Vier Minuten reichten Lionel Messi, um zu demonstrieren, warum er der bestbezahlte Fußballer der Welt ist: Zweimal erhöhte der Stürmer des FC Barcelona mit kleinen, schnellen Schritten das Tempo, umkurvte seine Gegenspieler und schob den Ball von der Strafraumgrenze nicht wuchtvoll, aber präzise ins Tor. Barcelona gewann vor allem dank der beiden Treffer seines Superstars mit 3 : 0 gegen Manchester United und qualifizierte sich für das Halbfinale der Champions League. Dort geht es gegen den FC Liverpool, einen weiteren Vertreter des Geldadels der europäischen Fußballvereine.
Die Champions League wird immer mehr zu einem exklusiven Klub. Die Finanzen sind ein treffsicherer Indikator für sportlichen Erfolg. Eine Auswertung der Redaktion zeigt: Von den 16 umsatzstärksten Klubs des Vorjahres qualifizierten sich in dieser Saison 13 für das Achtelfinale der Champions League. Die anderen drei scheiterten an besonderen Umständen: Arsenal und Chelsea haben sich in der mit finanzstarken Klubs dicht besetzten heimischen Liga gar nicht erst für die Königsklasse qualifiziert, Inter Mailand traf in der Vorrunde mit Barcelona und Tottenham auf zwei finanziell noch stärkere Klubs. Basis dieser Analyse ist die von der Unternehmens- beratung Deloitte errechnete Money-League-Rangliste.
Doppelt so stark wie die Welt
Fußball ist einer der erfolgreichsten Wirtschaftszweige. Der Umsatz der 20 europäischen Topklubs ist ohne Transfererlöse über die vergangenen zehn Jahre um durchschnittlich fast acht Prozent gestiegen - mehr als doppelt so stark wie die Weltwirtschaft.
Wichtigste Einnahmequelle ist die Vermarktung der TV-Rechte. Fernsehsender zahlen immer höhere Summen, weil sie sich mit Live-Events gegen die wachsende Konkurrenz durch Internetvideotheken wie Netflix behaupten können. Auch Werbeverträge oder die Geschäfte am Spieltag im Stadion bringen immer mehr Geld in die Kasse. Besonders lukrativ ist die Qualifikation für die Champions League: Allein in diesem Jahr werden dort rund zwei Milliarden Euro ausgeschüttet.
Wie fast überall wächst auch im Fußball der Vorsprung der Superreichen. Dominiert wird das Feld von Teams aus den fünf großen Nationen: England, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien. Erst auf Platz 25 der Money League kommt mit Zenit St. Petersburg der erste Verein, der nicht in einer der fünf großen Ligen spielt. Real Madrid, wirtschaftlich und sportlich im vergangenen Jahr die Nummer 1, erwirtschaftete dreimal so viel Geld wie die Nummer 15, der AS Rom. Auch auf nationaler Ebene gibt es klare Hierarchien: In Deutschland liegt der FC Bayern klar vor Borussia Dortmund. In Frankreich dominiert Paris Saint-Germain, in Italien Juventus Turin. Spanien hat mit Real und dem FC Barcelona immerhin zwei Teams auf Augenhöhe. Einen breiten Konkurrenzkampf gibt es nur in Großbritannien.
Für Investoren bringt die Klassengesellschaft viele Vorteile: Borussia Dortmund, die einzige börsennotierte deutsche Fußballfirma, hat wenig Aussichten, den FC Bayern von der nationalen Spitze zu verdrängen, dafür aber einen komfortablen Vorsprung auf den nächsten Verfolger. Da sich inzwischen vier deutsche Klubs für die Champions League qualifizieren, ist das sportliche Risiko, nicht in der finanziell lukrativen Königsklasse antreten zu dürfen, überschaubar.
Langfristige Werbepartnerschaften, der TV-Vertrag der Bundesliga und ein treues Publikum geben Planungssicherheit. Ein "Fundament von deutlich über 300 Millionen Euro" sei eingezogen, erklärte Konzernchef Joachim Watzke auf der Bilanzpressekonferenz im vergangenen Sommer. Und es soll weitergehen: Bis zum Jahr 2025 strebe man ohne Transfererlöse 500 Millionen Euro Umsatz an. Erreicht werden soll dies durch höhere Werbeeinnahmen, die Internationalisierung und die Digitalisierung des Geschäfts.
