Das Cannabis-Start-Up Cantourage Group hat einen berauschenden Börsenstart hingelegt. Am Freitag wurde der erste Kurs in Frankfurt bei 6,48 Euro festgestellt, im Laufe des Tages ging es bis über die 20-Euro-Marke hinaus. Am Montag setzt sich der Höhenrausch noch fort. Anschlussaufträge sorgen nochmals für eine Verdoppelung. Die gut 500 Prozent in zwei Tagen erinnern an Meme-Aktien.

Die Papiere von Cantourage feiern im Nebenwerte-Segment einen äußerst erfolgreichen Börsengang. Das Unternehmen will nach eigenen Worten den Markt für medizinisches Cannabis revolutionieren und trifft damit wohl einen Nerv: Die Aktien haben sich vom ersten Kurs von 6,48 Euro zeitweilig vervielfacht – das Börsenkürzel lautet bezeichnenderweise "HIGH".

Am Montag-Vormittag setzt sich der Höhenrausch fort. An der Börse Frankfurt wurde ein Höchstkurs von 42 Euro festgestellt. Vom ersten Börsenkurs aus betrachtet beträgt das Kursplus mehr als 500 Prozent – eine Versechsfachung. Dann setzen Gewinnmitnahmen ein. Zuletzt notiert die Cantourage-Aktie bei 26 Euro.


Cannabis-Aktien: Sehr enger Markt

Allerdings geschieht das Kursfeuerwerk bei recht geringen Börsenumsätzen, was die starken Ausschläge begünstigt haben dürfte. Am ersten Handelstag wurden gerade einmal gut 27.000 Aktien auf dem Handelssystem Xetra gehandelt. Am Montag-Vormittag waren es nach einer Handelsstunde etwa 17.000 Stück.

Durch den Börsengang, der im Segment Scale der Deutschen Börse für Wachstumsfirmen stattfand, befinden sich knapp zwei Millionen Inhaberaktien oder rund 15 Prozent der Unternehmensanteile im Streubesitz. Im Rahmen der zuvor bereits abgeschlossenen Privatplatzierung wird Cantourage den Angaben des Unternehmens zufolge im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich bewertet.

Cantourage-Aktie: Hoffnung auf Cannabis-Legalisierung

Cantourage vertreibt medizinische Cannabis-Blüten, Dronabinol, Cannabis-Extrakte sowie pharmazeutisches CBD und betreibt in Großbritannien eine eigene Cannabis-Klinik. Cannabis zum medizinischen Einsatz wurde in Deutschland 2017 freigegeben als Therapie für schwere Erkrankungen. Es kommt vor allem zur Schmerzlinderung zum Einsatz. Mit den Plänen für eine europaweite Legalisierung von Cannabis auch für den Genuss hoffen viele Anbieter auf einen weitaus größeren Markt. Auf ihrer Homepage zeigt Cantourage jedoch auch mit einer Video-Sequenz, dass man das jüngere Livestyle-Publikum zur Zielgruppe zählt (siehe Foto unten).

Die Cantourage-Gründer Norman Ruchholtz, Florian Holzapfel und Patrick Hoffman sind keine Neulinge in der Cannabisbranche. Mit Pedanios hat das Trio 2015 einen der ersten europäischen Cannabisgroßhändler aufgebaut und zwei Jahre später an den kanadischen Platzhirsch Aurora verkauft. Cantourage, gegründet 2019, erzielte 2021 fünf Millionen Euro Umsatz und will den Erlös im laufenden Jahr verdreifachen. Mit den Einnahmen des Börsengangs plant Cantourage, die Produktion auszubauen, neue Märkte zu erschließen sowie Vorbereitungen für eine Legalisierung von Cannabis als Genussmittel in europäischen Ländern zu treffen. Im Zuge dessen werden der Branche generell große Wachstumschancen beigemessen. 

Einschätzung zur Cantourage-Aktie

Die Aktie wird an der Börse bei den erreichten Kursen mit über 190 Millionen Euro bewertet – mehr als das Zehnfache des erwarteten Umsatzes. BÖRSE ONLINE rät höchstens sehr risikobewussten Anlegern zu kleinen Käufen, die unbedingt limitiert werden sollten. Wie bei Meme-Aktien GameStop, AMC und ähnlichen kann es sehr schnell auch wieder deutlich abwärts gehen.

Screenshot Cantourage.com
Cantourage Group