Einstufung als Währungsmanipulator: Was ist das Ziel?

Hauptzweck einer Einstufung als Währungsmanipulator ist es einem US-Gesetz aus dem Jahr 1988 zufolge, Verhandlungen mit dem betroffenen Land über dessen Devisenpraktiken zu erzwingen. Allerdings verhandeln die USA bereits seit zwei Jahren mit China über den Handel, wobei auch Währungsfragen eingebunden sind. Bislang ist keine Lösung in Sicht - im Gegenteil: Der Konflikt hat sich zu einem Handelskrieg hochgeschaukelt, in dem sich beide Seiten mit Strafzöllen überziehen.


Wie positioniert sich der IWF?

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist eher nicht auf Seiten der USA. Erst vorigen Monat hat der IWF betont, dass er zwar den Dollar für sechs bis zwölf Prozent überbewertet hält. Zugleich wies er aber darauf hin, dass der Yuan-Kurs im Einklang stehe mit der schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Das chinesische Wachstum fiel im zweiten Quartal so gering aus wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Mark Sobel, der in leitender Funktion sowohl für das US-Finanzministerium als auch für den IWF gearbeitet hat und jetzt für ein Institut in London tätig ist, hält deshalb nicht fiel von dem Stempel "Währungsmanipulator". "Es gibt nicht viel hier", sagt er.


Wie geht es jetzt weiter?

Wenn festgestellt wird, dass ein Staat seine Währung zu einem Handelsvorteil manipuliert, ist das US-Finanzministerium gesetzlich verpflichtet, bilaterale Verhandlungen mit diesem Land aufzunehmen. Alternativ kann mit dem IWF daran gearbeitet werden, die Situation zu verbessern. Ziel ist es, jeden unfairen Vorteil zu beseitigen, der durch die ungerecht abgewertete Währung entsteht.


Was, wenn keine Lösung gefunden wird?

Dann kann der Präsident verschiedene Sanktionen verhängen, etwa den Ausschluss von öffentlichen Aufträgen in den USA. Auch kann die Finanzierung durch die Overseas Private Investment Corp. (OPIC), einer Institution zur Entwicklungsfinanzierung, verboten werden. Allerdings ist China weder ein wichtiger Empfänger von amerikanischen Regierungsaufträgen noch von Finanzierungen des OPIC.


Senkt die Fed jetzt die Zinsen?

An den Finanzmärkten rechnen viele Händler mit einer weiteren Lockerung der US-Geldpolitik. Die Notenbank Fed hat den Leitzins gerade zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren gesenkt - auch als Reaktion auf den Handelsstreit, in dem sich die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt gegenseitig mit Sonderzöllen überziehen. Zins-Futures zeigen, dass momentan fast 40 Prozent der Wertpapierhändler mit einer Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte im September rechnen, nachdem es am Freitag erst zwei Prozent waren. Eine deutliche Zinssenkung dürfte den Dollar schwächen.


Wie könnte sich die Abwertung des Yuan auf den Euro auswirken?

Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), befürchtet in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, dass andere asiatische Länder ihre Währungen ebenfalls abwerten könnten, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Das könnte zu einem stärkeren Euro führen, damit würden Waren aus Deutschland außerhalb des Euroraumes teurer. "Die Folge werden wohl geringere deutsche Exporte und damit ein schwächeres Wachstum in Deutschland sein. In Zeiten, in denen sich die deutsche Wirtschaft in einer milden Rezession befindet, ist die Eskalation im globalen Handelskonflikt das letzte, was wir brauchen", mahnte Fratzscher.


Warum ist die Marke von sieben Yuan so wichtig?

Ein Dollar hatte am Montag erstmals seit 2008 wieder mehr als sieben Yuan gekostet. Diese Marke galt unter Experten lange Zeit als "rote Linie", die die chinesische Notenbank nicht überschreiten werde. Dass sie es jetzt zugelassen hat, rief bei Analysten Befürchtungen hervor, China könne den Wechselkurs zur Waffe im Handelskonflikt mit den USA nutzen. Ein niedrigerer Wechselkurs zum Dollar verbilligt den Preis chinesischer Produkte im Ausland. Die Abwertung war als weitere Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China gewertet worden, weil der Yuan nicht gänzlich frei schwankt, sondern durch die chinesische Notenbank beeinflusst wird.


Was hat es mit dem "mid-point-fixing" auf sich?

Die chinesische Notenbank setzt beim sogenannten "mid-point-fixing" täglich den Kurs des Yuan fest. Am Dienstag setzte die Zentralbank den Kurs mit 6,9683 Yuan überraschend tief an. Börsianer sahen darin einen bewussten Schritt der chinesischen Notenbank. Es sehe so aus, als wolle die Notenbank mit diesem Schritt ein Signal senden, dass sie die Lage im Griff habe, sagte Michael Hewson, Chefanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. "Es ist ein Katz und Maus-Spiel."

rtr/dpa-AFX/fh