Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie sehnen die Deutschen den Sommer herbei. Bringt er dank hoher Temperaturen doch zumindest eine Auszeit von den ständigen Einschränkungen. Endlich kann man wieder unbeschwert die Freizeit genießen. Doch während Freizeit- und Tourismusbranche dies optimistisch stimmt, schaut die Pharma- und Medizintechnik-Branche mit eher gemischten Gefühlen dem Hochsommer und dem (vorläufigen) Abflauen der Pandemie entgegen.

Ähnlich dürfte die Gefühlslage auch bei CFD-Brokern sein. Haben diese doch in den zwei Jahren der Pandemie nach jahrelangem Sinkflug einen beachtlichen Turnaround hingelegt: Nach Angaben des CFD-Verbands gab es Ende 2021 bundesweit mit 291.708 CFD-Konten knapp 100.000 Konten mehr als Ende 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Pandemie. Ein Plus von 47,3 Prozent. Das Transaktionsvolumen stieg im selben Zeitraum um 114,6 Prozent von 1,068 Billionen Euro auf 2,293 Billionen Euro. Die Anzahl der Transaktionen kletterte von 43,7 Millionen Deals um 64,3 Prozent auf 71,8 Millionen Orders.

Ein Grund für diese neue Liebe der Deutschen in Zeiten der Pandemie dürften die großen Kursschwankungen gewesen sein. Einige Anleger veranlassten sie dazu, ihre Aktiendepots mit CFDs abzusichern, viele andere wiederum wollten angesichts der hohen Volatilitäten mit CFDs möglichst schnell möglichst viel Gewinn einfahren.

Schneller Durchblick

Insgesamt erweist sich die Corona-Pandemie damit für die CFD-Branche als Chance, die jahrelange Schwächephase hinter sich zu lassen und deutlich mehr Anleger für CFDs zu interessieren. Doch damit beginnen für Interessenten auch schon die Fragen: Was bietet welcher CFD-Broker? Wer hat das beste Angebot für CFD-Fans?

Um darauf fundierte Antworten geben zu können, hat die Redaktion von €uro am Sonntag auch 2022 ihren jährlichen CFD-Broker-Test durchgeführt. Dafür wurden insgesamt 20 in Deutschland aktive CFD-Broker angeschrieben, von denen letztlich elf auch tatsächlich an der Umfrage teilnahmen.

Dank des aktuellen CFD-Broker-Tests von €uro am Sonntag können frischgebackene CFD-Fans, aber auch aktive CFD-Anleger leicht herausfinden, welcher Broker das für sie beste Angebot hat. Dafür mussten die elf Testteilnehmer in vier Oberkategorien - Handel, Kosten, Sicherheit sowie Schulung & Technik - insgesamt rund 870 Angaben zu 72 Fragenkomplexen machen (siehe auch unten "So wurde gewertet"). Dieser enorme Umfang ist aus Sicht der Redaktion notwendig, da der CFD-Handel äußerst komplex ist und sich nur so in der gebotenen Exaktheit die einzelnen Angebote bewerten lassen. Einen kleinen Ausschnitt der abgefragten Aspekte liefert die Übersichtstabelle auf den Seiten 38 bis 39.

Ähnlich wie die Aufsichtsbehörden ESMA und Bafin legt auch €uro am Sonntag viel Wert auf Sicherheit: In dieser Kategorie mit den Unterkategorien Einlagensicherung, Online-Sicherheit, Reporting, Steuern und Recht waren maximal 330 der bis zu 1.000 möglichen Punkte zu erzielen. Der Bereich Kosten war dagegen nur für maximal 200 Punkte gut. In der Kategorie Handel waren hingegen bis zu 450 Punkte drin. Die restlichen 20 Punkte waren für Angaben zu angebotenen Schulungen und zur Hard- und Software reserviert.

Ein wichtiger Hinweis noch: Der Test bezieht sich ausschließlich auf Angebote für das CFD-Brokerage von Privatanlegern aus Deutschland, die der ESMA-Regulierung unterliegen. Einige CFD-Broker bieten jedoch auch die Möglichkeit, sich als professioneller Kunde registrieren zu lassen. Mal ganz abgesehen davon, dass die dafür notwendigen Voraussetzungen kaum ein Privatanleger erfüllt, verzichtet man damit auch auf den Schutz, den die ESMA-/Bafin-Regulierung bietet. Denn dieser greift bei Profi-Tradern nicht. Andere Broker bieten zwei oder mehr CFD-Kontomodelle an, darunter auch solche, die der Finanzaufsicht von Nicht-EU-Staaten unterstehen - etwa von Australien. Auch hier gilt: Wer ein solches Konto wählt, kann zwar mit höheren Hebeln traden, muss im Fall des Falles womöglich aber Kapital nachschießen. Und das kann schnell die wirtschaftliche Existenz gefährden, wie beim sogenannten "Franken-Schock" 2015 geschehen. Der wiederum war der Ausgangspunkt für die Bafin- und ESMA-Beschränkungen.

