DAS IST LOS BEI CECONOMY
Mit der Trennung von seinen russischen Filialen hat sich die Media-Markt-Mutter Ceconomy einen Klotz vom Bein geschafft. Die Konkurrenz in Russland ist stark, der Preiskampf hart und die wirtschaftliche Situation für alle Händler eine Herausforderung. Nach eigenen Angaben kam Media Markt Russland mit seinen 46 Filialen und 90 Shop-in Shops im vergangenen Jahr auf 526 Millionen Euro Umsatz und ergatterte gerade mal 3 Prozent Marktanteil. Der operative Verlust summierte sich auf 26 Millionen Euro.
Das Russland-Geschäft gibt Ceconomy nun an die russische Safmar-Gruppe ab, zu der auch der Ceconomy-Konkurrent M.Video gehört. Zugleich erhält das Unternehmen einen Anteil von 15 Prozent an M.Video und kann so an der Entwicklung des aktuellen russischen Marktführers weiter teil haben. Zusammen kostet das den Konzern gut 250 Millionen Euro. Kein Schnäppchen, wie manche Analysten finden.
Ceconomy-Chef Pieter Haas bezeichnete den Deal dennoch als beste Lösung. Eine Expansion in Russland oder die Abwicklung der Aktivitäten wäre teurer gekommen. Zudem bleibe das Unternehmen über die Beteiligung in dem schnell wachsenden russischen Markt für Unterhaltungselektronik präsent. M.Video soll sich auch an der Handelsallianz beteiligen, die Ceconomy zusammen mit dem französischen Partner Fnac Darty aus der Taufe gehoben hat. An den Franzosen hält Ceconomy derzeit eine Beteiligung von 24 Prozent.
Finanzieren will Ceconomy das Geschäft mit vorhandenem Kapital. Dennoch musste der Konzern seine Überlegungen über eine mögliche Erhöhung des Kapitals um bis zu 10 Prozent publik machen, nachdem erste Informationen dazu durchgesickert waren. Eine Entscheidung dazu ist aber noch nicht gefallen.
DAS SAGEN ANALYSTEN
Der Schlussstrich in Russland ist aus Sicht von Volker Bosse von der Baader Bank aus strategischer Sicht die richtige Entscheidung. Er sieht nun auch Luft für die Anhebung der Konsensschätzungen. Allerdings habe der Russland-Rückzug auch seinen Preis, denn das Nettoergebnis von Ceconomy werde im laufenden Jahr einmalig mit einer Viertel Milliarde Euro belastet.
Derweil steht die Frage im Raum, wofür Ceconomy frisches Kapital brauchen könnte. Jürgen Elfers von der Commerzbank geht davon aus, dass Ceconomy das Geld nutzen dürfte, um die Bilanz weiter aufzubessern, die Beteiligung an Fnac Darty auszubauen oder um die Kellerhals-Erben aus dem Unternehmen herauszukaufen. Letzteres erwartet auch die britische Investmentbank HSBC.
Mit dem verstorbenen Minderheitsgesellschafter und Media-Markt-Mitgründer Erich Kellerhals lag Ceconomy lange über Kreuz. Mit der Familie Kellerhals will Ceconomy möglichst bald zu einer Einigung kommen. "Es wird keine gemeinsame Zukunft geben", hatte Ceconomy-Chef Haas jüngst auf der Hauptversammlung der Elektronikkette gesagt. Wie die Trennung genau erfolgen soll, darüber wolle man sich zügig verständigen.
Für Laura Cherdron von Independent Reserach stellt die strategische Neuordnung zusammen mit der möglichen Kapitalerhöhung eine hohe Belastung für die Aktionäre dar. Es müsse Ceconomy daher nach Abschluss der Transaktion absehbar gelingen, erkennbare Verbesserungstendenzen zu erzielen, schrieb sie in einer Studie. Für weitere operative oder bilanzielle Belastungen sieht sie fürs erste nur noch wenig Spielraum.
Baader-Analyst Bosse glaubt allerdings angesichts des aktuell niedrigen Kursniveaus nicht an eine baldige Kapitalerhöhung. Und selbst wenn, sei durch den bereits erfolgten Kursverfall der Verwässerungseffekt einer solchen Kapitalmaßnahme vorweggenommen, schrieb er. Er sieht die Gelegenheit derzeit günstig zum Kauf der Ceconomy-Aktie.
DAS MACHT DIE AKTIE
Ceconomy-Aktien gehören gemeinsam mit denen des Lebensmittelhändlers Metro in diesem Jahr zu den Schlusslichtern im MDAX. Gestartet war die Aktie in ihre Unabhängigkeit im Juli 2017 mit gut 9 Euro. Mitte Januar erklomm sie ein Hoch bei 13,40 Euro. Danach ging es allerdings kontinuierlich bergab. Die Ankündigung einer möglichen Kapitalerhöhung schickte die Aktie am Dienstag auf ihren bisherigen Tiefstand von 7,33 Euro. Am Mittwoch erholte sie sich dann wieder etwas.
Die Chancen auf eine weitere Mitgliedschaft im Index der mittelgroßen Werte werden damit aber noch kleiner. Die Deutsche Börse hatte angekündigt, den MDax im September von derzeit 50 auf 60 Werte auszuweiten. Der Haken für Ceconomy: Erstmals erhalten Mitglieder aus dem Technologie-Index TecDAX dann Zugang zu MDax und SDAX. Dadurch wird es trotz der Erweiterung eng in den Nebenwerte-Indizes./she/ajx/jha/