Wie groß der Einfluss der Aktienanalysten der Deutschen Bank auf die Kapitalmärkte noch ist, zeigte diese ­Woche die Aktie von Carl Zeiss ­Meditec: Analyst Falko Friedrichs stufte den Medizintechnikkonzern von "Halten" auf "Kaufen" hoch, prompt erklomm der Kurs ein Rekordhoch. In der Spitze schoss er über zehn Prozent nach oben. "Wir glauben, dass das Unternehmen für ein starkes Wachstum in den nächsten drei bis vier Jahren gut positioniert ist, wobei alle Geschäftsbereiche in guter Verfassung sind und die Neueinführungen zunehmen", so Friedrichs.

Die Aktie des Spezialisten für Augenheilkunde und Instrumente für minimalinvasive chirurgische Eingriffe stieg auch über das Niveau in der ersten Dezemberwoche. Damals hatten Anleger bei der Bilanzvorlage enttäuscht reagiert. Vorstandschef Ludwig Monz hatte lediglich eine Marge von "nachhaltig über 18 Prozent" in Aussicht gestellt und enttäuschte Hoffnungen der Investoren auf eine Fortsetzung des Profitabilitätsausbaus.

Die operative Marge hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich zugelegt. Von 15,4 Prozent im Vorjahreszeitraum war sie auf 18,1 Prozent geklettert. Der Umsatz war um knapp 14 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro gestiegen, das operative Ergebnis überproportional um 34 Prozent auf etwa 265 Millionen Euro. Monz jedoch möchte im angelaufenen Geschäftsjahr investieren: In Forschung und Entwicklung sowie Marketing und Vertrieb, um die Technologieführerschaft zu halten.

Margenfantasie treibt Kurs


Die stärksten Umsatztreiber bei Carl Zeiss Meditec sind Lasergeräte, mit denen sich Augenschwächen wie mangelnde Sehschärfe oder Grauer Star korrigieren lassen. Dazu bestellen die behandelnden Ärzte in der Regel Verbrauchsmaterialen, die dem Unternehmen aus Jena wiederkehrende Umsätze liefern. In diesem Bereich ist Carl Zeiss Meditec Innovationsführer. Mit Geräten für die Mikrochirurgie im Neuro- und Hals-, Nasen-, Ohrenbereich ist der weltweit operierende Konzern Weltmarktführer.

Wie Ärzte und Wissenschaftler neue Geräte annehmen, ist allerdings schwer zu prognostizieren. Auch deshalb könnte Monz die Margenprognose bewusst konservativ gehalten haben. Zumindest lehrt das die Vergangenheit. An­leger dürfen dem Unternehmen ­deshalb ruhig etwas mehr zutrauen. "Das Margenausbaupotenzial dürfte aus unserer Sicht vom Markt unterschätzt werden", so Analyst Friedrichs.

In den USA und dem am stärksten wachsenden Markt Asien stehen neue Produkteinführungen an. Hier sowie in China und Südkorea entscheidet sich, ob die Margenfantasie aufgehen wird. Der asiatische Raum, wo sich die aufstrebende Mittelschicht zunehmend auch Fehlsichtigkeiten korrigieren lässt, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals mit 41 Prozent das Gros zum Umsatz beigetragen. Amerika liegt mit 30 Prozent dahinter, dann erst kommen Europa und der Nahe Osten (29 Prozent). Werden neuen Geräte im Schlüsselmarkt Asien gut angenommen, könnten weitere Kurssprünge der Aktie folgen.

Rekordhoch: Der Aktienkurs hat sich seit Jahresanfang mehr als verdoppelt. Kurzfristig Seitwärtsphase möglich, langfristig Potenzial.