Angespannte Lage in der Chemieindustrie. Nur Covestro hält dagegen und bestätigt Prognosen. Bei BASF, Wacker Chemie und Lanxess drohen Probleme.
Eine ungewöhnlich deutliche Prognosekürzung beim Chemiekonzern Lanxess hat Sorgen vor weiteren Gewinnwarnungen in der Branche ausgelöst. Der MDAX-Konzern rechnet damit, dass sein Jahresgewinn angesichts schwacher Nachfrage insbesondere aus China um 30 Prozent unter der eigenen Erwartung liegen könnte. Die Gewinnwarnung sei „ein massiver Schock und strahle auf die gesamte Branche aus“, sagte Berenberg-Analyst Andres Castanos-Mollor.
Die Lanxess-Aktie brach nach der Meldung um 15 Prozent ein, auch andere Chemietitel wie BASF, Wacker und Evonik gerieten unter Druck. Branchenexperten wie Markus Mayer von der Baader Bank gehen davon aus, dass weitere Gewinnwarnungen folgen könnten.
Sorgen bereitet vor allem der eingetrübte Ausblick auf das zweite Halbjahr. Noch im April war das Lanxess-Management von einer Belebung der globalen konjunkturellen Lage ausgegangen, die aber bislang ausgeblieben ist. „Sehr schwache Nachfrage sowie anhaltender Lagerabbau haben sich im zweiten Quartal fortgesetzt und dauern an.“ Auch im Juni sei keine Erholung erkennbar. Seine Zahlen will Lanxess am 4.8. vorlegen.
Schwache China-Konjunktur
BASF und Evonik wollten sich zunächst nicht zu ihrer Lage -äußern. BASF hatte allerdings bereits bei der Vorlage der Quartalszahlen im April erklärt, man erwarte nicht allzu viel vom zweiten Quartal. Dennoch hatte der DAX-Konzern auf eine Erholung im zweiten Halbjahr gesetzt. Doch Analysten etwa von HSBC rechnen in-zwischen damit, dass auch die BASF-Jahresziele gefährdet sind.
Die Chemieaktien leiden unter der schwachen Konjunktur in China. Die erhoffte Belebung nach Ende der Corona-Beschränkungen ist bislang ausgeblieben. Davon sind all jene Firmen betroffen, deren Pro-gnosen vor allem auf einer starken China-Belebung beruhen.
Aus der Reihe tanzt derzeit lediglich der Kunststoffkonzern Covestro, der am Dienstag seine im April ange-hobene Jahresprognose bekräftigte. Sie basiere auf einem stabilen makroökonomischen Umfeld.
Derweil zog Lanxess-Chef Matthias Zachert ein düsteres Fazit. „Die Nachfrageschwäche trifft uns in Deutsch-land ganz besonders: Wir leiden massiv unter Rahmenbedingungen wie hohen Energiepreisen und überbor-dender Bürokratie“, sagte Zachert zur Gewinnwarnung. „In Zeiten weltweiter Nachfrageschwäche ist der Standort Deutschland schlicht nicht wettbewerbsfähig.“
Die DZ Bank stufte Lanxess inzwischen von „Kaufen“ auf „Halten“ herunter. Berenberg emp-fiehlt die Aktie weiter zum Kauf. 2024 werde ein Erholungsjahr, 2025 gehe es wieder auf-wärts.
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