"Insbesondere der Automarkt hat sich besser als erwartet erholt." Zudem beschleunige sich die Nachfrage nach Chips und Steuerelementen für Rechenzentren und Kommunikationsnetzwerke. "Arbeit, Bildung, Unterhaltung und Shopping verlagern sich stärker als bisher in den virtuellen Raum."

Der Halbleiterhersteller aus Neubiberg bei München erwartet deswegen in dem seit Oktober laufenden neuen Geschäftsjahr ein deutliches Wachstum von Umsatz und Gewinn. Dazu soll auch die Integration des US-Chipherstellers Cypress beitragen, den Infineon in diesem Jahr übernommen hat und der seit April voll konsolidiert wird. Der Umsatz, der im zurückliegenden Geschäftsjahr um sieben Prozent auf 8,6 Milliarden Euro zulegte, soll auf 10,5 Milliarden Euro steigen. Die operative Umsatzrendite, die infolge der Corona-Krise von 16,4 Prozent auf 13,7 Prozent schrumpfte, soll im kommenden Jahr wieder auf 16,5 Prozent klettern.

"Der Ausblick ist zuversichtlich", kommentierten die Branchenexperten der DZ Bank. In einem freundlichen Marktumfeld nach dem Sieg des Demokraten Joe Biden bei der US-Präsidentschaftswahl legte die Infineon-Aktie 3,5 Prozent zu.

Infineon-Chef Ploss erwartet nach der Ablösung des US-Präsidenten Donald Trump ähnliche Rahmenbedingungen wie bisher. Lediglich der Dialog werde kooperativer werden. "Wir gehen nicht davon aus, dass sich der Wettbewerb um die Technologieführerschaft (...) ändert", sagte Ploss. "Das wird auch unter einem President-elect Joe Biden weiter bestehen bleiben."

Doch komme Infineon zugute, dass für Elektrofahrzeuge und Assistenzsysteme bis hin zum autonomen Fahren immer mehr elektronische Bauteile benötigt werden. "Gerade in der Krise im Automobilsektor kommt Infineon zugute, dass die Zahl der produzierten Fahrzeuge für uns nicht der allein ausschlaggebende Faktor ist", sagte Ploss. "Auch in der Krise profitieren wir davon, dass der Halbleiterbedarf pro Fahrzeug stetig steigt." Infineon erwirtschaftet mehr als 40 Prozent seiner Umsätze mit der Autobranche.

Obohl der Überschuss im abgelaufenen Geschäftsjahr um 58 Prozent auf 368 Millionen Euro einbrach, will Infineon seine Dividende nicht im gleichen Maße kürzen. Den Aktionären, die im vergangenen Jahr 27 Cent je Anteilsschein erhalten haben, will Infineon nun jeweils 22 Cent zahlen.

Aus der Halbleiterbranche waren zuletzt unterschiedliche Signale gekommen. Der weltgrößte Chiphersteller Intel enttäuschte mit seinen Quartalserlösen die Märkte. Vor allem das rückläufige Geschäft mit Rechenzentren setzte dem US-Konzern zu. Der Konkurrent Texas Instruments übertraf hingegen im abgelaufenen Quartal die Umsatzerwartungen. Dank der Erholung der Autobranche und dem Trend zum Homeoffice steigerte der Konzern seine Erlöse.

rtr