Nach erneut enttäuschenden Konjunkturdaten aus China und einer überraschend starken Abwertung des Yuan haben Europas Anleger am Mittwoch einen weiten Bogen um die Aktienmärkte gemacht. Auch Rohstoffe wie Öl und Kupfer standen auf den Verkaufszetteln. Zu der Unsicherheit habe auch die Nachricht beigetragen, wonach Nordkorea nach eigenen Angaben erstmals eine Wasserstoffbombe getestet hat, sagt Händler Markus Huber vom Brokerhaus City of London Markets. Nach Einschätzung des Vize-Chefs der US-Notenbank Stanley Fischer ist die Unsicherheit in Bezug auf China und Nordkorea gestiegen.

Dax und EuroStoxx50 brachen bis zum Nachmittag um je rund zwei Prozent auf 10.104 und 3115 Zähler ein. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures ebenfalls Verluste von rund zwei Prozent. In New York sind zahlreiche große Ölkonzerne gelistet, deren Gewinnaussichten angesichts der fallenden Ölpreise schrumpfen. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 4,9 Prozent auf 34,62 Dollar je Barrel (159 Liter) und kostete damit so wenig wie zuletzt im Juli 2004. Dafür machten Händler vor allem Spekulationen auf ein stabiles Überangebot von Öl verantwortlich. Denn angesichts des über den Jahreswechsel eskalierten Streits zwischen den beiden Opec-Mitgliedern Iran und Saudi-Arabien gilt eine Fördersenkung des Kartells zur Stützung der Preise als äußerst unwahrscheinlich.

GOLD UND BUNDESANLEIHEN GEFRAGT



An den Aktienmärkten wird der Preisverfall auch als schlechtes Omen für die Konjunktur gesehen, da offenbar auch viele Anleger auf eine sinkende Nachfrage setzten - vor allem in China, der nach den USA weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Nach schwachen Daten aus der Industrie enttäuschten am Mittwoch die Erhebungen der Datenanbietern Caixin und Markit zur Stimmung im chinesischen Dienstleistungssektor. Der Einkaufsmanagerindex war im Dezember auf 50,2 Punkte gefallen. Das war der zweitniedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 2005. Außerdem liegt er nur noch knapp über der Schwelle von 50 Zählern, die Wachstum signalisiert. Das Dienstleistungsgewerbe hatte sich in den vergangenen Monaten besser entwickelt als die chinesische Industrie.

Zudem näherte der Kursverfall des chinesischen Yuan - der Dollar kletterte auf den höchsten Stand seit März 2011 - Spekulationen, dass es um Wirtschaft der Volksrepublik schlechter als bislang gedacht bestellt sei. Die Furcht vor eine Abkühlung der chinesischen Konjunktur drückte den Preis für Kupfer um 1,1 Prozent auf 4593 Dollar je Tonne. Das im Bau benötigte Metall wird von keinem anderen Land so stark nachgefragt wie von China. Schon 2015 war der Kupferpreis um 25 Prozent abgestürzt.

Diese Gemengelage ließ viele Anleger zur Krisenwährung Gold greifen: Die Feinunze (31,1 Gramm) verteuerte sich um ein Prozent auf 1088,60 Dollar. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, gewann 87 Ticks auf 159,92 Punkte.

MÖGLICHE IPHONE-ABSATZFLAUTE DRÜCKT HIGH-TECH-WERTE



Die sinkenden Rohstoffpreise drückten vor allem die Aktienkurse der Minen- und Stahlkonzerne: Im Dax verloren ThyssenKrupp 3,8 Prozent, die in Paris und Amsterdam gelisteten Aktien des Branchenprimus ArcelorMittal verloren sogar fast acht Prozent.

Zu den größten Verlierern zählten auch die Aktien der Chip-Hersteller: Infineon, Dialog Semiconductor und ASML rutschten um vier bis knapp sieben Prozent ab. Einem Zeitungsbericht zufolge will Apple die Produktion seiner iPhone-Modelle 6S und 6S Plus im Frühjahr drosseln. Daraufhin stürzten die Kurse zahlreicher asiatischer Zulieferer ab. Apple gaben im deutschen Aktienhandel um rund vier Prozent nach.

Reuters