Ob das Ziel realisiert wird, hängt auch von den Rahmenbedingungen in Europa ab. Ein heißes Thema sind Champions-League-Spiele am Wochenende und garantierte Startplätze für die Topteams. Wie weit es im Extremfall gehen kann, zeigt das Sportsystem der USA: Dort sind fast alle Teams in Privatbesitz, einen Abstieg gibt es nicht, die Vermarktung ist stark zentralisiert. Das wirtschaftliche Risiko ist in dieser Konstruktion nahezu eliminiert.
Gerade der BVB, der sich gern als bodenständiger Verein präsentiert, braucht Fingerspitzengefühl. "Die Entwicklung der Fernsehgelder und die internationale Vermarktung in Asien und Nordamerika bieten viel Potenzial. Die Fandiskussion mahnt aber dazu, den Bogen nicht durch extreme Anstoßzeiten oder lang gestreckte Spieltage zu überspannen", erklärt Christoph Schlienkamp, der für das Bankhaus Lampe die wirtschaftlichen Perspektiven der Borussia analysiert.
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Die Grenzen des Unerwarteten
Für den Sprung ganz nach vorn in Europa dürfte es für die Dortmunder nur bei glücklichen Umständen reichen. In nahezu jedem Jahr aber sorgt ein Außenseiter in der Champions League für Aufregung. In dieser Saison hat diese Rolle Ajax Amsterdam übernommen. Der niederländische Vizemeister gehört mit weniger als 100 Millionen Euro Jahresumsatz finanziell nicht zu den Topteams. Dennoch setzte sich die Elf gegen die wirtschaftlich deutlich stärkeren Klubs Real Madrid und Juventus Turin durch.
Eine Auswertung der Money-League-Daten zeigt allerdings, dass Außenseiter spätestens im Finale gestoppt werden: In neun der letzten zehn Jahre gehörte der Gewinner finanziell zu den Top 5 der Geldrangliste. Ausnahmespieler wie Messi, der laut "Forbes" mit Boni über 80 Millionen Dollar im Jahr verdient, kann sich halt nicht jeder leisten.
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Investor-Info
Kursvergleich
Börsianer spielen Fußball
Erstaunlich viele Fußballklubs sind an der Börse. Der Aktienindex Stoxx Europe Football bildet die Kursentwicklung von 22 europäischen Fußballaktien ab. Über die vergangenen fünf Jahre hat sich dieser Index leicht besser entwickelt als der Stoxx 600, der Aktien aus allen Bereichen der europäischen Wirtschaft umfasst. Zu den klaren Top-Performern im Fußballindex gehört der BVB.
Borussia Dortmund
Starkes Fundament
Die westfälische Fußballfirma wirtschaftet profitabel. Der junge Kader bietet die Chance auf Extra-Einnahmen durch Spielertransfers. Allein Jadon Sancho könnte mehr als 100 Millionen Euro Ablöse bringen. Da inzwischen fast alle großen Klubs intensiv nach Talenten suchen, wird es für den BVB in Zukunft schwerer, seine Stärken in der Nachwuchsarbeit umsetzen. Strukturell und finanziell aber hat Borussia ein starkes Fundament.
Juventus Turin
Teurer Spaß
Um rund 20 Prozent stürzte die Aktie von Juventus Turin nach dem K.-o. in der Champions League ab. Der Klub dominiert die italienische Liga. Doch Cristiano Ronaldo, der große Star und Topverdiener, hat mit 34 Jahren seinen Zenit überschritten und kaum Wiederverkaufswert. Knapp zwei Drittel der Aktien gehören der Agnelli-Familie, nur 25 Prozent werden frei gehandelt. Hohe Schulden. Bewertungskennziffern und das Potenzial des Spielerkaders sind beim BVB attraktiver. Ajax Amsterdam: Das Überraschungsteam putzt Juventus Turin und zeigt, dass man auch mit weniger Geld viel erreichen kann Prozent ist der Umsatz der 20 größten europäischen Klubs im Schnitt der vergangenen zehn Jahre gewachsen.