Für ihr Augenlicht würden die Menschen einiges opfern. Eine Umfrage der Deutschen Ophtalmologischen Gesellschaft zeigt: 70 Prozent der Deutschen würden zehn Jahre ihres Lebens oder ein Gliedmaß für perfekte Sehfähigkeit geben.
Doch das müssen sie gar nicht. Viele Sehfehler lassen sich inzwischen mit einer Standardoperation korrigieren, angefangen bei Kurz- oder Weitsichtigkeit. In einer Welt, in der die Menschen immer älter werden und viele wegen ihres Computerjobs zunehmend schlecht sehen, ist es wohl eine gute Geschäftsidee, Maschinen zur Augenheilkunde (Ophtalmologie) anzubieten.
Den Beweis hat Carl Zeiss Meditec zuletzt geliefert: Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2018/19, das im Oktober gestartet ist, steigerte das ophtalmologische Segment den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp elf Prozent auf 240 Millionen Euro. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte das Wachstum hier noch unter zehn Prozent gelegen.
Unterm Strich wuchs der Umsatz um knapp zehn Prozent auf 324 Millionen Euro. Der Bereich mit Geräten für minimalchirurgische Eingriffe steigerte den Umsatz dabei um mehr als sieben Prozent. Doch vor allem haben die Lasersysteme, mit denen sich Sehschwächen korrigieren lassen, zur jüngsten Erfolgsmeldung beigetragen. Am stärksten war das Wachstum mit 16,2 Prozent in der Region Asien/Pazifik, wo sich die Menschen mit zunehmendem Wohlstand häufiger die Augen operieren lassen.
Minimalchirurgie gefragt
Fantasie in das auf Geräte zur Augendiagnose und -behandlung spezialisierte Segment bringt die jüngste Übernahme der weltweit aufgestellten Jenaer: Mit dem Kauf des US-Unternehmens Iantech aus Nevada für 95 Millionen Euro und einer erfolgsabhängigen Prämie von 229 Millionen Euro im vergangenen Herbst, stärkt Carl Zeiss Meditec seine technologische Position bei der Behandlung von grauem Star mit kleinstmöglichem chirurgischen Aufwand.
Der im TecDAX und seit Dezember im MDAX notierende Konzern verbessert damit die Behandlung. "Diese Technologie hat das Potenzial, komplexe Fälle einfacher zu behandeln, Risiken für Patienten zu verringern und die Behandlungsergebnisse zu verbessern", sagt Vorstandschef Ludwin Monz. Das Potenzial ist enorm: Die Wahrscheinlichkeit, im Lauf des Lebens an grauem Star zu erkranken, liegt bei 40 Prozent - höher als bei anderen Augenkrankheiten. Weltweit werden jährlich 25 Millionen Operationen durchgeführt.
Viele Innovationen
Außerdem konnte Carl Zeiss Meditec Ende 2018 diverse neue Produkte auf den Markt bringen, etwa eine verbesserte Behandlung von Menschen mit Hornhautverkrümmung oder grünem Star. Auch bei Operationsrobotern erzielte der Konzern Fortschritte.
Das Augenheilkunde-Segment von Carl Zeiss Meditec dürfte im laufenden Geschäftsjahr deutlich zulegen. Das dürfte dazu beitragen, dass die operative Marge, die von 13,5 Prozent im Vorjahr auf rund 15 Prozent geklettert ist, in etwa auf diesem Niveau bleibt - die Thüringer peilen einen Wert zwischen 14 und 16 Prozent an.
Die Entwicklung der Aktie, die allein im Februar rund 20 Prozent zugelegt hat und aktuell von einem Rekordhoch zum nächsten eilt, legt nahe, dass Börsianer gut damit leben können, dass Carl Zeiss Meditec, anders als früher, nicht mehr stärker als die Branche wächst.
Dass die Marge vor allem wegen zwischenzeitlich gesunkener Forschungskosten zugelegt hat, lässt zwar aufhorchen. Das solide Wachstum des Unternehmens aber unterstützt höhere Investitionen für die Entwicklung neuer Produkte. Mangelnde Nachfrage nach Augenbehandlungen dürfte jedenfalls für die Jenaer auch künftig kein Problem darstellen.