Ein solcher Vergleich spart dem Gehirn Arbeit und Energie. Beim Thema Geld ist diese Relativität allerdings fehl am Platze.



Sie kennen das Bild: Beide innere Kreise haben denselben Durchmesser. Wir vergleichen ständig -und vertun uns.

Der Stift für den Neffen …



Es ist Juli. Hochsommer. Die Schulferien sind bald vorbei und Sie wollen Ihrem Neffen zum Schulanfang einen schönen Schreibstift schenken. 15 Euro beträgt Ihr Budget. Um ganz sicher zu gehen, nehmen Sie auch nur diese 15 Euro mit. Sie ziehen also zu Fuß los, denn glücklicherweise gibt es um die Ecke zwei Schreibwarengeschäfte, die dem Online-Handel bislang erfolgreich die Stirne bieten konnten und betreten das erste Geschäft. Der nur mäßig gelaunte Händler präsentiert Ihnen mehrere Stifte und einer, ein silberner, gefällt Ihnen auf Anhieb sehr gut. Er wirkt hochwertig und vor allem stabil. "Wie viel kostet der?", fragen Sie. "Genau fünf Euro, habe ich im Sonderangebot, sonst kostet der mehr", antwortet der Verkäufer. "Nun denn!", denken Sie sich, "es muss ja nicht gleich der erstbeste Stift sein, 100m entfernt gibt es ja noch einen anderen Laden." Mit einem "Ich überleg´s mir noch mal", verlassen Sie das Geschäft.

Im zweiten Geschäft angekommen, wird Ihnen wieder eine Auswahl von Stiften präsentiert. Diesmal ein netter Verkäufer. Sympathisch, freundlich, er hört Ihnen zu als Sie von Ihrem Neffen erzählen. Und zeigt Ihnen wieder eine Auswahl von Stiften. Und was sehen Sie da? Da ist er wieder, genau der gleiche Stift wie im ersten Geschäft. "Oh, den kaufe ich jetzt aber, denn auch hier scheint er mir der beste zu sein", denken Sie sich und fragen: "Wie viel kostet der denn?" "15 Euro. Das ist wirklich ein guter Stift, den Sie sich da ausgesucht haben", antwortet Ihr Gegenüber.

15 Euro! Zehn Euro mehr als im ersten Geschäft. Und es ist ein heißer Tag, dies hatte ich vergessen zu erwähnen. Zwischen den beiden Geschäften gibt es eine Eisdiele. Sie überlegen: Fünf Euro ausgeben plus ein leckeres Eis und noch Geld übrig behalten oder jetzt sofort beim netten Verkäufer zehn Euro mehr bezahlen.

Mit einem "Ich überleg´s mir noch mal" verlassen Sie das Geschäft.

Ein paar Minuten später erwerben Sie mit drei Kugeln Eiscreme in der Hand im ersten Geschäft den Stift für sagenhafte fünf Euro. Die sieben Euro in der Tasche fühlen sich gut an und so machen Sie sich zufrieden auf den Weg nach Hause …

Zehn Euro war der freundliche Verkäufer doch nicht wert, oder doch?

… und jetzt der 5-er BMW für Sie



Einen Tag später gibt es etwas Besonderes, diesmal für Sie: Jetzt sind Sie an der Reihe. Ein neuer Wagen ist fällig, den 5er BMW wollten Sie schon immer haben und da Sie gerade mit dem Verkauf der Lufthansa Aktie über 100% Wertzuwachs realisiert haben, möchten Sie sich nun etwas Schönes gönnen. Im Internet haben Sie schon recherchiert: Die 520d-Limousine soll es sein, 140 KW, ein Diesel. Wenn alle anderen Aktien verkaufen, weil die Kurse einbrechen - Sie kaufen. Wenn alle anderen kaufen, weil die Kurse steigen - Sie verkaufen. "Wer mit der Herde geht, der endet als Kottlett", ist Ihr Motto." "Man muss kaufen, wenn die Kanonen donnern!", sagte das nicht schon Altmeister Kostolany? Dazu passt also ein Diesel. Antizyklisch kaufen. Business Package, Entertainment Paket und Navigationspaket sollen dabei sein. Azuritschwarz metallic. Für 54.000 € kann man das alles haben, wenn man so richtig gut verhandelt. So haben Sie es recherchiert.

Sie fahren also zu einem Händler vor Ort und streifen durch die Halle. Da! Da steht Ihr Wagen. Business Package, Entertainment Paket und Navigationspaket, die von Ihnen gewünschte Motorisierung, also alles wie gewollt. Bis auf die Farbe: "Imperialblau metallic" ist zu lesen. Hm. Der Autoverkäufer steht neben Ihnen: "Ein grandioser Preis, 49.990 Euro! Sonst kostet ein solcher Wagen mindestens 56.000 Euro!" Recht hat er. Sie überlegen. Der Preis, also der Preis ist wirklich grandios. Gut, der Verkäufer hat Ihnen nicht zugehört, er redet selber zu viel, aber was soll´s? Mit dem werden Sie in Zukunft kaum noch zu tun haben. Die Werkstatt ist wichtiger. 4.000 € erspart. Wenn auch nicht die ideale Farbe. Das Ganze ist zu verlockend. Doch bevor Sie zuschlagen - auf dieser Straße gibt es weitere Händler. Einer davon führt ebenfalls BMW.

