Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Der Aktienkurs legte in den vergangenen Monaten zu und erreichte ein neues 17-Jahres-Hoch. Die Anstrengungen des Managements, den Konzern wieder in die Spur zu bekommen, werden also von den Investoren erkannt und honoriert.
Cisco befindet sich derzeit mitten in einer Übergangsphase: weg vom traditionellen Hardwarekerngeschäft mit Routern und Switchern hin zu Softwarelösungen, Security-Technologie und Cloud-Services. Geht es nach CEO Chuck Robbins, sollen die Bereiche Software und Services mittel- bis langfristig rund die Hälfte zum Gesamtumsatz beitragen. Mittlerweile scheint der Netzwerkausrüster erste Früchte seiner Neuausrichtung zu ernten. Nach einer Serie von Quartalen mit Umsatzrückgängen ist der Konzern in diesem Jahr auf den Wachstumspfad zurückgekehrt.
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Schnellere Datennetze
Für das dritte Geschäftsquartal meldete Cisco Systems einen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um vier Prozent auf 12,5 Milliarden Dollar, der auf Abos basierende Umsatz macht inzwischen knapp ein Drittel der Gesamt-erlöse aus. Unter dem Strich verzeichnete der Konzern einen Gewinnanstieg um zehn Prozent auf 0,66 Dollar je Aktie.
Mit dem Übergang zur 5G-Datenübertragung hofft Cisco auf zusätzlichen Rückenwind. Schließlich sind schnellere Datennetze einer der wichtigsten Wachstumstreiber für die gesamte Branche der Netzwerkausrüster. Bereits in sechs Jahren können laut dem "Ericsson Mobility Report" mehr als 20 Prozent der weltweiten Bevölkerung 5G nutzen. Bis dahin soll sich der mobile Datenverkehr auf 110 Exa-byte pro Monat vervielfachen. Das entspricht einem HD-Videostream mit einer Dauer von 5,5 Millionen Jahren. Gerade die Videostreaming-Angebote und Kurzfilme auf Portalen wie Facebook oder You-tube werden dann für geschätzte 80 Prozent des Datenverkehrs verantwortlich sein.
"Wenn 5G die Erwartungen erfüllt, werden wir eine massive Explosion des Datenverkehrs erleben", ist sich Cisco-Chef Robbins sicher. Er möchte sein Unternehmen auf Dauer als wichtigen Player bei 5G-Netzwerken etablieren.
Um seine Ziele zu erreichen, scheut Robbins auch vor gezielten Zukäufen nicht zurück. Mit der 1,9 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Broadsoft im Oktober vergangenen Jahres sicherte sich Cisco jede Menge Fachwissen im Bereich IP-basierter Dienste für Sprache, Video- und Webkonferenzen. Anfang 2017 wurde bereits Appdynamics für 3,7 Milliarden Dollar übernommen, mit dessen Lösungen und Apps Kunden ihre Softwaresysteme überwachen können. Und Anfang Mai dieses Jahres folgte der Kauf der bislang in privaten Händen gehaltenen Firma Accompany, eines Unternehmens aus dem Bereich künstliche Intelligenz.
Auch wenn Cisco Systems im Zuge der US-Steuerreform sage und schreibe 67 Milliarden Dollar Auslandsguthaben in die Heimat zurückgebracht hat, will man die Übernahmeaktivitäten aber nicht zusätzlich beschleunigen. Dank des niedrigen Zinsniveaus hatte das Management schon zuvor einen ausreichend großen Finanzierungsspielraum, den man für Übernahmen brauchte. Einen Großteil der in die USA zurücktransferierten Reserven will Robbins hingegen in Form von Aktienrückkäufen und Dividenden an die Aktionäre ausschütten. Allein sechs Milliarden Dollar brachte Cisco Systems im zurückliegenden Quartal für Aktienrückkäufe auf, weitere 1,6 Milliarden Dollar für Dividendenzahlungen.
Durch Gewinnmitnahmen nach einem etwas verhaltenen Ausblick im Zuge des ansonsten überzeugenden Quartalsberichts ist der Aktienkurs zuletzt leicht zurückgekommen. Dank einer moderaten Bewertung, der attraktiven Dividende und des umfangreichen Aktienrückkaufprogramms bietet sich strategischen Investoren aktuell ein überzeugendes Chance-Risiko-Verhältnis.