Im Rahmen der Liberalisierung des Aktienhandels können ausländische Investoren chinesische Titel künftig direkt kaufen und verkaufen. Gleichzeitig erhalten chinesische Anleger Zugang zu sämtlichen in Hongkong gehandelten Papieren. Dadurch entsteht ein Aktienmarkt mit einem Börsenwert von umgerechnet 4,48 Billionen Euro. Nur die US-Börsen Nyse und Nasdaq sind nach Angaben der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors größer, London und Tokio werden überholt.
Ausländische Investoren haben bislang nur begrenzten Zugang zum chinesischen Aktienmarkt. Geschäfte laufen über eine begrenzte Anzahl lizensierter Firmen. Außerdem dürfen an der Börse Shanghai gekaufte Aktien nicht am selben Tag wieder verkauft werden. Die Regierung hatte 1995 aus Furcht vor einer ausufernden Spekulation eine Karenzzeit von mindestens einem Tag angeordnet. Am Montag teilte die Börse Shanghai mit, sie habe alle Vorbereitungen für die Wiedereinführung des sogenannten "T+0-Handels" - also den Kauf und Verkauf von Wertpapieren am selben Tag - getroffen.
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Steuerfrage ungeklärt - kurze Vorlaufzeit
Unklar blieb allerdings zunächst, ob ausländische Investoren auch beim Handel im Rahmen der neuen Kooperation Kapitalertragsteuern zahlen müssen. Diese Frage könne zu Komplikationen führen, warnte der Finanzmarkt-Experte Stephen Baron vom Vermögensberater Z-Ben. Schließlich müssten die Anleger, die auf dem bisherigen Weg am chinesischen Aktienmarkt engagiert seien, entsprechende Abgaben zahlen. Diese Unsicherheit sowie die relativ kurze Vorlaufzeit würden die Aktienumsätze zunächst dämpfen, so Börsianer. Anleger hatten die Behörden zuvor um eine Frist von einem Monat gebeten, um sich auf die Veränderungen vorbereiten zu können.
Die Partnerschaft zwischen den Börsen Hongkong und Shanghai sollte bereits Ende Oktober starten. Branchenvertreter führten die Verzögerung vor allem auf die Steuerproblematik zurück. Hongkongs Verwaltungschef Leung Chun-Ying hatte allerdings zuletzt signalisiert, dass auch die anhaltenden Proteste für mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungszone dabei eine Rolle spielten.
Reuters