Das chinesische Außenministerium rief in dem immer schärfer geführten verbalen Schlagabtausch zwischen Nordkorea und den USA erneut alle Seiten zu Mäßigung und Vorsicht auf.
US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag nachgelegt und gesagt, seine Drohungen seien wohl nicht hart genug gewesen. Nordkorea sollte sich zusammenreißen, sonst würde es Probleme bekommen, wie sie nur wenige Länder erlebt hätten. Machthaber Kim Jong Un habe sich verächtlich über die USA geäußert. "Mit mir kann er das nicht machen", sagte Trump. Die Nordkorea-Krise belastete auch am Freitag weltweit die Börsen.
"China sollte klarmachen, dass es neutral bleiben wird, sollte Nordkorea als erster Raketen starten, die den Boden der USA bedrohen, und die USA dafür Vergeltung üben", hieß es in einem Leitartikel der "Global Times". "Wenn die USA und Südkorea ihrerseits angreifen und versuchen, die nordkoreanische Führung zu stürzen und den politischen Rahmen auf der koreanischen Halbinsel zu verändern, dann wird China sie davon abhalten."
US-VERTEIDIGUNGSMINISTER SETZT AUF DIPLOMATIE
Trump hielt sich in New Jersey bedeckt auf die Frage von Journalisten, ob er einen Präventivschlag gegen Nordkorea erwäge. "Wir werden sehen, was passiert." Verteidigungsminister James Mattis betonte kurz danach, die USA zögen weiterhin den diplomatischen Weg vor. Ein Krieg wäre eine Katastrophe. Die USA seien allerdings bereit, auf Feindseligkeiten Nordkoreas zu reagieren.
Am Dienstag hatte Trump Nordkorea "mit Feuer und Zorn" gedroht, wie es die Welt noch nicht gesehen habe. Die Amerikaner und ihre Verbündeten seien sicher, bekräftigte Trump angesichts der Drohung Nordkoreas, die US-Pazifikinsel Guam ins Visier zu nehmen. Nordkorea sollte "sehr, sehr nervös" sein, wenn es nur daran dächte, die USA und ihre Alliierten anzugreifen.
US-MANÖVER MIT JAPAN UND SÜDKOREA
Australien sicherte den USA militärische Unterstützung zu, sollte ihr Territorium angegriffen werden. Die USA und Japan begannen am Donnerstag ein auf 18 Tage angelegtes Militärmanöver auf der nordjapanischen Insel Hokkaido, zu dem auch Raketenübungen gehören. Für den 21. August ist zudem ein gemeinsames Manöver von Südkorea und den USA geplant, an dem allein 30.000 US-Soldaten teilnehmen sollen.
Die Führung in Pjöngjang hatte Trumps Feuer-und-Zorn-Äußerung als "einen Haufen Unsinn" bezeichnet. Ein fundierter Dialog sei mit dem US-Präsidenten nicht möglich. Dieser sei keiner Vernunft zugänglich. Nur "absolute Gewalt" funktioniere bei ihm, hieß es in einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA. Außerdem konkretisierte die Führung in Pjöngjang ihre Angriffsdrohung. Bis Mitte August solle der Einsatzplan stehen, um vier Mittelstreckenraketen über Japan hinweg auf Guam abzufeuern. Die Raketen sollten demnach 30 bis 40 Kilometer vor Guam im Meer niedergehen.
Auf Guam leben rund 163.000 Menschen. Die USA haben dort eine Luftwaffenbasis, einen Marinestützpunkt mit U-Booten, eine Einheit der Küstenwache und rund 6000 Militärangehörige. Die siebte US-Flotte hat derzeit sechs Schiffe der Aegis-Klasse in der Region, die für die Raketenabwehr ausgerüstet sind. Japan hat weitere vier solcher Schiffe. Zudem ist auf Guam das Raketenabwehrsystem Thaad installiert, das die USA vor kurzem auch in Südkorea aufgebaut haben. Südkorea, das seit dem Korea-Krieg 1950 bis 1953 völkerrechtlich noch immer im Krieg mit Nordkorea ist, will effektivere Raketen und ein Atom-U-Boot anschaffen. Experten befürchten, dass es in der gesamten nordostasiatischen Region zu einer Rüstungsspirale kommt.
rtr