Wenn Elon Musk etwas auf Twitter vermeldet, bewegt das Aktienkurse. So war es keine Überraschung, dass die Tesla-Aktie um mehr als vier Prozent nachgab, als Musk meldete, dass seine Elektroautofirma alle seine Autohäuser schließt. Doch die wenigsten registrierten, dass diese Nachricht gleichzeitig einem kleinen amerikanischen Nebenwert Auftrieb gab.

Die Aktie von Carvana sprang um fast zehn Prozent nach oben. Musks Entscheidung wirkt wie ein Ritterschlag für das Unternehmen aus Arizona. Für Musk ist offenbar die Zeit reif, dass Konsumenten sogar Luxusautos ohne Scheu am Computer kaufen. "Die Zukunft des Autohandels wird vor unseren Augen revolutioniert", sagt Morgan-Stanley-Analyst Adam Jonas. Bald könnten Autohändler nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, wenn Kunden die Autos online direkt beim Hersteller ordern. Carvana zeigt, dass so etwas mit Gebrauchtwagen ausgezeichnet funktioniert.

Das seit 2017 an der Börse gelistete Unternehmen verkauft Gebrauchtwagen online, und zwar sehr erfolgreich. Auf der Website können Kunden nach gebrauchten Fahrzeugen suchen, sie finanzieren und ihre alten Autos eintauschen. Carvana zertifiziert jedes Auto anhand einer 150 Punkte langen Checkliste und stellt etwa sicher, dass es nie in einen Unfall verwickelt war.

Sieben Tage lang darf der Käufer den Wagen ohne Angabe von Gründen zurückgeben. Carvana bietet an, das Auto kostenlos auszuliefern - mehr als hundert Städte erreicht die Firma innerhalb eines Tages. Oder der Kunde holt es sich an einem der bislang 15 gläsernen Verkaufsautomaten persönlich ab. Er wirft eine Münze ein, Roboter holen das entsprechende Auto und fahren es vor. In 15 amerikanischen Großstädten stehen bereits vertikale, automatische Speicher, die bis zu 20 Autos enthalten.

Gebrauchtwagenmarkt im Aufwind


Zwei Faktoren bewegen Amerikaner derzeit dazu, lieber gebraucht als neu zu kaufen: Donald Trumps Einfuhrzölle haben die Preise für Neuwagen teurer gemacht. Hinzu kommen die steigenden Zinsen, die eine Finanzierung verteuern.

Carvana ist nicht allein auf dem Markt. Marktführer ist Carmax, ein Händler, der Gebrauchtwagen sowohl online als auch in Geschäften verkauft. Den Autohändler einzusparen, zahlt sich indes aus: Ein vergleichbarer Gebrauchtwagen kann bei Carvana etwa 2000 Dollar weniger kosten. Die Carvana-Aktie hat sich seit ihrem Börsengang verfünffacht, trotz eines herben Einbruchs im Herbst 2018. Noch schreibt Carvana Verluste - Expansion und Aufbau von Verkaufsmaschinen sind teuer. Carvana wächst mit einer geschätzten Umsatzsteigerung von 50 Prozent. Mutige steigen in Schwächephasen ein.