Trotz der laufenden Verhandlungen über eine Lösung des Handelsstreits zwischen den USA und China zeigt der Konflikt bereits jetzt langfristig negative Folgen für den Fertigungsstandort China. Er sorge dafür, dass Produktionsbetriebe "massenhaft aus China abwandern werden", sagte Victor Fung, Vorstandschef der Fung-Gruppe, eines der weltgrößten Handelskonzerne, auf dem Asiatischen Finanz-forum (AFF) in Hongkong.

Damit verändere der Konflikt globale Lieferketten von Grund auf. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, die in der letzten Fertigungsstufe tätig sind, suchten nach neuen Standorten, um das Etikett "Made in China" zu vermeiden und damit mögliche Strafzölle zu umgehen. Im Fokus der Firmen stünden dabei Länder entlang der Seidenstraßeninitiative der chinesischen Regierung, betonte Fung. Dort könnten sie neu geschaffene Infrastruktur nutzen. Das Billionenprojekt soll China per Bahn und Schiff mit 60 Ländern in Asien, Afrika und Europa verbinden.

Den USA ist der wachsende Einfluss Chinas ein Dorn im Auge. Im Juli 2018 hatte US-Präsident Donald Trump deshalb Strafzölle auf Importe aus China eingeführt. Der Streit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt schaukelte sich in den Folgemonaten hoch. Vordergründig geht es um das Handelsungleichgewicht zwischen den Ländern. 2018 betrug die Differenz von Ausfuhren aus China in die USA und US-Exporten nach China 323,3 Milliarden US-Dollar.

Inzwischen belegen die USA Produkte aus China mit einem Handelswert von über 250 Milliarden US-Dollar mit Zöllen von zehn bis 25 Prozent. China führte im Gegenzug Zusatzgebühren auf US-Importe von über 110 Milliarden US-Dollar ein. Anfang Dezember verständigten sich Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping auf einen 90-tägigen Waffenstillstand, um eine Lösung zu suchen. Am 30. und 31. Januar sollen die Handelsgespräche zwischen China und den USA in Washington fortgesetzt werden.

Milliardenprogramme laufen



Die Zölle haben den Handel zwischen den Ländern bereits deutlich belastet. Im Dezember waren die Exporte aus China mit minus vier Prozent zum Vormonat deutlich stärker gefallen als erwartet. Die Importe gingen um 7,6 Prozent zurück. Wegen der Konjunkturabkühlung hat Chinas Führung bereits Gegenmaßnahmen angekündigt, unter anderem Steuersenkungen für Unternehmen sowie neue -Investitionen in Infrastruktur. Flankierend pumpte Chinas Zentralbank die Rekordsumme von 73 Milliarden Euro in die Finanzbranche. Am Montag will Peking die Wachstumsprognose für 2019 veröffentlichen. Experten schätzen, dass nur noch sechs bis 6,5 Prozent Wachstum erwartet werden - es wäre der niedrigste Wert seit 1991.