Die Commerzbank-Aktie machte am Montag einen Kurssprung um fast sieben Prozent auf 10,70 Euro. "Blessing ist weg - das ist positiv, und die Zahlen sind auch positiv", sagte ein Fondsmanager. Der Kurs ist allerdings noch längst nicht in Regionen, in denen der staatliche Bankenrettungsfonds ohne Verluste aussteigen könnte. Er hatte die Commerzbank 2008 kurz nach der Fusion mit der Dresdner Bank mit 18 Milliarden Euro frischem Kapital auffangen müssen und hält noch 15,6 Prozent.
Blessing hatte am Sonntag überraschend erklärt, seinen Vertrag nach 15 Jahren in der Bank nicht über den Oktober 2016 hinaus zu verlängern. Damit hinterlässt er ein Führungsvakuum. "Seine Entscheidung macht mich ratlos", sagte ein Mitglied des Aufsichtsrats der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Bank ist aus dem Tal herausgekommen, und nun scheint er zu glauben, dass nichts Besseres mehr kommt." Bis die ins nächste Jahrzehnt reichende neue Strategie festgelegt werden kann, muss der neue Bank-Chef installiert sein. Was Blessing selbst künftig machen will, ließ er offen. "Ich habe noch keine konkreten Pläne."
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BEUMER - ODER EINER VON AUSSEN
Die Nachfolgedebatte ist bereits entbrannt. Im Vorstand gilt der für die Mittelstandsbank zuständige Markus Beumer als Nummer zwei. "Er hat seinen Laden im Griff", sagte ein Aufsichtsrat. Die Commerzbank stehe auch in den nächsten Jahren vor großen Aufgaben, erklärte Blessing selbst. "Und ich traue unserer Führungsmannschaft zu, diese Herausforderungen zu meistern."
Experten hielten es dagegen für besser, wenn der neue Mann von außen käme. "Blessings Abgang war überfällig", sagte Analyst Dieter Hein von Fairesearch. Die Bank habe die Verluste aus der Finanzkrise immer noch nicht wettgemacht. Einer der Top-20-Investoren der Commerzbank hält Rainer Neske, bis Mai Privatkunden-Vorstand der Deutschen Bank, für einen geeigneten Kandidaten. "Ich hoffe, dass ein externer Manager der Bank eine neue Vision und eine Perspektive geben kann."
Zu tun hätte ein neuer Mann an der Spitze genug: "An den Kosten muss man etwas machen." Am Ziel, sie im Verhältnis zu den Erträgen auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu bringen, sei Blessing gescheitert, sagte der Investor. Anderen der vor drei Jahren ausgegebenen Ziele ist die Commerzbank näher gekommen. Die Kapitaldecke liegt mit 10,8 Prozent über der Zielmarke von zehn Prozent. Die Bestände an riskanten Schiffs- und Immobilienkrediten in der "Bad Bank" sind auf 22 Milliarden Euro geschrumpft, das sind nur noch zwei Milliarden mehr als das Ziel für Ende 2016. Finanzchef Stephan Engels sagte, das Management überlege schon, die in drei Jahren von 116 Milliarden auf 65 Milliarden Euro geschrumpfte Einheit bald aufzulösen. Gefährlich sei sie nicht mehr.
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EINE MILLIARDE GEWINN? - "EIN HEHRES ZIEL"
Die Privatkunden-Sparte steuert mit großen Schritten auf das Ziel zu, bis Ende kommenden Jahres eine Million neue Kunden zu gewinnen. Den anvisierten Jahresgewinn von einer halben Milliarde hat sie mit 562 Millionen Euro bereits nach neun Monaten erreicht. Sie war auch im Sommerquartal der größte Gewinntreiber. Einen Milliardengewinn dürfte der Konzern in diesem Jahr noch nicht schaffen. "Die Milliarde ist ein hehres Ziel. Das ist aber aus heutiger Sicht schwierig", sagte Engels. Nach neun Monaten stehen 853 (Vorjahr 525) Millionen zu Buche, im vierten Quartal werde die Commerzbank aber "spürbar" unter den 207 Millionen Euro aus dem Sommer bleiben.
Eine Eigenkapitalrendite von zehn Prozent im Kerngeschäft - also ohne die "Bad Bank" - hält der Finanzchef für "eher nicht mehr realistisch". Vor Steuern liegt sie in diesem Jahr bisher bei 11,3 Prozent - bei einer erwarteten Steuerquote von 35 bis 40 Prozent. Dabei gibt die stabile Konjunktur in Deutschland der Bank Rückenwind. Für faule Kredite musste sie im dritten Quartal fast 200 Millionen weniger zurückstellen als ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr soll die Risikovorsorge unter 900 Millionen Euro bleiben, das wären 100 Millionen weniger als zuletzt gedacht.
Reuters