Ein Überblick über die wichtigsten Entscheidungen der EZB seit Beginn der globalen Turbulenzen vor mittlerweile fast sieben Jahren:
9. August 2007: Die Probleme an den Hypotheken- und Kreditmärkten schwappen auf den Interbanken-Geldmarkt über. Die EZB und die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sehen sich gezwungen, zusätzlich Liquidität in den Markt zu pumpen.
12. Dezember 2007: Die Notenbanken in den fünf wichtigsten Währungsräumen greifen gemeinsam ein, um ein Austrocknen der Geldmärkte zu verhindern.
15. September 2008: Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers öffnen die großen Zentralbanken die Geldschleusen, um mitten in der Panik an den Finanzmärkten die Geschäfte am Geldmarkt am Laufen zu halten.
8. Oktober 2008: Die wichtigsten Notenbanken der Welt senken gemeinsam die Zinsen - ein historischer Schritt.
4. Dezember 2008: Die EZB senkt ihren Leitzins überraschend um einen dreiviertel Prozentpunkt auf 2,5 Prozent. Es ist der größte Zinsschritt seit der Einführung des Euro.
7. Mai 2009: Die EZB senkt ihren Leitzins auf das Rekordtief von einem Prozent.
24. Juni 2009: Die EZB stellt den Banken der Euro-Zone erstmals für ein ganzes Jahr Liquidität zur Verfügung. Mehr als 1000 Banken rufen 442 Milliarden Euro ab.
6. Juli 2009: Die EZB beginnt mit dem Ankauf von Pfandbriefen.
10. Mai 2010: Die EZB kündigt im Kampf gegen die eskalierende Schuldenkrise in der Euro-Zone an, am öffentlichen und privaten Anleihemarkt im großen Stil aktiv werden zu wollen. Die Notenbank gibt damit ihren Widerstand gegen den Ankauf von Staatsanleihen der Euro-Länder auf, der Kritikern zufolge zu einer höheren Inflation führen könnte. Laut EU-Vertrag kann die EZB die Bonds nur am Sekundärmarkt erwerben und nicht direkt bei den Regierungen.
16. Dezember 2010: Die EZB beschließt eine Verdoppelung ihres Grundkapitals auf knapp elf Milliarden Euro. Bezahlen müssen dies die ihr angeschlossenen nationalen Notenbanken. Die Bundesbank muss gut eine Milliarde Euro zuschießen.
8. August 2011: Die EZB beginnt mit dem Ankauf von Anleihen Italiens und Spaniens. Beide Länder waren zuvor ins Visier der Märkte geraten.
3. November 2011: Der neue EZB-Präsident Mario Draghi startet seine maximal achtjährige Amtszeit mit einem Paukenschlag und senkt den Leitzins auf 1,25 Prozent. Unter Trichet hatte die EZB den Schlüsselzins zuvor in zwei Schritten von einem auf 1,5 Prozent angehoben.
30. November 2011: In einer koordinierten Aktion stellen EZB und Fed sowie die Notenbanken Kanadas, Japans, Großbritanniens und der Schweiz den von der Krise gebeutelten europäischen Banken Dollar zur Verfügung. Den Instituten fiel es zuvor schwer, sich Dollar-Kredite zu beschaffen - viele US-Investoren hatten ihnen aus Angst vor den Folgen der Schuldenkrise den Geldhahn zugedreht.
8. Dezember 2011: Die EZB senkt ihren Leitzins wieder auf ein Prozent. Zudem versucht sie mit einem ganzen Maßnahmenbündel, den kriselnden Geldmarkt wieder flottzumachen und das Vertrauen der Banken zu stärken. Dazu senkt sie einerseits zum ersten Mal seit Bestehen des Euro ihre Mindestreserveanforderung auf ein von zwei Prozent. Darüber hinaus kündigt sie erstmals zwei Refi-Geschäfte mit den Banken über eine Laufzeit von drei Jahren an und lockert ihre Anforderungen an Sicherheiten weiter.
22. Dezember 2011: Beim ersten Drei-Jahres-Geschäft der EZB sichern sich die Banken der Euro-Zone die gigantische Summe von 489 Milliarden Euro.
29. Februar 2012: Beim zweiten Drei-Jahrestender der EZB ist die Nachfrage noch größer - 530 Milliarden Euro.
5. Juli 2012: Die EZB senkt erstmals in ihrer Geschichte den Leitzins auf 0,75 Prozent. Sie kappt zudem den Einlagesatz, den Banken bekommen, wenn sie Geld bei der EZB parken, erstmals auf null Prozent. Sie will damit die Institute ermuntern, mehr Geld an Unternehmen und Haushalte zu verleihen - willkommener Nebeneffekt: die Banken haben mehr Mittel, um auch Staatsanleihen zu erwerben. Das stützt die überschuldeten Länder im Süden Europas.
26. Juli 2012: Draghi erklärt in einer Rede, die Zentralbank werde "alles tun, was nötig ist, um den Euro zu retten". Dieses Versprechen gilt bis heute vielen Experten als Wendepunkt in der Krise. Seitdem haben die Schwankungen an den Finanzmärkten nämlich deutlich abgenommen und die Risikoaufschläge, die einzelne Staaten an den Bondmärkten bezahlen müssen, gingen deutlich zurück.
6. September 2012: Der EZB-Rat beschließt gegen den Widerstand der Bundesbank neue umfangreiche Staatsanleihenkäufe am Sekundärmarkt. Ziel des OMT ("Outright Monetary Transactions") genannten Programms ist es laut Draghi, den Euro in der Schuldenkrise zu sichern, Störungen am Euro-Anleihemarkt zu beheben und die Wirksamkeit der einheitlichen Geldpolitik der EZB in allen 17 Euro-Ländern zu garantieren.
7. November 2013: Die EZB senkt ihren Leitzins weiter auf das neue Rekordtief von 0,25 Prozent. Als Grund nennt sie die Gefahr einer zu langen Periode zu niedriger Teuerungsraten - sie will also mit noch billigerem Geld verhindern, dass die Wirtschaft der Euro-Zone in einen Teufelskreis aus sinkenden Preisen und Investitionen gerät.
5. Juni 2014: Die EZB forciert den Abwehrkampf gegen eine drohende Deflation und den stockenden Kreditfluss in Teile der Euro-Zone mit einer weiteren Leitzinssenkung auf 0,15 Prozent. Sie senkt zudem erstmals ihren Einlagesatz für Banken in negatives Terrain. Das hat zur Folge, dass Institute, die lieber Geld bei ihr parken als es an Unternehmen und Haushalte zu verleihen, künftig eine Strafgebühr von 0,10 Prozent zahlen müssen.
Zudem will sie mit neuen Geldspritzen im Volumen von 400 Milliarden Euro die stockende Kreditvergabe in den Krisenländern Südeuropas beleben. Außerdem pumpt sie weitere rund 165 Milliarden Euro in den Finanzmarkt, indem sie - im Fachjargon der Notenbanker gesprochen - die "Sterilisierung" früherer Staatsanleihekäufe beendet. Damit lässt sie bewusst von den Banken zurückgeholtes Geld in den Wirtschaftskreislauf fließen.