Genau ein halbes Jahr ist es her, da enthüllte Clean Logistics mit großem Brimborium den ersten wasserstoffgetriebenen LKW. Jetzt steckt das Unternehmen in finanziellen Nöten.
Die Adhoc-Meldung liest sich wie „business as usual“. Clean Logistics, Spezialist für die Umrüstung von Diesel-Lkw und -bussen auf Wasserstoffantieb, gibt eine Kapitalerhöhung bekannt. In der Mitteilung heißt es: „Im ersten Schritt wurden heute im Rahmen der angekündigten Kapitalerhöhung durch bestehende Großaktionäre Aktien im Wert von über 1,2 Millionen Euro bereits vorab gezeichnet.In einem zweiten Schritt ist geplant, im Januar 2023 den Aktionären ein öffentliches Bezugsangebot mit Bezugsrechtshandel zu identischen Konditionen zu unterbreiten.“ Dann folgt der Hammer: „Insgesamt sollen bis zu 2,7 Millionen neue Aktien zu 1,80 Euro je Aktie platziert werden“.
1,80 Euro? Die Aktie, vor wenigen Tagen noch zwischen sieben und acht Euro gehandelt, stürzte umgehend auf 2,80 Euro ab. Als am 23. Juni vor Prominenz aus Politik und Wirtschaft in Stade der erste Prototyp eines Wasserstoff-Lkw vorgestellt wurde, hatte der Kurs noch deutlich über zehn Euro gelegen.
Mit der Kapitalerhöhung weit unter dem Börsenkurs ist es jedoch nicht getan. Wie ernsthaft Clean Logistics in Schwierigkeiten steckt, zeigt auch die Tatsache, dass im Zuge der strategischen Neuausrichtung die niederländische Tochtergesellschaft Ginaf Trucks verkauft wurde, um die Darlehensverpflichtungen zu reduzieren. Ginaf Trucks war erst im Juli übernommen worden!
Trotz staatlicher Förderung hat sich Clean Logistics in nur einem halben Jahr vom Hoffnungsträger zum Sanierungsfall entwickelt. Ähnlich wie beim mittlerweile insolventen Ladesäulenhersteller Compleo hat das Management das Marktpotenzial offenbar deutlich überschätzt.
Einschätzung der Redaktion:
Da der Kurs noch über dem Ausgabepreis der neuen Aktien von 1,80 Euro notiert, ist das Abwärtspotenzial noch nicht ausgeschöpft. Finger weg!
Und auch von diesen Aktien wie Nel Asa oder Tui sollten Sie unbedingt die Finger lassen.