Auch wenn die Performance der Fonds aus dem Hause Carmignac in den vergangenen Jahren nicht herausragend war, sollte man diese Fonds immer auf der Rechnung haben. Denn die Franzosen haben bisweilen eine etwas andere Sicht auf die Weltlage als der Mainstream. Sie sehen sich nicht nur als schnöder Geldverwalter, sondern als Risikomanager. Dies war in der Vergangenheit auch ausschlaggebend für die nach wie vor überzeugende Langzeitperformance. Daher konnte etwa der Carmignac Patrimoine in den Jahren 2002 und 2008 Verluste vermeiden. Auch in diesem Jahr steht der Fonds im Vergleich zu anderen Mischfonds sehr gut da. Er schaffte eine Null. Da können die wenigsten Konkurrenten mithalten. Das muss man den Franzosen zugutehalten, das Verlustrisiko haben sie stets im Griff. Zuletzt war die Performance eher aufgrund von Timingproblemen und falscher Titelauswahl unterdurchschnittlich.
Derzeit sehen Edouard Carmignac und sein Team die Lage in der Welt alles andere als rosig. Daher haben sie die Aktienquoten in den Fonds auch massiv reduziert. Im Patrimoine liegt sie nahe null und auch im Aktienfonds Investissement hat Carmignac die Quote auf das Minimum gesenkt. Laut Prospekt muss er zu mindestens 60 Prozent in Aktien investiert sein. Jedoch haben die Carmignac-Experten nicht ihre langfristigen und strategischen Positionen verkauft. Sie haben vielmehr die Nettoaktienquote über den Verkauf von Index-Futures auf den Nikkei, S&P 500, Euro Stoxx, den indischen Nifty und einen Bankaktienindex reduziert. Zudem haben sie ihre "Safe haven"-Positionen in US-Staatsanleihen ausgebaut. Gleichwohl erwartet etwa Didier Saint-Georges, Mitglied des Investitionsausschusses, nicht, dass die Welt nun in eine Rezession fällt. Er glaubt vielmehr, dass der Markt nur viel zu optimistisch für europäische Aktien ist und der US-Markt vor allem durch "Financial Engineering" wie etwa Aktienrückkaufprogramme viel zu teuer. "Die Bewertungen spiegeln in keinster Weise die aktuellen Risiken wider." Als weitere Gefahr sieht Carmignac-Manager Frédéric Leroux eine zu restriktive Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Sie droht laut Leroux, da drei neue Gouverneure zur Fed kommen, die der "Falken-Fraktion" angehören. Als größtes Damoklesschwert sieht die Pariser Fondsboutique jedoch China. Edouard Carmignac und seine Kollegen haben sich jüngst vor Ort ein eigenes Bild gemacht und glauben nun noch weniger die offiziellen Wachstumszahlen. Carmignac geht aufgrund seiner Beobachtungen von etwa drei bis 3,5 Prozent Wachstum im Reich der Mitte aus.
Daher warten die Franzosen nun geduldig auf eine Kapitulation der Märkte wie 2008/2009. "Dann sehen wir wieder sehr attraktive Einstiegsmöglichkeiten und sind bereit, in den Markt zurückzukehren", sagt Saint-Georges. Die Franzosen kaufen verstärkt Unternehmen, die konjunkturunabhängig prosperieren. Das trifft etwa auf den Healthcare-Sektor zu. Einer der Dauerfavoriten ist hier das dänische Unternehmen Novo Nordisk. Das habe ein neues Produkt für die Behandlung von Diabetes auf den Markt gebracht. Aus Furcht davor hätte Konkurrent Sanofi seine Erwartungen auf dem Diabetessektor gesenkt. Ein anderes Gebiet, dem Carmignac verstärkte Aufmerksamkeit schenkt, ist der Technologiesektor. Insbesondere im Internetbereich finde derzeit ein Strukturwandel statt. "Wir suchen die Gewinner dieses Wandels", sagt Leroux. Er mag etwa die Facebook-Aktie. Die Franzosen beobachten dass der Markt das Potenzial des Titels unterschätzt und die Aktie daher noch eine rosige Zukunft vor sich hat.