Wirtschaftskatastrophe oder klug kalkulierter Schachzug? Während viele Investoren Trumps neue Zolloffensive mit Sorge betrachten, sieht Star-Investorin Cathie Wood einen möglichen Gamechanger – und rechnet mit einem überraschenden Wendepunkt für Märkte und Wachstum.
Seit US-Präsident Donald Trump Anfang April eine umfassende Neuauflage seiner Zollpolitik angekündigt hat, herrscht Unruhe an den Finanzmärkten. Insbesondere die Aussicht auf neue Abgaben auf Importe aus China und Europa schürt Ängste vor einem globalen Handelskonflikt mit spürbaren Folgen für Industrie, Inflation und Investitionen. Inmitten der aufgeheizten Debatte meldet sich nun Star-Investorin Cathie Wood zu Wort und überrascht mit einer deutlich optimistischeren Perspektive.
Die Gründerin von ARK Invest, bekannt für ihren zukunftsorientierten Investmentstil und klare Meinungen zu Technologie, Wirtschaft und Politik, sieht in Trumps umstrittener Zolloffensive eine mögliche Kehrtwende – nicht nur für den Welthandel, sondern auch für die US-Konjunktur. In einer aktuellen Notiz erklärt sie, warum sie glaubt, dass gerade jetzt die Weichen für das nächste Wachstumsfenster gestellt werden könnten.
„Während viele Beobachter befürchten, dass Trumps Zollpolitik ein Rezept für wirtschaftliche und geopolitische Katastrophen ist, glauben wir, dass das, was auf den ersten Blick wie die größte und regressivste Steuererhöhung in der Geschichte der USA aussah, sich als genau das Gegenteil herausstellen könnte“, heißt es in der aktuellen Notiz der Ark-Invest-Gründerin.
Schocktherapie als Strategie?
Laut Wood könnte sich das auf den ersten Blick chaotisch wirkende Vorgehen Trumps im Rückblick als überraschend durchdachte Strategie erweisen – zumindest im Ergebnis. Denn mit der Entscheidung, Finanzministerin Bessent die Führung bei den Verhandlungen mit US-Verbündeten zu überlassen und damit die bisherigen Köpfe Peter Navarro und Howard Lutnick abzulösen, sieht Wood den Boden für echte Fortschritte bereitet. Sie erwartet ernsthafte Gespräche, die am Ende nicht höhere, sondern niedrigere Zölle und weniger Handelsbarrieren bringen könnten.
„Beides wäre ohne die Schocktherapie, die Präsident Trump eingeleitet hat, nicht möglich gewesen“, so Wood in der Notiz.
Politisches Kalkül hinter Börsenbeben?
Die massiven Ausschläge an den Finanzmärkten in der vergangenen Woche seien kein bloßer Nebeneffekt, sondern könnten Ausdruck eines gezielten politischen Kurses sein, meint Wood. Ihrer Einschätzung nach verfolgt Trump ein klares Ziel: Wirtschaft und Börse sollen boomen. Und das rechtzeitig zur heißen Phase vor den US-Zwischenwahlen im kommenden Jahr.
Dass Trump dieses Ziel nicht nur ausspricht, sondern politisch daran arbeitet, sieht Wood auch daran, dass nun konkrete Maßnahmen vorbereitet würden, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
US-Wirtschaft vor dem Wendepunkt?
Doch Wood sieht die kommenden Impulse nicht allein als Reaktion auf die Zollpolitik. Ihrer Analyse zufolge steuert die US-Wirtschaft bereits seit Längerem auf einen Wendepunkt zu – nach einer dreijährigen, rollierenden Rezession, ausgelöst durch die Zinswende ab 2022. Während sich bislang einzelne Wirtschaftsbereiche nacheinander geschwächt hätten, seien zuletzt sogar zwei zentrale Stützpfeiler ins Wanken geraten: wohlhabende Konsumenten und der Staat.
Besonders alarmierend: Die öffentliche Hand sei laut Wood erstmals seit 30 Jahren selbst in eine Rezession geraten. Doch gerade darin sieht Wood auch eine Chance. „Regierung und Federal Reserve erhalten dadurch mehr Spielraum für wirtschaftliche Impulse als viele Anleger erwarten“, so ihre Einschätzung.
Wirtschaftlich könnte ausgerechnet die Angst vor Trumps Zöllen zur Initialzündung für einen Kurswechsel werden. Denn wenn große Teile der Wirtschaft aus Furcht vor Handelshemmnissen ins Stocken geraten, sei der Druck auf Politik und Notenbank besonders hoch. Steuererleichterungen, Deregulierung und Zinssenkungen könnten die Folge sein – und genau das ist es, was Wood als neue Dynamik für den Markt begreift.
Fazit
Während viele Marktteilnehmer die aktuelle Unsicherheit als Warnsignal deuten, liest Cathie Wood sie als Vorbote einer bevorstehenden Wende. Für Anleger könnte sich Trumps unkonventioneller Kurs damit – ausgerechnet – als Nährboden für die nächste Wachstumsphase erweisen.
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