Voraussichtlich werde die Commerzbank eine Buße von rund 650 Millionen Dollar (knapp 500 Millionen Euro) zahlen, sagte einer der Insider. Im Gegenzug werde das Verfahren eingestellt.

Börsianer sehen den sich abzeichnenden Vergleich unter dem Strich positiv. Eine Buße von 650 Millionen Dollar sei zwar sicherlich keine gute Nachricht, sagte ein Händler. "Aber positiv ist, dass die Angelegenheit damit endlich vom Tisch ist." Commerzbank-Aktie gewann am Donnerstag zeitweise gut ein Prozent auf 11,94 Euro - den höchsten Stand seit zweieinhalb Monaten. Im Leitindex Dax, der 0,6 Prozent verlor, zählten die Commerzbank-Papiere zu den wenigen Gewinnern.

Die Commerzbank ist unter anderem wegen Geschäften mit der staatlichen iranischen Reederei IRISL in den Jahren 2002 bis 2007 ins Visier der US-Behörden geraten. Die USA werfen dem Unternehmen vor, die Verbreitung mutmaßlicher Massenvernichtungswaffen unterstützt zu haben. Die Commerzbank habe gewusst, dass IRISL mit Sanktionen belegt worden sei und habe dennoch Geschäfte mit der Firma gemacht.

Die USA verdächtigen auch viele andere Institute, gegen die von ihnen verhängten Sanktionen gegen den Iran verstoßen zu haben. Mit zahlreichen ausländischen Banken haben sich die Vereinigten Staaten bereits verglichen. Im Gegensatz zur Commerzbank stehe bei der Deutschen Bank, der Analystenschätzungen zufolge eine Buße von mindestens 300 Millionen Euro droht, eine Einigung nicht unmittelbar bevor, hieß es im Umfeld von Deutschlands größter Bank. Die Gespräche mit den US-Behörden liefen. Eine Deutsche-Bank-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern. Sie betonte lediglich, das Geldhaus habe sich bereits 2007 aus dem Iran-Geschäft zurückgezogen.

Auf Seite 2: BNP PARIBAS MUSS BESONDERS TIEF IN DIE TASCHE GREIFEN

BNP PARIBAS MUSS BESONDERS TIEF IN DIE TASCHE GREIFEN

Bei der Commerzbank war zuletzt eine Buße von 450 bis 600 Millionen Euro im Gespräch - ein knapp 500 Millionen Euro schwerer Vergleich läge im unteren Drittel dieser Spanne. Von der Summe sollten rund 300 Millionen Dollar (228 Millionen Euro) an die New Yorker Bankenaufsicht gehen, sagte ein Insider. Die Vereinbarung könne schon in der nächsten Woche öffentlich gemacht werden. Wahrscheinlicher sei allerdings eine spätere Bekanntgabe im Laufe des Septembers. Die US-Behörden und die Commerzbank wollten sich zu dem Thema nicht äußern.

In den vergangenen fünf Jahren haben mehr als ein halbes Dutzend ausländischer Banken den Streit mit den USA über Sanktionsverstößen durch Bußgeldzahlungen beendet. Am tiefsten in die Tasche greifen musste dabei die größte französische Bank BNP Paribas, die Ende Juni zu einer Rekordstrafe von knapp neun Milliarden Dollar verdonnert wurde. Deutlich günstiger davon kam die Deutsche Börse, die 152 Millionen Dollar berappen musste.

Die Strafzahlungen europäischer Geldhäuser in den USA haben auch Politik und Industrieverbände auf den Plan gerufen. Sie haben die Sorge, dass das europäische Finanzsystem von den USA geschwächt wird. Die Sanktionierung europäischer Banken durch die USA seien für europäische Institute eine erhebliche Belastung, warnte kürzlich auch Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. "Wir beobachten das sehr genau."

Reuters