China wirft seit Monaten Dollar auf den Markt, um angesichts der Konjunkturabkühlung den Abwertungsdruck auf die heimische Währung Yuan zu dämpfen und einen Kapitalabfluss in größerem Ausmaß zu verhindern. Die Reserven sind daher vier Monate in Folge geschrumpft. Sie sind aber nach wie vor die größten der Welt, obwohl sie 2015 mit 513 Milliarden Dollar so stark fielen wie noch nie.

"Chinas Devisenreserven schmelzen wie Schnee im Frühling", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Sinken sie weiter in diesem Tempo, wären sie rechnerisch in nur zweieinhalb Jahren verbraucht. Chinas Regierung muss dringend handeln." Viele Firmen würden ihre Exporterlöse auf Dollar-Konten lassen, statt sie über die heimische Zentralbank in Yuan zu tauschen. "Hier kann die Regierung ansetzen und Druck auf die Unternehmen ausüben, den Kapitalexport zu reduzieren", sagte Krämer.

Die Behörden könnten zudem Genehmigungen zum Kauf ausländischer Aktien, Anleihen und Beteiligungen verzögern. "In einem autoritären Staat kann all das eine Menge bewirken, zumal viele der großen Unternehmen dem Staat selbst gehören", sagte der Commerzbank-Experte.

China hatte den Yuan im vergangenen August überraschend abwerten lassen. Zusammen mit dem langsameren Wachstum und der Aussicht auf höhere Zinsen in den USA steigt damit der Abwertungsdruck. "Im Februar hat die Regierung etliche Maßnahmen eingeleitet, die den Abfluss bremsen könnten", sagte Ökonom Kevin Lai von Daiwa Capital Markets. Die Zentralbank selbst geht davon aus, dass sich der Abfluss der Devisenreserven im Laufe des Jahres normalisieren wird.

Reuters