Während die ESMA- und Bafin-Regulierungen dazu geführt haben, dass sich die meisten CFD-Anbieter vollständig an den jeweils zulässigen Maximalhebeln orientieren, gibt es weiterhin große Unterschiede in Sachen angebotener Basiswerte: So bietet FXFlat gerade mal CFDs auf 399 Basiswerte an, bei CMC Markets sind es dagegen 12.046 Basiswerte. Die anderen Anbieter bieten 900 bis 5.000 Basiswerte.

Jedoch konzentriert sich der CFD-Handel deutscher Privatanleger seit Jahren auf ein paar Basiswerte. Das zeigen Daten des CFD-Verbands. So entfielen 2021 exakt 90,98 Prozent des gehandelten CFD-Volumens auf gerade einmal fünf Basiswerte. Allein 50,3 Prozent des bundesweit gehandelten Volumens bezog sich dabei auf den DAX. Mit weitem Abstand folgten CFDs auf den Dow Jones: 34,20 Prozent. Kontrakte auf den Nasdaq 100 kamen auf 12,1 Prozent. CFDs auf das Währungspaar Euro/US-Dollar machten 3,72 Prozent des gehandelten Volumens aus. Und weitere 2,74 Prozent entfielen auf Edelmetall-CFDs - also hauptsächlich Gold-CFDs. Das bedeutet: Mit fünf Basiswerten wären die meisten CFD-Trader zufrieden. Im Test wurde diesem Umstand dadurch Rechnung getragen, dass solche beliebten Basiswerte in der Produktpalette deutlich mehr Punkte einbrachten als andere.

Doch zurück zu den CFD-Brokern. Auch bei den angebotenen Ordertypen unterscheiden sich die Offerten deutlich. In der Umfrage wurden 33 wichtige Ordertypen explizit abgefragt. Während XTB laut eigener Angaben gerade mal 13 verschiedene Ordertypen anbietet, offeriert WH Selfinvest 23 der 33 abgefragten Ordertypen und verweist darauf, "Hunderte weitere" anzubieten.

Auch die Handelsplattformen unterscheiden sich deutlich, lediglich das Handeln kompletter Positionen direkt aus dem Chart, One-Click-Trading sowie die Überwachung von Margin- und Overnight-Positionen bieten alle.

Schon beim Panic-Closing - dem gleichzeitigen Schließen aller offenen Positionen - gibt es bei CMC Markets einen Aussetzer. Und eine automatische Chartmuster-Erkennung bieten mit Activ Trades, Admiral Markets, CMC Markets, FXFlat, JFD Bank und WH Selfinvest gerade mal sechs der elf Anbieter. Zudem variiert die Zahl der verfügbaren technischen Indikatoren zwischen 36 (Consorsbank) und 400 (WH Selfinvest). Übrigens: Dass die Angaben bei Comdirect Bank, Onvista Bank und S-Broker oft identisch sind, ist dem Umstand geschuldet, dass für dieses Trio im Hintergrund die Société Générale als Market Maker für CFD-Geschäfte fungiert. Sprich: Alle CFD-Trades dieser Anbieter laufen über die Société Générale. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Angebote der Vier völlig identisch sind.

Große Kostenunterschiede

Die Kosten für CFD-Trades beispielsweise unterscheiden sich auch bei ihnen teils deutlich. So verlangen etwa Comdirect und deren Tochter, die Onvista Bank, für einen exakt vorgegebenen Beispiel-Trade auf den Euro/Dollar-Kurs 9,40 Euro je Roundturn, während beim Sparkassen-Broker der exakt gleiche Trade für 6,82 Euro zu haben ist.

Noch größer sind die Unterschiede, wenn man alle Anbieter betrachtet: Bei der JFD Bank gibt es denselben Trade schon für 2,75 Euro. Ähnlich die Unterschiede bei Beispieltrades auf den DAX: Hier werden je nach Anbieter umgerechnet zwischen 0,40 Euro und 4,00 Euro je Roundturn fällig (siehe Übersichtstabelle unten).

Dauersieger erneut ganz oben

Welcher CFD-Broker hat nun aber das beste Gesamtangebot? Auch in diesem Jahr konnte WH Selfinvest die Gesamtwertung im CFD-Test für sich entscheiden (siehe auch Ergebnistabelle unten): bester CFD-Broker 2022. Der sechste Gesamtsieg in Folge. Das muss man erst mal schaffen.

Als "Top-CFD-Broker 2022" wurden FXFlat und S-Broker auf den Plätzen 2 und 3 bewertet. Fünfmal wurde zudem die Bewertung "sehr guter CFD-Broker 2022" und dreimal "guter CFD-Broker 2022" vergeben.

