Zumindest ein Klischee über seine Landsleute scheint Ben Bos nicht zu stören. "Ich bin Niederländer", sagt das Vorstandsmitglied von Cliq Digital. "Es liegt in unserer DNA, Geld zu verdienen." Wie sehr diese Einschätzung stimmt, zeigen die jüngsten Zahlen des Medienunternehmens. Während der Umsatz im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahresabschnitt um rund zwei Drittel auf 47,2 Millionen Euro stieg, hat sich das Ebitda mit 6,3 Millionen Euro mehr als verdreifacht.

Die Ergebnisentwicklung verdankt Cliq Digital mehreren Skalierungseffekten. Immer mehr Nutzer zahlen ihre Streamingabos via Kreditkarte und nicht mehr über ihren Mobilfunkanbieter. Von den Bruttoeinnahmen bleibt also netto mehr hängen. Seit die Internetwerbung selbst eingekauft wird, ist zudem das Marketing effizienter: Ein Werbeeuro spielte im ersten Halbjahr 1,64 Euro Umsatz ein statt wie zuvor 1,40 Euro. Mit der größte Ergebnishebel aber sind die Personalkosten, die deutlich langsamer stiegen als der Umsatz.

Dass die Zahlen beeindrucken, liegt allerdings auch daran, dass die hohen Kosten der Kundenakquise aktiviert, sprich als Ertrag verbucht werden. Diese Praxis lässt den Umsatz steigen, während die Ausgaben nicht in die Gewinn- und Verlustrechnung, sondern in die Bilanz fließen und dann abgeschrieben werden. Grund: Die Werbekosten fallen sofort an, während die Abogebühren die Ausgaben schrittweise refinanzieren. Und die Abozahlen sollen weiter steigen. Nachdem Filme, Musik oder Hörbücher bisher als einzelne Produkte vermarktet wurden, startet Cliq Digital nun sein bislang umfassendstes All-in-One-Angebot, das zudem erstmals unter dem eigenen Namen verkauft wird. Über die zunächst nur in Deutschland verfügbare Plattform haben Nutzer für 14,99 Euro im Monat Zugriff auf Filme, Musik, Sport und Hörbücher. Ab dem vierten Quartal soll es auch Spiele geben.

Kein Kampf gegen Netflix und Co


Mit Streaminggiganten wie Netflix oderSpotify kann und will es Cliq Digital nicht aufnehmen. Zwar enthält die Filmbibliothek auch Straßenfeger, größtenteils aber besteht die aktuell kleine Auswahl aus Low-Budget-Produktionen. Musikfans wiederum finden keine Millionen Lieder, sondern 50 Genre-Playlists mit je 100 vorausgewählten Songs. Mit rund 150 000 Titeln dürften Hörbucher das größte Angebot der Plattform sein.

Doch Cliq Digital will damit "träge Nutzer" ansprechen, die nicht für jeweils ein einzelnes Film-, Musik- oder Hörbuchabo zahlen wollen. Wie bisher setzt Ben Bos dazu auf direktes Marketing. Werbung zur richtigen Zeit am richtigen Ort soll Kunden direkt zum Abschluss eines Abos bewegen. Dass die Qualität der Inhalte kein Hindernis ist, beweist die Vergangenheit. Denn die nun auch als Bündel beworbenen Filme und Hörbücher sind dieselben, die zuvor einzeln verkauft wurden.