Ein erneuter Crash der chinesischen Börsen und Kurskapriolen am Rohölmarkt haben Anleger am Dienstag vom Kauf europäischer Aktien abgehalten. Darüber hinaus warf die geldmarktpolitische Sitzung der US-Notenbank Fed ihre Schatten voraus. Dax und EuroStoxx50 traten daher bei 9743 und 3007 Punkten auf der Stelle.

"Vor dem Fed-Treffen steigt die Nervosität", sagte Devisenstratege Niels Christensen von der Nordea Bank. Viele Investoren erhofften sich wegen der Kursturbulenzen von den US-Zentralbankern beschwichtigende Töne. Ähnlich äußerte sich auch Rob Carnell, Chef-Ökonom der ING Bank. "Wenn wir nicht bald eine Trendwende bei den chinesischen Konjunkturdaten sehen, müssen wir unsere Erwartung zweier US-Zinserhöhungen im Juni und im vierten Quartal ernsthaft überdenken." Die von der Fed bislang angedeuteten vier Anhebungen erschienen "völlig unrealistisch".

Damit steigt Börsianern zufolge der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), ihre Geldpolitik ebenfalls deutlich zu lockern. Denn nur so lasse sich eine Aufwertung des Euro verhindern. Diese würde Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger attraktiv machen und den heimischen Aufschwung bremsen. Am Dienstag kostete die Gemeinschaftswährung mit 1,0834 Dollar ungefähr so viel wie am Vortag.

Die durch den Ölpreis -Verfall gedämpfte Teuerung schürte zudem Spekulationen auf eine weitere EZB-Zinssenkung. Das europäische Inflationsbarometer fiel auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2015 - kurz bevor die EZB mit ihren Wertpapierkäufen im Volumen von 60 Milliarden Euro monatlich begonnen hatte. Dies drückte die Renditen der zwei - und fünfjährigen Bundesanleihen am Dienstag auf Rekordtiefs von minus 0,457 und minus 0,253 Prozent. Gleichzeitig markierte der Bund-Future, der auf den zehnjährigen Titeln basiert, mit 162,03 Punkten eine neue Bestmarke.

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PANIKVERKÄUFE AN CHINESISCHER BÖRSEN



Der chinesische Aktienmarkt brach um rund sechs Prozent ein. Börsianer sprachen von Panik-Verkäufen. Auslöser waren enttäuschende Konjunkturdaten. So brach das Eisenbahn-Frachtvolumen, das als Barometer der Aussichten für die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft gilt, im vergangenen Jahr um knapp zwölf Prozent ein.

Ein weiterer Belastungsfaktor war der anhaltende Preisverfall des Rohöl. Der Preis für die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee schmierte zunächst um bis zu vier Prozent ab. Dank Spekulationen auf eine Drosselung der Fördermengen drehte er jedoch ins Plus und kostete am Nachmittag mit 30,75 Dollar je Barrel (159 Liter) 0,8 Prozent mehr als am Vortag.

Wegen dieser Achterbahnfahrt suchten weitere Anleger Schutz in als sicher geltende Häfen. Neben Bundesanleihen griffen sie zu Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 0,9 Prozent auf 1117,60 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

SIEMENS UND PHILIPS DANK STARKER ZAHLEN IM AUFWIND



Am Aktienmarkt stachen Siemens mit einem Kursplus von bis zu fast neun Prozent heraus. Starke Zahlen und angehobene Gewinnziele verhalfen dem Technologiekonzern zum größten Kurssprung seit fast sieben Jahren.

Konkurrent Philips gewann in der Spitze 8,4 Prozent - das größte Plus seit immerhin dreieinhalb Jahren. Hier sorgten die positiven Aussichten der Gesundheitssparte für Auftrieb. Deren Auftragseingang sei höher als bei den Rivalen Siemens und General Electric (GE), schrieben die Analysten der Barclays Bank in einem Kommentar. Außerdem seien die Konzernergebnisse für das abgelaufene Quartal "so gut wie lange nicht".

Reuters