Die Besitzer von Cannabis-Aktien reiben sich verwundert die Augen. Bis zu 80 Prozent schießen einige der in den vergangenen Jahren so drastisch abgestürzten Papiere nach oben. Die Gerüchte verdichten sich, dass die US-Regierung die Droge im Rahmen des Controlled Substances Act in eine niedrigere Risikokategorie einstufen will. Aber...

Aktien aus der Cannabis-Branche haben in den vergangenen Jahren schon einige Hypes durchlaufen – mit nachfolgenden Abstürzen. Nach dem letzten großen Aufbäumen im Februar 2021 versiegten die Käufe und viele Papiere sackten in der Folge um etwa 90 Prozent ab.

Doch Cannabis ist nicht tot. Immer mehr Menschen konsumieren Cannabis. In den USA etwa hat sich der Anteil der Bevölkerung, der im vergangenen Jahr Marihuana konsumiert hat, von 10 Prozent in 2007 mehr als verdoppelt. Der Trend wird von einer zunehmenden Legalisierung von Cannabis befeuert. In Kanada und den Teilen der USA ist Cannabis bereits legal, auch in Deutschland gibt es Pläne zur Legalisierung.

Liste III statt Liste I

Vor einigen Tagen hat das US-Gesundheitsministerium ein Schreiben an die US-Drogen-Behörde Drug Enforcement Agency (DEA) geschickt, in dem empfohlen wird, Cannabis von einer Droge der Liste I in eine Droge der Liste III abzustufen. Bei Drogen der Liste I wird davon ausgegangen, dass sie ein hohes Missbrauchspotenzial aufweisen und derzeit keine anerkannte medizinische Verwendung haben. Zu dieser Kategorie gehören Drogen wie Heroin und LSD. 

Bei Drogen der Liste III jedoch ist das Risiko einer psychischen oder physischen Abhängigkeit gering. Zu den Drogen der Liste III gehören laut der Website der DEA Tylenol mit Codein, Ketamin und einige Anabolika.

Die Abstufung würde Cannabis auf Bundesebene für den regulierten medizinischen Gebrauch legalisieren und würde einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der Branche bedeuten. 

Hoffnungs-Rally

Obwohl noch nichts entschieden ist und alle Formulierungen noch im Konjunktiv gehalten sind, schöpfen auch Aktionäre neue Hoffnung. Seit Tagen steigen die Aktien von Unternehmen, die mit Cannabis ihr Geld verdienen wollen. Am Montag nun haussierten einige Werte sogar. Die kanadischen Unternehmen Aurora Cannabis und Canopy Growth (Chart) schossen im US-Handel um 72 Prozent beziehungsweise 81 Prozent nach oben, die US-Firma Tilray um knapp zehn.

Canopy Growth (WKN: A140QA)

Bei Aurora Cannabis stützte zusätzlich die Meldung, dass die Kanadier eiine vorrangige Wandelanleihen im Wert von 12,3 Millionen Kanadischen Dollar (etwa 9,0 Millionen US-Dollar) zurückgekauft hat, um im nächsten Jahr positive Cashflow-Ziele zu erreichen. Aurora hat nach eigenen Angaben noch Anleihen im Wert von etwa 53 Millionen Can-Dollar ausstehen.

Aurora Cannabis (WKN: A2P4EC)

Der Kursaufschlag bei Tilray fiel zuletzt geringer aus, da die Amerikaner breiter diversifiziert sind. Tilray ist ein wichtiger Akteur beim Anbau und Vertrieb von Cannabis – vor allem im kanadischen Freizeit-Cannabis-Sektor, der durch Übernahmen wie Aphria und mehrere andere Unternehmen wächst. Zudem verkauft Tilray pharmazeutische und Wellness-Produkte und hat eine wachsende Präsenz im Bereich der alkoholischen Getränke.

Im August hat das Unternehmen Truss Beverages übernommen, einem Hersteller von Cannabis-Getränken. Der Vorstandsvorsitzende von Tilray, Irwin Simon, sagte zuvor gegenüber Reuters, dass das Unternehmen aktiv auf der Suche nach strategischen Akquisitionen in der Spirituosen- und Getränke-Industrie sei. Zudem hat Tilray Brands Anfang August auch acht Bier- und Getränkemarken von Anheuser-Busch für 85 Millionen Dollar erworben.

Tilray (WKN: A2JQSC)

Cannabis-Aktien bleiben riskant

Die optimistisch stimmenden Kursverläufe der Cannabis-Aktien dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Unternehmen noch keine schwarzen Zahlen schreiben und die jüngste Kursrally vor allem auf Hoffnungen beruht. Am Dienstag könnten bereits Gewinnmitnahmen wieder für rote Vorzeichen bei den Kursen sorgen. 

Sollte die Regulierung von Cannabis-Produkten in Amerika jedoch tatsächlich weiter gelockert werden, könnte die jüngste Rally der Auftakt zu einer Trendwende werden. Die Branche muss dann versuchen, aus den zuvor hohen Investitionen Gewinne zu erzielen. Das wird dauern. Insofern rät BÖRSE ONLINE nur sehr risikoaffinen Anlegern, sich vor einem langfristigen Horizont ein paar spekulative Stücke ins Depot zu legen.

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