In den Teilkategorien sah es so aus: Das beste Handelsangebot insgesamt offeriert WH Selfinvest, gefolgt von Activ Trades. CFD-Trader, die auf möglichst niedrige Kosten Wert legen, sind am besten bei der JFD Bank aufgehoben. Im Bereich Sicherheit schnitt die Comdirect am besten ab, knapp dahinter S-Broker, Onvista Bank und Consorsbank (weitere Ergebnisse siehe unten).

Jedoch gibt es bei allen elf getesteten CFD-Brokern noch Luft nach oben. So war kein einziger Anbieter in allen Teilbereichen der Beste. Anders ausgedrückt: Den einzig wahren CFD-Broker gibt es nicht. Jeder hat seine Stärken, aber auch Schwächen.




Test: €uro am Sonntag hat die Angebote bundesweit aktiver CFD-Broker mittels einer schriftlichen Umfrage bewertet. An der Bewertung nahmen elf von 20 angeschriebenen CFD-Brokern teil. Deren Angaben wurden stichprobenartig mittels ihrer CFD-Preis-/Leistungs-Verzeichnisse, der AGB, der CFD-Sonderbedingungen, der CFD-Basis- und Risikoinformationen auf ihre Richtigkeit geprüft.

Wertung: Maximal gab es 1.000 Punkte. Dafür waren in vier Kategorien mit 72 Fragenkomplexen rund 870 Angaben zu machen, die im Verlauf der Auswertung in Punkte umgerechnet wurden. Bei metrischem Zahlenniveau (etwa Kosten in Euro, Zinssätze in Prozent) erfolgte die Punktevergabe relational, teils auch umgekehrt proportional.

So wurde gewertet:


Kategorien: Die wichtigste Kategorie war der Bereich Handel. Hier gab es bis zu 450 Punkte. Diese Kategorie war nochmals in fünf Unterkategorien unterteilt. In der Unterkategorie Basiswerte (maximal 75 Punkte) wurden das Angebot an Basiswerten, Handelsgarantien, die minimale/maximale Ordergröße je CFD-Klasse sowie Besonderheiten bei CFDs mit Laufzeitbeschränkung bewertet. Im Bereich Kursstellung & Orderaufgabe waren maximal 100 Punkte zu erzielen. Hier wurden Kursstellung, Spreads, Preisgarantien, Requotes, Slipage, Dealing Desk, STP- und DMA-Kurse abgefragt. Bei Order & Handelszeiten (75 Punkte) ging es um Ordertypen, Orderwege, Ordergültigkeit, Absicherungsorder, Priorisierungen, Teilschließungen und Handelszeiten. Mit der Qualität der Handelsplattform waren weitere 75 Punkte zu holen. Hier wurde neben den Features der Handelsplattform auch der angebotene Support sowie das News- und Research-Angebot bewertet. Beim Handelskonto (125 Punkte) ging es dann um Fragestellungen rund um Margin, Margin Call, Hebel, Overnight-Positionen und Zwangsglattstellungen.

Im Bereich Kosten waren maximal 200 Punkte zu erzielen. Hier flossen nicht nur Kosten für CFD-Handels- und Verrechnungskonto sowie Handelsplattform mit ein, sondern auch die Kosten, die bei Roundturns in einzelnen CFD-Klassen entstehen. Dabei wurden auch die Spreads bewertet. Zudem flossen die Kosten von fünf Beispielorders in die Wertung mit ein, ebenso die Kosten für Overnight-Finanzierungen sowie Wertpapierleihe und die Kosten bei längerer Inaktivität des Kunden.

Der Bereich Sicherheit war für bis zu 330 Punkte gut: Bei der Unterkategorie Risikoschutz (220 Punkte) ging es um Risikobegrenzung, Einlagensicherung, Referenzkontoprinzip, Markt- und Handelsstörungen sowie Mistrades. Bei Steuern & Recht (110 Punkte) standen Fragen zu untertägigem und Tagesend-Reporting, deutschem Steuer-Reporting, Abgeltungsteuer, Finanzaufsicht, Gültigkeit deutschen Rechts, Gerichtsstand, rechtliche Stellung und Schadenersatzansprüche an.

In der vierten Kategorie, Schulung & Technik (maximal 20 Punkte, aus Platzgründen nicht abgedruckt), ging es um das Schulungsangebot (Webinare, Seminare etc.), um Infos zum CFD-Handel sowie um Anforderungen an Hardware und den Einsatz spezieller Software.

Benotung: Der Beste der Gesamtwertung wurde als "Bester CFD-Broker" ausgezeichnet. Die von ihm erzielte Punktzahl war zugleich die Benchmark für die anderen Anbieter. Wer mehr als 95,00 % der Punkte des Besten erzielte, erhielt die Auszeichnung "Top-CFD-Broker". Bis hinunter auf 85,001 % der Punkte des Testbesten gab es die Bewertung "sehr gut"; bis 70,001 %: "gut"; bis 50,001 %: "befriedigend"; bis 25,001 %: "ausreichend"; bis 10 %: "mangelhaft"; bei weniger als 10 %: "ungenügend". Die Notenvergabe in den Unterkategorien erfolgte analog.