Lange sah es schlecht aus für Aktien aus den Schwellenländern. In den vergangenen Jahren zogen Anleger massiv Geld aus diesen Märkten ab. Doch jetzt scheint die lange erwartete Trendwende gekommen zu sein: Von den Top-10 Börsen des laufenden Jahres kommen neun aus den Emerging Markets. Fast alle Schwellenländer-Börsen von Bangkok über Moskau bis Santiago zeigen sich von ihrer besten Seite. 2016 dürfte damit zum Jahr der Emerging Markets werden. Mit diesen fünf ETFs können Anleger preiswert mitverdienen.

Doch zunächst schadet ein wenig Background-Info nichts. Schließlich stellt sich die Frage, warum die Aktienkurse der Schwellenländer nun wieder anziehen. Das Hauptargument für die bessere Stimmung in den Schwellenländern ist die weiterhin expansive Geldpolitik der großen Notenbanken, vor allem die Zurückhaltung der US-Zentralbank in Bezug auf weitere Zinserhöhungen. Das ermutigte zuletzt wieder mehr Investoren zu Schwellenländer-Engagements.

Fed-Chefin Janet Yellen wird wohl frühestens gegen Ende des Jahres an der Zinsschraube drehen - und dann auch nur sanft. Für die Schwellenländer dürfte dieser moderate Zinsanstieg leicht zu verkaften sein. Einen Großteil der erwarteten restriktiveren US-Geldpolitik haben die Schwellenländer Aktien mit ihren Kursrückgängen ohnehin schon vorweggenommen.

Dazu kommt: Aktien aus den Emerging Markets sind durch die Kursrückgänge auch wieder sehr preiswert geworden. In den vergangenen Jahren fiel so die Marktkapitalisierung der Schwellenländer-Börsen auf nur mehr ein Drittel des Werts der US-Aktienmärkte. Das ist ein historisch niedriges Niveau. Noch deutlicher wird die Unterbewertung durch einen Vergleich einschlägiger Kennzahlen.

So wird etwa der breit angelegte MSCI Emerging Markets-Index aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der für 2016 geschätzten Unternehmensgewinne von rund 13 bewertet. Der MSCI Weltaktienindex erreicht dagegen ein KGV von gut 17. Auch die Bewertung mittels der errechneten Buchwerte sieht für die Schwellenländer-Börsen vorteilhaft aus: Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) des MSCI Emerging Markets beträgt aktuell 1,5, das KBV des MSCI Weltindex dagegen 2,2. Selbst bei der Dividendenrendite können die Schwellenländeraktien punkten.

Günstige Bewertungen, teils attraktive Dividendenrenditen und die Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen brachten denn auch im ersten Halbjahr Investoren zum (Wieder-) Einstieg in Schwellenländer-Aktien. Nach jahrelangem Kapitalabfluss floss unterm Strich erstmals wieder Geld in Emerging-Markets-Fonds und -ETFs. Gefragt waren allerdings vor allem breit angelegte Schwellenländer-ETFs und weniger Fonds, mit denen Anleger nur in Aktien eines bestimmten Landes investieren können. Das Angebot an solchen Länder-ETFs ist inzwischen sehr differenziert. Für fast jedes Schwellenländer steht ein Aktien-ETF zur Verfügung, selbst für Exoten-Märkte wie Bangladesch, Pakistan oder Vietnam. Doch nur Spezialisten sollten solche Länder-ETFs zum EM-Einstieg nutzen.

Die meisten Anleger dürften mit breit aufgestellten Emerging-Markets-ETFs besser bedient sein. In diesem Bereich ist übrigens das Angebot in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Feinfühlig reagierten die Fondsanbieter dabei auf die Gemütslage ihrer Kunden: Neu aufgelegt wurden vor allem eher defensiv ausgerichtete ETFs. Hohe Dividenden und niedrige Volatilität spielen bei den neuen Fonds meist eine wesentliche Rolle.



1. Das Emerging-Markets-Basis-Investment



Wer schnell und vor allem preiswert eine taktische Position in Schwellenländeraktien aufbauen will, greift zu einem "einfachen" ETF auf den MSCI Emerging Markets Index. Seit diesem Frühjahr lies sich damit bereits gutes Geld verdienen. Der preiswerteste in Deutschland notierte ETF auf den MSCI Index ist der Amundi MSCI Emerging Markets ETF (ISIN: FR0010959676). Er ist nur mit jährlichen Kosten von 0,2 Prozent belastet und wird zudem meist mit einer engen Geld-Brief-Spanne gehandelt. Bei dem Amundi- Fonds handelt es sich allerdings um einen ETF, der seinen Index synthetisch repliziert und keine zusätzlichen Wertpapiere zur Absicherung der Swaps verwendet. In der Regel sollte diese Konstruktion kein Problem für Anleger darstellen. Nur im unwahrscheinlichen Fall, dass die Swap-Partner von Amundi zahlungsunfähig werden, könnten einige Prozent Verluste entstehen. Wer dennoch lieber einen physisch replizierenden ETF will, der greift zum teureren iShares Core MSCI EM IMI ETF (ISIN: IE00BKM4GZ66). Er kostet 0,25 Prozent pro Jahr.