Mit einem "Ich überleg´s mir noch mal" verlassen Sie den Autosalon.

Drei Minuten später stehen Sie beim anderen Händler. Ein netter Autoverkäufer - ach iwo, hier passt der Name "Verkaufsberater" besser - hilft Ihnen. Er hört genau zu, nickt, fragt nach. Notiert. Perfekt! Ein toller Typ. "Ja", sagt der Mann, "an für sich habe ich fast genau das hier stehen, was Sie möchten. Zu einem Superpreis. "Business Package, Entertainment Paket und Navigationspaket, Motor, alles wie Sie es wollen. Nur die Farbe, die ist ein dunkles Blau. Kommen Sie doch mal bitte mit."

20 Sekunden später stehen Sie beide vor dem Auto. Ein Déjà vu: "Imperialblau metallic", hören Sie sich zu dem verwunderten Verkäufer sagen. "Sie kennen sich aber gut aus", meint er. "Der Preis ist mit exakt 50.000 Euro grandios. Sonst kostet ein solcher Wagen mindestens 56.000 Euro. Und die Farbe hat im Sommer auch gewisse Vorteile."

Ja, das stimmt natürlich. Nicht, dass Sie das nicht wüssten. Das Schwarze zieht nun mal die Sonnenwärme magisch an. Sie erinnern sich dunkel an Ihren ersten Wagen, einen schwarzen Golf ohne Klimaanlage. Und kommen ins Schwitzen. Der Mann ist nett, der Wagen fast perfekt, der Preis super - Sie entscheiden sich für das Auto.

Aber wo werden Sie den Wagen kaufen? Beim ersten Händler, dem unsympathischen Verkäufer, für 49.990 Euro oder beim zweiten, dem netten Verkäufer, für 50.000 Euro?

"Also wegen der zehn Euro", denken Sie sich "gehe ich doch nicht zurück zum anderen Händler, der auch noch ein schlechter Zuhörer ist. Nein, hier passt alles. Zehn Euro, die spielen bei 50.000 Euro keine Rolle. Jetzt und hier wird gekauft!"

Zehn Euro sind zehn Euro



Sie werden bei sich die starke Neigung erkennen, den Kauf des Stiftes im günstigeren Laden zu tätigen und sich beim Autokauf zu sagen: "Na, die zehn Euro, die sind ja nun wirklich egal bei einer solchen Summe. Da kaufe ich lieber beim netten Verkäufer." Vielleicht fangen Sie auch an zu rechnen: 10/50.000, das sind gerade mal 0,2 Promille. Wegen 0,2 Promille lohnt es nicht, auch nur einen Finger krumm zu machen.

Oder?

Für diese Denkweise gibt es keinen sachlichen Grund. Das Gehirn denkt zwar gerne relativ, weil ein Vergleich, wie geschrieben, weniger Energie kostet als eine absolut neue Beurteilung. Aber zehn Euro sind einfach zehn leckere Kugeln Eis. Es ist so einfach. Am Ende des Tages werden Sie in jedem Fall zehn Euro mehr oder weniger in der Tasche haben. Ist der nette Verkäufer nun zehn Kugeln Eis wert oder nicht? Das ist die Frage. Ob Sie ein Auto kaufen oder einen Stift. Das ist im Prinzip egal.

Forscher sagen: Geld ist relativ



Zahlreiche Experimente zeigen, dass wir Geld allerdings als relativ sehen. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen antwortet auf die Frage, ab welchem monatlichen Einkommen sie zufrieden wäre, mit einem um 25% höheren Einkommen als das aktuell der Fall ist. Egal, wie viel man verdient - sind es 25% mehr, ist man zufrieden. 25% sind spürbar. Man hat das Gefühl von Fortschritt. Gleichzeitig möchte man ja nicht gierig sein, daher das Standardkreuzchen in dem 25%-Kästchen. 25% sind viel, aber nicht zu viel.

Geld relativ zu sehen, kann auch gut für´s Ego sein. Studien zeigen, dass Anleger, die bei einem Papier einen Gewinn von 20% eingefahren haben, bei einem anderen aber einen Verlust von 10%, mit ihrer Anlegerleistung zufrieden sind -auch wenn der Verlust in absoluten Zahlen deutlich höher gewesen war als der Gewinn. Wie schon in meiner letzten Kolumne gezeigt, basteln wir uns die Realitäten um uns herum so, dass es dem Ego maximal schmeichelt.

