Das ist das schlechteste Abschneiden seit 1976 und dem historischen Einbruch zu Jahresbeginn infolge des Corona-Ausbruchs geschuldet. 2019 hatte es noch zu einem Plus von rund sechs Prozent gereicht. Dennoch steht die Volksrepublik damit gut da, sind doch die anderen großen Volkswirtschaften nach Prognose internationaler Organisationen wie der OECD geschrumpft. Die deutsche Wirtschaft etwa brach um 5,0 Prozent ein.
Ökonomen sagen China in diesem Jahr ein noch deutlich stärkeres Wachstum von rund acht Prozent voraus, was vielen anderen Ländern zugutekommen dürfte. "Läuft die chinesische Produktion auf Hochtouren, braucht es Maschinen, die etwa aus Deutschland oder Japan kommen", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. "Die gute chinesische Einkommenssituation macht den Kauf teurer Autos möglich, auch davon wird besonders Deutschland profitieren." Gehe es Deutschland wiederum gut, schiebe dies auch die Konjunktur in der gesamten Eurozone an. "Dies macht deutlich: China wird zum globalen konjunkturellen Zugpferd des laufenden Jahres." Auch Matthias Krieger von der LBBW sieht dies als gute Nachricht für andere Staaten, "denn das Reich der Mitte ist für sehr viele Länder - unter anderem für Deutschland - ein äußerst wichtiger Handelspartner".
"VIEL POTENZIAL FÜR DEN KONSUM"
Zuletzt hatte sich die Konjunkturerholung in der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt belebt: Im vierten Quartal 2020 schaffte China ein überraschend kräftiges Wachstum von 6,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum, nachdem es im Sommerquartal nur 4,9 Prozent waren. Ökonomen hatten hier nur plus 6,1 Prozent erwartet. "Das sind sehr starke Zahlen", sagte Analyst Tommy Xie vom Finanzhaus OCBC in Singapur. China hat laut LBBW als einzige große Volkswirtschaft weltweit eine "wirklich V-förmige Erholung geschafft" - also nach einem Konjunkturabsturz wieder einen schnellen Aufschwung.
Der Exportweltmeister profitiert derzeit von einer steigenden Nachfrage nach seinen Produkten. Das Land stellt viele Güter her, die in der Corona-Pandemie weltweit gefragt sind - etwa Medizinausrüstung wie Masken oder Laptops und Bildschirme für das Home Office. Auch die Binnennachfrage hat sich erholt, wozu die Regierung mit Konjunkturprogrammen beitrug. In diesem Jahr dürfte sich der Aufschwung erheblich verstärken: Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt China ein kräftiges Wachstum von 7,9 Prozent voraus. "Wir denken, dass die Aussichten für die nahe Zukunft gut bleiben", sagte Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics. "Wir sehen noch viel Potenzial für den Konsum, da die Haushalte ihre im vergangenen Jahr angehäuften Ersparnisse abbauen werden."
MEHR SPANNUNG ZWISCHEN CHINA UND USA ERWARTET
Die Sorge vor einem Wiederaufflammen der Pandemie im Land hat allerdings zugenommen, nachdem kürzlich der stärkste Anstieg der Neuinfektionen an einem Tag seit mehr als zehn Monaten registriert wurde. Die Folgen für die Wirtschaft seien jedoch kontrollierbar, sagte der Chef des Statistikbüros, Ning Jizhe. In einigen Regionen könne aber der Konsum unter den neuen Restriktionen leiden. Die Behörden haben im Januar mehr als 28 Millionen Menschen unter häusliche Quarantäne gestellt, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.
Die Commerzbank sieht Chinas Wirtschaft - nicht zuletzt wegen gestiegener Corona-Infektionen - weiter auf holprigem Weg. "Gleichzeitig werden die geopolitischen Spannungen wieder zunehmen, sobald Joe Biden als US-Präsident vereidigt ist." Es scheine, dass Biden den traditionellen Verbündeten die Hand reichen werde, um eine breit angelegte China-Politik zu gestalten. "Damit dürften die allgemeinen Spannungen zwischen den USA und China in den kommenden Jahren erhöht bleiben." Auch der Präsident des Exportverbands BGA, Anton Börner, hatte jüngst zu Reuters gesagt: "Das ist ein säkularer Konflikt zwischen einer aufstrebenden Riesenmacht und einer Großmacht, die sich nichts wegnehmen lassen will."
rtr