DAS IST LOS BEI CECONOMY:

Der Wettbewerb im Elektronikhandel wird mit harten Bandagen geführt. Mit Rabattschlachten hatte sich Ceconomy im wichtigen Weihnachtsgeschäft eine blutige Nase geholt. Nur mit viel Anstrengung konnte der Gewinnrückstand im zurückliegenden Quartal zumindest teilweise aufgeholt werden.

Um die eigene Marktposition auch ohne ruinösen Preiskampf zu stärken, setzt Konzernchef Pieter Haas auf Partnerschaften mit anderen Händlern. Allen voran mit dem französischen Konkurrenten Fnac Darty, an dem Ceconomy seit dem vergangenen Jahr eine Beteiligung von gut 24 Prozent hält. Seit kurzem basteln die beiden Unternehmen an einer europäischen Handels-Allianz - sie kooperieren etwa im Einkauf, bei der Entwicklung von Eigenmarken, bei Innovationen oder der Datenanalyse. Sobald die Plattform steht, sollen sich auch andere Firmen beteiligen können.

Für die schwierigen Märkte Russland und Schweden setzt Ceconomy ebenfalls auf Hilfe von außen. Am liebsten wäre Haas ein Verkauf. Bis es soweit ist, werden die Bräute hübsch gemacht. Deshalb fährt Ceconomy einen harten Sparkurs. Unterstützung beim Umsatz erhofft sich das Unternehmen von der in Kürze startenden Fußball-Weltmeisterschaft, die den Verkauf von Fernsehern oder zumindest deren Vermietung ankurbeln soll.

Schwer wiegt unterdessen der Wertverfall einer Mitgift, die Ceconomy im Sommer 2017 bei der Abspaltung vom Lebensmittelhändler Metro mit auf den Weg bekommen hat. Um die Kapitalbasis des Elektronikgeschäfts zu stärken, erhielt Ceconomy eine zehnprozentige Beteiligung an der Metro. Durch den Kursverfall der Metro-Aktie, der sich durch eine Gewinnwarnung des Unternehmens noch beschleunigt hatte, musste Ceconomy eine Wertberichtigung im zweiten Quartal über 131 Millionen Euro vornehmen und rutschte dadurch tief in die roten Zahlen.

Unklar ist noch, wie es mit dem Ceconomy-Anteil des verstorbenen Minderheitsaktionärs Erich Kellerhals weitergeht. Jahrelang lag die frühere Metro Group und später dann Ceconomy mit Kellerhals über Kreuz. Sowohl das Unternehmen als auch die Familie von Kellerhals wollen nun aber einen Schlussstrich ziehen und in Zukunft getrennte Wege gehen. "Es wird keine gemeinsame Zukunft geben", sagte Ceconomy-Chef Haas jüngst auf der Hauptversammlung der Elektronikkette. Wie die Trennung genau erfolgen soll, darüber wolle man sich nun zügig verständigen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die meisten Experten nehmen eine abwartende Haltung ein. Von den zwölf von dpa-AFX befragten Analysten stufen sechs die Aktie zum Halten ein, vier raten zum Kauf und zwei zum Verkauf. Die Wertberichtigung der Metro-Beteiligung nahmen einige Experten zum Anlass, ihre Gewinnschätzungen zu reduzieren. Da sich der Kurs der Metro seit Ende des zweiten Geschäftsquartals (Ende März) weiter verschlechtert habe, sei von weiteren Abschreibungen in den kommenden Quartalen auszugehen, schrieb Analystin Fabienne Caron von Kepler Cheuvreux.

Was die operative Lage angeht, fand Laura Cherdron von Independent Reseach jüngst lobende Worte für die Fortschritte von Ceconomy auf der Kostenseite. Der Versuch, mit Hilfe von Partnerschaften die eigene Marktposition zu stärken, bezeichnete Cherdron zudem als sinnvoll. Schwächen sieht die Expertin allerdings im Deutschlandgeschäft.

Georgina Johanan von JP Morgan sieht derweil nur wenig, was den Umsatz weiter antreiben könnte. Möglichkeiten gebe es eher für eine weitere Verbesserungen der Marge, schrieb sie in einer Studie. Allerdings könnte eine weitere Verschlechterung des makroökonomischen Umfeldes oder auch ein zunehmender Wettbewerb diese Vorteile schnell wieder zunichte machen.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Der Verlauf der Ceconomy-Aktie bietet Anlegern keinen Anlass zur Freude. Gestartet war die Aktie in ihre Unabhängigkeit im Juli 2017 mit gut 9 Euro. Mitte Januar erklomm sie ein Hoch bei 13,40 Euro. Danach ging es allerdings kontinuierlich bergab. Den vorläufigen Tiefstand erreichte das Papier Ende Mai bei rund 8 Euro. Verkaufsdruck hatte unter anderem die Entscheidung der Deutschen Börse gegeben, den Index der mittelgroßen Unternehmen im September von derzeit 50 auf 60 Werte auszuweiten. Der Haken für Ceconomy: Erstmals erhalten Mitglieder aus dem Technologie-Index TecDAX in dem Zugang zu MDax und SDax. Dadurch wird es trotz der Erweiterung eng in den Nebenwerte-Indizes.

Analyst Jürgen Elfers von der Commerzbank sieht den Verbleib des Elektronikhändlers im MDax bedroht. Der am Streubesitz bemessene Börsenwert reiche aktuell nicht für einen Verbleib aus, schrieb er in einer Analyse. Aus seiner Sicht kann nur eine Erhöhung der Zahl der im Streubesitz befindlichen Aktien Ceconomy helfen, im MDax zu bleiben. Dazu aber müssten sich Großaktionäre wie die Franz Haniel & Cie GmbH, die Meridian Stiftung oder der Gesellschafterstamm Beisheim von Anteilen trennen. Kurstreiber für die Aktie sieht Elfers nicht, vor allem wenn durch die Metro-Beteiligung weitere Wertminderungen drohen. Die Metro-Aktie hat insbesondere seit der Gewinnwarnung Mitte April rapide an Wert verloren. Aktuell pendelt sie um zwischen 11 und 12 Euro. In ihre Unabhängigkeit gestartet war sie einst bei 20 Euro./she/tav/fba