Seit Jahresbeginn häufen sich die Anzeichen für eine stärkere Abkühlung der chinesischen Wirtschaft und schüren damit Sorgen vor einem Dämpfer für die exportabhängige deutsche Wirtschaft. Von den früher zweistelligen Wachstumsraten ist schon lange nichts mehr zu sehen. Für 2015 strebt die Regierung ein Plus von sieben Prozent an - es wäre der kleinste Zuwachs seit einem Vierteljahrhundert. Peking stemmt sich nun mit geldpolitischen Maßnahmen gegen die Wachstumsflaute, unter anderem senkte die Zentralbank die Zinsen.
Die chinesische Börse konnte sich zum Wochenschluss zwar wieder etwas stabilisieren, seit Monatsbeginn ist der Leitindex Shanghai-Composite allerdings um fast zwölf Prozent abgerutscht. Der Dax kommt im selben Zeitraum auf ein Minus von fast neun Prozent. Neue Hinweise auf den Zustand der chinesischen Wirtschaft dürfte am Dienstag der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitenden Gewerbe liefern.
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ERHÖHT DRAGHI DIE FEUERKRAFT?
Neben China könnten jedoch auch die Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks für ordentlich Bewegung am Aktienmarkt sorgen. Anleger sind gespannt, ob die EZB im Anschluss an die Zinssitzung am Donnerstag Hinweise auf eine mögliche Ausweitung ihres Anleihenkaufprogramms (QE) geben wird. Nach Einschätzung von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hat sich zuletzt die Gefahr erhöht, dass die Zentralbank ihr mittelfristiges Inflationsziel von knapp zwei Prozent verfehlen könnte. Dieser Wert wird als ideal für die Wirtschaftsentwicklung angesehen. Vor allem die stark sinkenden Ölpreise könnten die Preise nun aber weiter nach unten drücken. Um die Teuerung anzuheizen und die Konjunktur in der Euro-Zone anzukurbeln, hatte die EZB im März ein billionenschweres Wertpapierkaufprogramm gestartet. Es soll bis September 2016 laufen.
Commerzbank Analyst Michael Schubert geht zwar davon, dass die EZB QE verlängert oder sogar ausweiten wird. Am Donnerstag dürfte der Rat aber noch an der Politik der ruhigen Hand festhalten, erklärt der Experte. Wie es um die Preisentwicklung der Euro-Zone bestellt ist, zeigt sich zu Wochenanfang: Schätzungen zufolge dürfte die Inflationsrate im August von 0,2 auf 0,1 Prozent gefallen sein.
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RÄTSELRATEN UM US-ZINSWENDE
Mit Blick auf die US-Notenbank Fed interessiert in der neuen Woche vor allem eine Frage: Wird sie im September oder doch erst im Dezember die Zinsen erhöhen? Zuletzt hatten die Turbulenzen in China Zweifel an einer baldigen Zinswende geschürt. Anleger fürchten, dass auch die Wirtschaft in den USA unter einer Wachstumsverlangsamung im Reich der Mitte leiden könnte - der Leitindex Dow-Jones verlor am Montag zeitweise rund 1.000 Punkte. Die zahlreichen US-Daten in den kommenden Tagen dürften daher genauestens analysiert werden - unter anderem stehen der Chicago Einkaufsmanagerindex (Montag), der ISM-Index (Dienstag) und der monatliche Arbeitsmarktbericht (Freitag) auf der Agenda. Am Mittwoch veröffentlicht die Fed zudem ihren Konjunkturbericht, das so genannte "Beige Book". Experten gehen davon aus, dass sich das Bild einer robusten Konjunktur sowie eines starken Arbeitsmarktes in den USA verfestigen wird.
Auf Unternehmensseite dürfte es in der neuen Woche eher ruhiger zugehen. Spannend wird allerdings die Entscheidung über die künftige Zusammensetzung der Börsenindizes. Experten rechnen damit, dass die Deutsche Annington den Chemiekonzern Lanxess im Dax ersetzt. Im MDax gilt unter anderem der Scheinwerferhersteller Hella als Aufstiegskandidat. Weichen muss dafür wohl der Modekonzern Gerry Weber. Der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse fällt Donnerstagabend sein Urteil, wirksam werden die Änderungen am 21. September.
Reuters