Diese finanzielle Relativität ist ein breites Feld. Sie betrifft nicht nur den Wert des Geldes, sondern auch die zeitliche Komponente. Ein Gut, das wir häufig kaufen, wirkt für uns gewichtiger als eines, das wir nur selten kaufen -auch, wenn das häufig gekaufte Gut absolut gesehen sehr günstig ist. Diese berühmte, so genannte gefühlte Inflation, auf die sich sogar SPD Kanzlerkandidat Martin Schulz kurz vor der Wahl berief, ist somit ebenfalls eine Relativitätsfrage. Ich kaufe zehnmal im Monat Joghurt, dessen Preis um 20% seit dem letzten Jahr gestiegen ist und schimpfe über die steigenden Preise. Die Gaspreise sind absolut gesunken, aber deren Preis kontrolliere ich nur einmal jährlich mit der Abrechnung. Daher interessieren sie mich nicht, auch wenn der absolute Betrag bedeutend höher liegt.

"Absolut" ist absolut sinnvoll



Bleiben wir bei Joghurt, ich selber liebe Joghurt in allen Facetten, daher muss das Beispiel an dieser Stelle sein. Da ich Joghurt wöchentlich kaufe, bin ich bereit, relativ viel Aufwand für vergünstigte Käufe zu tätigen. Das gibt jedes Mal ein gutes Gefühl. Wieder mal gut fürs Ego. Absolut gesehen muss ich allerdings nach meinem Stundenlohn fragen (von den höheren Fahrtkosten für die Schnäppchenjagd sehen wir einmal bewusst ab). Dieser Lohn sieht bei solchen Aktionen oft sehr mau aus. Vor ein paar Tagen berichtete mir einer meiner zahlreichen Ebay-wütigen Freunde voller Glück, wie er seine alten Skischuhe für 20 Euro versteigern konnte. 20 Euro! Ich gratulierte ihm überschwänglich, wagte aber nicht zu fragen, wie viel Zeit er denn für das Ersinnen der Artikelbeschreibung, für das Hochladen der Fotos, das Beantworten der typischen Ebay-Fragen der Käufer ("Sind diese Schuhe auch zum Skifahren geeignet?"), das Verpacken der Schuhe und den Versand zur Post benötigt hatte. Ganz zu schweigen von der Geldeingangskontrolle und der abschließenden Bewertung, dass der Käufer nun wirklich ein Top-Ebayer ist, den man nur der ganzen Welt empfehlen könne.

gonetto!



Manche Menschen denken nüchterner. Für diese Menschen sind zehn Euro einfach zehn Euro. Egal in welchem Umfeld. Und Skischuhe kann man versteigern, aber mehr als 30 Minuten darf das alles nicht dauern, weil es sich sonst nicht mehr lohnt.

Sollte ein Teil in Ihnen für diese nüchterne Betrachtung offen sein, möchte ich Sie, wie immer in dieser Kolumne, noch einmal für etwas Neues begeistern. 400 Euro Stundenlohn erwarten Sie! Durch Versicherungen OHNE Provision. Das klingt wie im Märchen, ist aber nunmehr seit einigen Monaten frohe bundesdeutsche Realität. Natürlich muss das Portal, gonetto.de, auch leben und nimmt daher fix pro Monat einen Euro pro Vertrag. Da der durchschnittliche Vertrag aber über 50 Euro Provision jährlich enthält (in Worten "fünfzig"!), bleiben noch etwa 40 Euro für Sie übrig. Pro Jahr und pro Vertrag. Bei fünf Verträgen also rund 200 Euro pro Jahr. Bei gonetto.de können Sie Versicherungen neu abschließen oder bestehende übertragen. Es ändert sich in diesem Falle für Sie nichts außer dem Vermittlernamen, den Sie in vielen Fällen gar nicht kennen werden. Ich selber habe für fünf Verträge etwa 25 Minuten benötigt. Brutto, also vom ersten bis zum letzten Klick. Die errechnete Ersparnis lag bei über 200 Euro im Jahr. Sollte ich in sechs Monaten anderer Meinung sein und meine Verträge einem anderen Vermittler zuordnen wollen, kann ich das jederzeit tun.

Aber bis dahin kann ich für 25 Minuten 200 Euro pro Jahr sparen. Netto. Denn die Versicherungsbeiträge kann ich steuerlich nicht absetzen. Damit erziele ich absolut gesehen einen wirklich guten Stundenlohn. Haben Sie in den letzten Wochen ein paar Euro bei Ebay gespart oder eingenommen? Gut so! Dann jetzt bitte noch auf gonetto.de klicken …

Claus Kriebel, Finanzmathematiker, Aktuar und ausgewiesener Versicherungsexperte fordert schon seit langem einen "Aldi der Finanzdienstleistung". gonetto.de könnte dieser Anbieter werden.