Börsianer dürften sich dabei vor allem für das konkrete Ausmaß der corona-bedingten "Bremsspuren" in den Monaten April bis Juni stark interessieren. Unter den Analysten herrscht mit Blick auf diese drei US-Banken aber keine einheitliche Stimmung hinsichtlich der Ergebnisse für Q2 (Quelle: FactSet Research). Während sich zum Beispiel bei JPMorgan Chase die Konsenserwartungen zum Gewinn pro Aktie mit plus 1,15 Dollar in den vergangenen drei Monaten nicht verändert haben, kappten die Experten die Prognosen für die Citigroup von 1,12 Dollar auf nur noch 0,35 Dollar je Aktie (-68,7 Prozent). Deutlich schlimmer schätzen sie die Perspektiven von Wells Fargo ein. Nachdem vor drei Monaten noch ein Plus von 0,34 Dollar pro Aktie prognostiziert worden war, liegt hier der aktuelle Analystenkonsens nun bei minus 0,16 Dollar pro Aktie.

Für das mittlerweile laufende dritte Quartal hellen sich die Perspektiven indes ein bisschen auf. Dies trifft in besonderem Maße auf JPMorgan Chase zu. Hier gab es nämlich in den vergangenen drei Monaten sogar einen Anstieg der durchschnittlichen Gewinnprognose von 1,59 auf 1,77 Dollar pro Aktie zu beobachten. Ebenfalls positiv stimmt der Umstand, dass sich bei der Citigroup (-36,8 Prozent) und Wells Fargo (-18,4 Prozent) hinsichtlich der Q3-Ergebnisprognosen immerhin eine nachlassende Abwärtsdynamik feststellen lässt. Dabei dürfte vor allem die markante Erholung der US-Aktienmärkte einen wichtigen Beitrag geleistet haben. Angesichts der jüngsten US-Negativrekorde bei der Entwicklung der Corona-Infektionen dürften die Prognosen allerdings auf wackligen Füßen stehen.

Besonders interessant: Bei allen drei US-Banken entwickelten sich die Ratings allesamt tendenziell positiv, was vor allem daran gelegen haben dürfte, dass vor drei Monaten der "Corona-Schock" die Stimmung in der Analystenzunft besonders stark belastet haben dürfte. Bei der Citigroup kletterten die Kaufurteile seither von 17 auf 21, bei JPMorgan Chase von 11 auf 15 und bei Wells Fargo immerhin von 3 auf 5. Doch ein hohes Maß an Unsicherheit lässt sich vor allem bei der Citigroup und Wells Fargo nicht leugnen, schließlich reichen deren Kurszielprognosen von 50,00 bis 106,00 Dollar (Citigroup) bzw. 21,00 bis 65,00 Dollar (Wells Fargo). Gemessen am Analystenkonsens für die jeweiligen Kursziele winkt bei der Citigroup mit das höchste Gewinnpotenzial (plus 31,4 Prozent), gefolgt von Wells Fargo (plus 23,1 Prozent) und JPMorgan Chase (plus 14,9 Prozent).

Charttechnik: Aktie von Wells Fargo besonders labil


Unter charttechnischen Aspekten kann man der Citigroup und JPMorgan Chase eine relativ robuste Erholung attestieren, die beide Bankwerte über ihre mittelfristige 100-Tage-Linie hat ansteigen lassen. Verglichen damit zeigt sich die Aktie von Wells Fargo relativ labil. Ihr fehlen bis zur 100-Tage-Linie, die übrigens besonders steil bergab tendiert, mehr als 15 Prozent. Ein Aspekt deutet zudem darauf hin, dass bei Wells Fargo ein höheres Risikopotenzial existiert, als bei den beiden anderen Titeln. Während nämlich bei der Citigroup und JPMorgan Chase die diesjährigen Jahrestiefs im März registriert wurden - als der Corona-Crash besonders stark grassierte - wurde das Jahrestief bei Wells Fargo erst Mitte Mai markiert. Anleger sollten sich mit Blick auf Bankaktien ohnehin folgende Frage stellen: Muss man angesichts explodierender Geldmengen, niedriger Anleiherenditen, hoher Arbeitslosenzahlen und der negativen Corona-Entwicklung überhaupt Bankaktien besitzen? Angesichts dieses "Black-Box-Charakters" gibt es sicherlich weniger riskante Branchen, die attraktivere Perspektiven eröffnen.