Durch die sportliche Erfolgsgeschichte von Borussia Dortmund in den vergangenen Jahren sind Fußballaktien auch hierzulande wieder hoffähig geworden. Immerhin legten die Notierungen seit den Krisenjahren um bald 300 Prozent zu.
Vergleicht man die Kursentwicklung der vergangenen zwölf Monate mit der sportlichen Entwicklung, sind Parallelen festzustellen. Ein ermutigender Start wurde später enttäuscht. Weil Dortmund wohl noch das Beste herausholen konnte, endete die Börsensaison mit einem Kursgewinn von 20 Prozent.
Ökonomisch kann der BVB überzeugen. Weil sich die Bundesliga-TV-Rechte in der Saison 2013/2014 verteuerten, landeten einige Millionen mehr auf den Konten in Dortmund. Und auch in den kommenden beiden Saisons werden die Rechtekosten um rund zehn Prozent aufwerten.
An der Börse wird die Fußball-AG Borussia Dortmund, die im Juni vom General in den Prime Standard der Deutschen Börse wechselt, mit 230 Millionen Euro bewertet. Das sind sicher keine Ausverkaufspreise mehr, sie bieten aber noch hohe Reserven.
Das Unternehmen hat nur geringe Schulden, ein eigenes Stadion, und neue Sponsorenverträge sind in der Regel lukrativer als alte Kontrakte. Wie hoch die Reserven sind, zeigt der Transferwert der Spieler, der rund 100 Millionen Euro höher liegt als der Börsenwert.
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Genau andersrum ist es bei Manchester United, dessen Eigentümer Malcolm Glazer vor wenigen Tagen starb. Der Börsenwert von umgerechnet zwei Milliarden Euro übersteigt den Wert der Spieler um mehr als das Vierfache.
In der neuen Saison könnte dieser Blase die Luft entzogen werden. An der Börse sind Aktien mit einfachem Stimmrecht notiert, die Papiere mit zehnfachem Stimmrecht hält die Familie Glazer. Der US-Investor hatte ManU 2005 von der Börse genommen und dem Klub die Kosten der Übernahme aufgebürdet. Weil der Verein die Schulden nicht stemmen konnte, wurden 2012 die sogenannten A-Aktien emittiert, alle B-Aktien sind bei der Familie Glazer gebündelt.
Trotz des Tohuwabohus stimmte die Leistung von ManU lange. In der abgelaufenen Saison kam nun der Einbruch: Das Aus in der Champions League, kein nationaler Titel und keine Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb. Das rächt sich. Die Einnahmen aus TV-Übertragungen und Ticketverkäufen sinken. Die stehen für rund zwei Drittel der Erlöse. Gleichzeitig will der neue Trainer Louis van Gaal laut "Bild" über 200 Millionen Euro für neue Spieler ausgeben. In der Kasse sind aber nur 40 Millionen.
Dieses Ungleichgewicht wird dadurch gesteigert, dass der Klub rund eine halbe Milliarde Euro Schulden hat. Weil die Familie Glazer gern das Sagen hat, aber andere für sich zahlen lässt, dürfte auf die freien Aktionäre nach der WM eine saftige Kapitalerhöhung zukommen.