Das Wort von Cerberus hat Gewicht: Die Amerikaner gehören bei beiden Geldhäusern zu den größten Investoren. Zudem setzt die Deutsche Bank beim Konzernumbau auf die Hilfe des Finanzinvestors und hat dazu im Sommer die Beratungssparte von Cerberus engagiert. Die Deutsche Bank, die Commerzbank und Cerberus lehnten eine Stellungnahme ab.
KAUM POLSTER FÜR MAGERE ZEITEN
Investoren, Analysten und in der Politik drohen die Geduld zu verlieren. Die Deutsche Bank hatte zwar 2018 nach drei Verlustjahren in Folge erstmals wieder einen Gewinn gemacht, doch die Kosten bleiben hoch und die Renditen niedrig. Die Eintrübung der Konjunktur treibt vielen Beobachtern die Sorgenfalten auf die Stirn. Eine Rezession würde sowohl die Deutsche Bank als auch die Commerzbank hart treffen, viel Polster für magere Zeiten haben sie beide nicht.
Diese Einschätzung hat sich offenbar auch in der Politik durchgesetzt. "Die Wahrheit ist, dass wir die Entwicklung im Bankensektor diskutieren, das ist die Aufgabe unserer Regierung", sagte Finanzminister Olaf Scholz (SPD) Anfang Februar in London. Man spreche auch über die Situation bei einzelnen Häusern, um in der Lage zu sein, die nötigen Dinge zu tun, "für den Fall, dass etwas getan werden muss". Scholz hat immer wieder die Bedeutung einer starken deutschen Großbank betont und kritisiert, dass es in den vergangenen Jahren in Deutschland keine Industriepolitik in der Finanzbranche gegeben habe. Dabei ist der Bund schon seit einem Jahrzehnt an der Commerzbank beteiligt und hält auch heute noch gut 15 Prozent an dem Institut.
US-BANKEN SIND LÄNGST ENTEILT
Durch den Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank entstünde das mit Abstand größte deutsche Geldhaus. Dieser Riese hätte eine Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro, 38 Millionen Privat- und mehrere zehntausend Firmenkunden. Doch der neue nationale Champion wäre mit einem Börsenwert von rund 25 Milliarden Euro immer noch deutlich kleiner als viele europäische Konkurrenten - ganz zu schweigen von den Wall-Street-Banken, die den Deutschen längst enteilt sind.
Viele Investoren bezweifeln, dass ein Zusammenschluss die Institute wirklich voranbringen würde. "Die beiden Banken haben viel zu viele überlappende Geschäfte, als dass sie sich sinnvoll ergänzen würden", sagte Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW. Nach einer Fusion wären sie jahrelang mit sich selbst beschäftigt. "Die Konkurrenz hätte leichtes Spiel und würde weiter davoneilen."
GROSSAKTIONÄR MAHNT ZU GEDULD
Auch ein Deutsche-Bank-Großaktionär kann sich für die Idee nicht begeistern. "Es lohnt sich, Geduld zu haben", sagte er. "Wir gehören nicht zu denjenigen, die glauben, die Deutsche Bank und die Commerzbank könnten alleine nicht überleben. Es gibt keine unmittelbare Notwendigkeit für eine Fusion", sagte der Großaktionär. Christian Scarafia, Bankenanalyst bei der Ratingagentur Fitch, warnte vor den Herausforderungen eines Zusammenschlusses. "Jede Fusion dieser Größe würde erhebliche Umsetzungsrisiken bei der Integration mit sich bringen."
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing will von einer Fusion bislang nichts wissen. "Wir haben unseren Plan und den arbeiten wir ab", sagte Sewing Anfang Februar bei der Jahrespressekonferenz. "Über alles andere mache ich mir keine Gedanken." Auch Commerzbank-Chef Martin Zielke betont, das Geldhaus komme bei seinem Konzernumbau voran und sei auf Kurs. Angesichts des Absturzes der Deutschen-Bank-Aktie hätten die Commerzbank-Aktionäre an einem fusionierten Institut einen Anteil von gut einem Drittel - deutlich mehr als das in der Vergangenheit möglich gewesen wäre.
WENIG FREUDE MIT DER DEUTSCHEN BANK
Für Cerberus war das Engagement bei den beiden Frankfurter Instituten bislang nicht von Erfolg gekrönt. Die Amerikaner waren im Herbst 2017 mit drei Prozent bei der Deutschen Bank eingestiegen. An der Commerzbank halten die Amerikaner seit dem Sommer 2017 einen Anteil von fünf Prozent. Seit dem der Cerberus-Einstieg bekannt wurde hat die Deutsche-Bank-Aktie gut die Hälfte ihres Werts verloren, bei der Commerzbank ging es fast 40 Prozent in die Tiefe.
An der Börse sorgten die neu aufgeflammten Fusionsspekulationen am Mittwoch für wenig Begeisterung. Die gebeutelten Papiere der Deutschen Bank lagen am Nachmittag 0,3 Prozent im Plus, die Commerzbank-Papiere notierten 1,8 Prozent höher.
rtr