Das Kundenwachstum blieb im zweiten Quartal hinter den Erwartungen zurück - auch weil die großangelegte Werbekampagne mit deutschen Fußball-Stars für das kostenlose Girokonto der Commerzbank wegen des frühen WM-Aus des Nationalteams nicht wie gewünscht fruchtete. Anleger zeigten sich enttäuscht. Mit einem Minus von rund zwei Prozent waren die Commerzbank-Papiere größter Verlierer im Dax.
Dem harten Preiskampf und den niedrigen Zinsen will die Commerzbank mit wachsenden Kundenzahlen und einer steigenden Kreditvergabe begegnen. Zudem steckt sie viel Geld in den Konzernumbau, dem Tausende Stellen zum Opfer fallen, und die Digitalisierung ihrer Prozesse. "Die Umsetzung unserer Strategie kommt voran", sagte Vorstandschef Martin Zielke. Die Konzernerträge legten im zweiten Quartal um acht Prozent auf 2,2 Milliarden zu, das operative Ergebnis war mit 389 (Vorjahr: 179) mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahresquartal. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 272 Millionen Euro übrig, nachdem Kosten für den Stellenabbau der Bank im Vorjahresquartal einen Verlust von 640 Millionen Euro beschert hatten.
"Es wird noch eine Weile dauern, bis unsere Wachstumsinitiativen volle Wirkung zeigen, vor allem im Segment Firmenkunden", bat Finanzchef Engels um Geduld. Im Firmenkundengeschäft steigerte die Commerzbank auch dank Kampfkonditionen die Kreditvergabe auf 80 Milliarden Euro und übertraf mit 7500 Neukunden seit 2016 das Jahresziel bereits. "Wir haben das klare Ziel, unsere Marktführerschaft bei Firmenkunden auszubauen", sagte Engels. In den Ergebnissen spiegelt sich das Wachstum der Sparte allerdings bisher nicht wider. Das operative Ergebnis der Sparte schrumpfte um neun Prozent auf 212 Millionen Euro, die Erträge stagnierten nahezu bei 948 Millionen Euro.
20 CENT DIVIDENDE
Besser läuft es dagegen im Privatkundengeschäft, in dem die Erträge im zweiten Quartal um zehn Prozent auf 1,2 Milliarden Euro stiegen und das operative Ergebnis um ein Fünftel auf 171 Millionen kletterte. Mit 145.000 Neukunden im ersten Halbjahr verlangsamte sich das Kundenwachstum. Man habe den Wettbewerb um neue Privatkunden nicht um jeden Preis mitmachen wollen, sagte Engels. Bis 2020 will die Commerzbank 14 Millionen Privatkunden in Deutschland haben, zwei Millionen mehr als 2016. Dieses Ziel bleibe unverändert, sagte Engels. Auch die anderen Mittelfristziele tastete die Commerzbank nicht an. Engels gestand jedoch ein, dass das Ziel eines Konzernertrags von 9,8 Milliarden Euro im Jahr 2020 ambitioniert bleibe.
Wegen Investitionen und Pflichtabgaben rechnet er nun für das laufende Jahr mit Kosten von rund 7,1 Milliarden Euro statt zuvor 7,0 Milliarden. Trotz der Schwäche im Firmenkundengeschäft und der höheren Kosten sollen die Konzernerträge 2018 zulegen und das Konzernergebnis "signifikant" steigen, bekräftigte die Bank. Die Anleger sollen eine Dividende von 20 Cent je Aktie für 2018 erhalten - soviel hatte die Bank auch 2015 gezahlt, die bisher einzige Ausschüttung seit der Finanzkrise.
DAX-WACKELKANDIDAT
Mit einem Börsenwert von rund elf Milliarden Euro droht der Commerzbank möglicherweise der Abstieg aus dem Dax. Es wäre zwar schade, wenn das Gründungsmitglied nicht mehr in der ersten deutschen Börsenliga spiele, aber das ändere nichts an der Relevanz des Geldhauses für die deutsche Wirtschaft, sagte Engels. Die Entscheidung über die Zusammensetzung der Börsenindizes fällt Anfang September. Seit Jahresbeginn hat die Commerzbank-Aktie knapp 30 Prozent verloren und gehört damit zu schwächsten Dax-Werten.