Amundi MSCI Emerging Markets ETF

ISIN: FR0010959676

Gesamtkostenquote: 0,2 Prozent



2. Schwellenländer-Aktien auf die sanfte Tour



Wer längerfristige, strategische Investments in Emerging-Markets-Aktien aufbauen will, sollte sich einen der jüngeren ETFs für diese Region ansehen, etwa den iShares Edge MSCI Emerging Markets Minimum Volatility ETF (ISIN: IE00B8KGV557) Während der breite MSCI-Index fast 2000 Aktien umfasst, enthält der Minimum Volatility ETF nur rund 250 Aktien aus dem breiten Index, und zwar genau die Aktien, die in den vergangenen zwölf Monaten die niedrigste Volatilität aufwiesen. MSCI führt dazu regelmäßig ein Screening der Emerging-Markets-Aktien durch und selektiert die Aktien mit den niedrigsten Kursschwankungen. Viermal im Jahr wird dann die Gewichtung im ETF entsprechend neu geordnet. Um zu verhindern, dass die schwankungsarmen Aktien dann alle aus dem gleichen Sektor oder dem gleichen Land kommen, gibt es zusätzlich noch Mindestquoten für Länder und Branchen.

iShares Edge MSCI Emerging Markets Minimum Volatility ETF

ISIN: IE00B8KGV557

Gesamtkostenquote: 0,40 Prozent



3. Emerging Markets Aktien bieten Super Dividendenrenditen



Eher defensiv ausgerichtet sind auch ETFs mit Dividendenaktien aus den Schwellenländern. Den Vergleich mit Aktien der Industrienationen brauchen die Titel aus den aufstrebenden Volkswirtschaften nicht zu scheuen. Schon beim breiten MSCI Emerging Markets Index liegt die Rendite über der vieler anderer Märkte. Noch mehr gibt es in speziell auf Dividendenaktien ausgerichteten ETF, etwa beim SPDR S&P Emerging Markets Dividend ETF (ISIN: IE00B6YX5B26). Dieser ETF enthält rund 100, meist mittelgroße Aktien mit hoher Dividendenrendite aus den Schwellenländern. Aktuell liegt die Dividendenrendite nach Angaben der Fondsgesellschaft für den ETF als Ganzes bei stolzen sechs Prozent. Die Gewichtung der Aktien im ETF ist dabei umso größer, je höher die Dividendenrendite. Nur Aktien von Unternehmen, die seit mindestens drei Jahren Gewinn und Profitabilität steigern konnten, qualifizieren sich für den ETF.

SPDR S&P Emerging Markets Dividend ETF

ISIN: IE00B6YX5B26

Gesamtkostenquote: 0,55 Prozent



4. Der Emerging-Markets-ETF für vorsichtige Anleger



Noch stärker in die Defensive geht der erst Ende Mai aufgelegte PowerShares Emerging Markets High Dividend Low Volatility ETF (ISIN: IE00BYYXBF44). "Kombinieren wir doch einfach zwei bewährte Konzepte", scheinen sich die Produktentwickler von Invesco Powershares gedacht zu haben. Ins Portfolio High Dividend Low Volatility ETFs dürfen deshalb nur Aktien, die nicht nur über eine hohe Dividendenrendite verfügen, sondern die zusätzlich auch noch zu den Aktien mit der niedrigsten Volatilität zählen. Diese doppelte Selektion bringt nach den Rückrechnungen der Fondsgesellschaft langfristig eine überdurchschnittlich hohe Wertentwicklung. Hoffentlich bleibt es auch in Zukunft dabei. Schon heute kann der neue ETF aber einen bereits einen Rekord verbuchen: Für die Dividendenrendite des ETFs meldet Powershares einen Top-Wert von (kaum zu glaubenden) neun Prozent.

PowerShares Emerging Markets High Dividend Low Volatility ETF



ISIN: IE00BYYXBF44

Gesamtkostenquote: 0,49 Prozent



5. Der Schwellenländer-ETF für verantwortungsbewußte Anleger



Umweltbewußtes und verantwortungsvolles Investieren kann sich durchaus lohnen. Das zeigt etwa die Studie "From the Stockholder to the Stakeholder" der Universität Oxford. Danach bieten Unternehmen, die nachhaltig denken, Anlegern mehr Rendite bei gleichzeitig geringeren Risiken. Mit dem UBS MSCI Emerging Markets Socially Responsible ETF (ISIN: LU1048313891) läßt sich der nachhaltige Investmentansatz auch für die Schwellenländerbörsen umsetzen. Beim Thema ,Social Responsibility’ denken viele Anleger zunächst an Umweltschutz und den Ausschluß kontroversen Geschäftsfelder wie Glücksspiel, Waffen, Tabak, Pornografie oder Alkohol. Doch die von den ETFs verwendeten Kriterien für nachhaltige Geldanlage sind vielfältiger und basieren meist auf sogenannten ESG-Ratings. Solche ESG- Ratings bewerten Unternehmen anhand von zahlreichen Kriterien wie Umwelt und Soziales sowie Unternehmensführung. In den UBS-ETF, der auf einem MSCI-Nachhaltigkeitsindex basiert, dürfen dabei auch Unternehmen, bei denen die beanstandeten Geschäftsfelder nur einen sehr kleinen Teil des Umsatzes ausmachen. Als Folge dieser Praxis weicht die Zusammensetzung des Portfolio des UBS MSCI Emerging Markets Socially Responsible ETF nicht allzu dramatisch vom normalen MSCI EM-Index ab - obwohl etwa 75 Prozent der Aktien des großen Bruders fehlen. Trotzdem war die Wertentwicklung des Nachhaltigkeits-ETFs zumindest im letzten Jahr etwas besser.

UBS MSCI Emerging Markets Socially Responsible ETF



ISIN: LU1048313891

Gesamtkostenquote: 0,53 Prozent