€uro: Herr Linton, wie kamen Sie dazu, eine Cannabisfirma zu gründen?
Bruce Linton: Ich habe eines Morgens einen Zeitungsartikel gelesen und sah: Die kanadische Regierung wird die Regeln für Cannabis ändern. Ich sah: Viele Menschen mögen Cannabis, die Regierung braucht jemanden, der Technologie versteht und die Regeln befolgen kann. Am Ende des Tages stand meine Entscheidung. Leute sagten mir die ganze Zeit, das sei eine schlechte Idee. Ich sagte, das ist eine supergute Idee.

Sie sind seit Juli nicht mehr Chef von Canopy Growth, hat der Großinvestor, der Getränkekonzern Constellation Brands, damit etwas zu tun?
Große, alte Konzerne machen gern Gewinne. Als Unternehmer mit einer Vision will man die Welt erobern. Ich wollte weiter Geld ausgeben, damit man später welches verdienen kann. Man muss Produkte kreieren - Innovation ist entscheidend, denn für Cannabis als Inhaltsstoff wird man nicht viel Geld ausgeben - und braucht Technologie, um deren Effekte zu messen. Ich wollte 1000 Patente und medizinische Forschung. Ich glaube, im Cannabisgeschäft ist es nicht wichtig, einen Gewinn zu machen, sondern in Kanada erfolgreich zu sein. Ich wollte das Geschäft in 30 weitere Länder bringen, etwa nach Deutschland mit 82 Millionen Menschen. Wenn man da sein will, wenn Cannabis legalisiert wird, kostet das.

Nach Ihrem Weggang haben Sie trotzdem Aktien nachgekauft.
Das stimmt, aber nicht so viele. Ich hätte einen schönen Mercedes davon kaufen können. Es war eher, um den Leuten zu zeigen: Verkauft nicht alle eure Aktien. Ihr werdet in einem Jahr oder sechs Monaten zurückkommen und sie beim dreifachen Kurs kaufen. Kurzfristig kann die Strategie von Constellation Brands sehr gut sein und Canopy schnell profitabel machen. Ich weiß nicht, ob ich die Aktie für die nächsten zehn Jahre halten will, aber ich wette für die nächsten ein oder zwei Jahre. Viele der Schlüsseldinge, die ich angestoßen habe, etwa Patente zu schaffen, stoppen nicht über Nacht.

Ist es gut für Cannabisfirmen, wenn Großinvestoren einsteigen?

Viele kanadische und US-Firmen haben kein Geld. Fünfeinhalb Jahre nachdem wir Canopy gegründet haben, zahlte Constellation Brands vier Milliarden US-Dollar für 17 Prozent. Da darf man mich feuern, weil das heißt, das Unternehmen ist stark, da es Geld hat. Wäre ich besorgter um meinen Job als darum, dass die Firma Geld hat, wäre ich wohl ein schlechter Chef. Ob es insgesamt gut für die Firma ist, muss man sehen, Canopy ist derzeit viel weniger wert als zu meiner Zeit. Am besten passen große private Firmen als Investoren, weil die ohne Aktionäre langfristiger denken.

Man kann Cannabis in zahlreiche Produkte packen. Bei welchen warten am meisten Wachstum und Marge?
Im Freizeitbereich sicher bei Getränken. In jedem nicht muslimischen Land ist es gängig, sich zu treffen und etwas zu trinken, das einen Rausch erzeugt. Im medizinischen Bereich für Menschen sind meiner Meinung nach Produkte für ältere Leute die nächste große Welle. Cannabis hilft ihnen bei Angst, Schlaf, Appetit und Beweglichkeit. Das ist ein riesiger Markt. Der dritte Bereich, der wachsen kann, ist der für Hunde. Alte Hunde oder solche, die ängstlich sind und Chaos anrichten, wenn die Besitzer den ganzen Tag weg sind.


Rechnen Sie künftig mit vielen Fusionen und Übernahmen in der Branche?
Vielleicht mit ein paar. Die meisten der kleineren und mittleren Firmen sind aber wertlos für die großen, weil sie den Umsatz nicht steigern können, ohne jedes Mal zu investieren. Um das zu erreichen, könnte bei mittelgroßen Firmen aus je fünf eine werden. Viele werden auch bankrott gehen, es gibt einfach zu viele. Die Kapitalmärkte haben zu viel Geld in den Bereich gesteckt.

Interview aus dem aktuellen Euro-Magazin. Hier online den Artikel über Cannabis-Aktien lesen.