am 13. April beim "Tagesspiegel" und bei "Welt"/N24 eingegangen waren und auf einen rechtsextremen Hintergrund verwiesen, stammten wohl nicht vom mutmaßlichen Täter, hieß es weiter.
Kurz nach der Tat war ein 26-jähriger Iraker festgenommen worden, gegen ihn erging Haftbefehl. Dem Iraker wirft der Generalbundesanwalt die Mitgliedschaft in der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) vor. Mit dem Anschlag habe er aber nichts zu tun, hatte die Behörde zudem mitgeteilt.