Im Jahr 2020 gehörte das polnische Gaming Unternehmen CD Projekt zu den beliebtesten Aktien bei Privatanlegern und erfuhr eine massive Rallye. Seit dem Hoch ist das Papier inzwischen aber fast 80 Prozent abgestürzt. Doch nun sieht es aus, als steht ein Comeback bevor. Von Johann Werther

Der gefallene Engel

Die Aktie von CD Projekt war seit dem Ende von 2018 ein kaum aufhaltbarer Aufwärtstrend, der trotz Zinsanhebungen in den USA, trotz der Coronapandemie und der Unsicherheit rund herum zu neuen Höhen stieg. Von etwa 30 Euro pro Aktie beim Jahreswechsel 2020 verteuerte sich das Papier innerhalb kurzer Zeit auf über 100 Euro im Sommer 2021.

All dies hatte nur einen Grund, nämlich der Hype rund um das Release des Spiels Cyberpunk 2077, das dem polnischen Unternehmen laut Expertenmeinungen Milliarden einbringen sollte. Doch die “Experten” lagen falsch. Der Release von Cyberpunk war die schwerste Katastrophe der Gaming Industrie in den letzten Jahren, das Spiel war voller Fehler und kaum spielbar.


Später Hype um Cyberpunk 2077

Dies traf auch die Aktie mit einer vollen Breitseite und sie stürzte um mehr als 80 Prozent in die Tiefe. Doch anstatt das Projekt aufzugeben, arbeitete das Entwicklerteam hart an Verbesserungen, strich Spielmodi und versprach für 2023 eine neue Extension des Spiels.

Doch bis vor Kurzem wurden diese Leistungen der Börse nicht honoriert. Durch die Veröffentlichungen der Gaming-Plattform Steam ist aber nun klar: Cyberpunk erfährt einen ganz neuen Hype. Erstmals seit dem katastrophalen Lounch sind wieder mehr als 100.000 Spieler gleichzeitig auf der Plattform und außerdem rankt Cyber-Punk inzwischen auf Platz 7 der Umsatzstärksten Spiele.

Dies macht sich nun auch am Kapitalmarkt bemerkbar, denn auf Sicht eines Monats liegt die Aktie 22 Prozent im Plus. Ob sie allerdings wieder die Höchststände erreicht bleibt fraglich, wenn dann aber erst nach dem Cyberpunk Update im Jahr 2023.

Günstig genug um einzusteigen?

Doch auch wenn sich das Unternehmen stark verbilligt hat, ist es mit einem KGV von 31 keinesfalls günstig bewertet. Stattdessen ist es anders als die Mehrheit der Konkurrenten profitabel und zahlt sogar eine Dividende, auch wenn es hier einige rote Flaggen gibt.

Finanziell steht das Unternehmen also gut da und auch die hohe Eigenkapitalquote (86 Prozent) bestätigt dies. Allerdings sind kleine Gaming-Konzerne in etwa so wie Biotech Unternehmen ohne genehmigte Medikamente. Es steckt viel Hoffnung in diesen Werten, basierend auf einem Ereignis, doch ob dies eintreten wird, ist fraglich. Allerdings bleibt bei CD Projekt zu hoffen, dass das Unternehmen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.

Außerdem könnte sich Cyberpunk 2077 durch die hohen Userzahlen tatsächlich noch zu einer Cashcow entwickeln, was die Bewertung erheblich nach unten drücken könnte und neue Luft nach oben bereiten würde. Anleger sollten besonders die Marken von 18 und 19 Euro beachten. Fällt die Aktie nicht darunter, so könnte sich der kurzfristige Aufwärtstrend weiter fortsetzen. Auch der Aufstieg zu alten Höhen ist vielleicht möglich, wenn das Cyberpunk Update in 2023 das bringt, was Gamer seit zwei Jahren bei diesem Spiel vermisst haben.