"Wie weit das noch mal Effekte auf den Stellenabbau hat, ist zu früh zu sagen." Nach den bisherigen Plänen will die Bank bis 2023 konzernweit 4300 Jobs streichen und die Kosten um 600 Millionen Euro drücken.

Denn die niedrigen Zinsen, der harte Wettbewerb und die sich verschlechternden Konjunkturaussichten setzen dem Geldhaus zu. Die Kosten für den Konzernumbau sowie höhere Steuern ließen den Konzerngewinn im vergangenen Jahr um ein Viertel auf 644 Millionen Euro einbrechen. Im Tagesgeschäft schlug sich die Bank jedoch besser als erwartet, das operative Ergebnis verbesserte sich um ein Prozent auf 1,26 Milliarden Euro.

Beim Umbau kommt die Commerzbank nach Aussage von Vorstandschef Martin Zielke schneller voran als geplant. "Das stimmt mich mit Blick auf unsere Renditeerwartung optimistischer, als ich es im vergangenen Herbst war", sagte Zielke. Anleger und Finanzaufseher hatten das Ziel einer Rendite von vier Prozent im Jahr 2023 als zu wenig ambitioniert kritisiert. Die Zuversicht Zielkes trieb die schwer gebeutelte Aktie um mehr als fünf Prozent auf 6,20 Euro in die Höhe.

Zum konkreten Renditeziel und den geplanten zusätzlichen Einsparungen wollte sich Zielke nicht äußern. Die auf 13,4 (Ende 2018: 12,8) Prozent gestiegene Kernkapitalquote bezeichnete er als sehr komfortabel. "Das eröffnet uns natürlich ganz andere Spielräume."

MBANK-VERKAUF NICHT UM JEDEN PREIS


Ein Kern der neuen Strategie ist der Verkauf der polnischen Tochter mBank, um Kapital freizuschaufeln. Insidern zufolge gab es zuletzt aber nur noch einen aussichtsreichen Bieter für das Institut, nachdem sich andere potenzielle Käufer aus Furcht vor einer Einmischung der Regierung in Warschau zurückgezogen haben. "Es bleibt dabei, wir wollen die mBank verkaufen", machte Zielke deutlich. Die Bank sei aber nicht auf Gedeih und Verderb auf den Verkauf angewiesen. "Wir können vom Tisch aufstehen, wenn der Preis nicht stimmt", betonte Orlopp.

Auf die Kunden der Commerzbank könnten künftig höhere Kosten zukommen. Nachdem mit der ING Deutschland ein großer Wettbewerber sein kostenloses Girokonto abgeschafft hat, schaue sich auch die Commerzbank die Preisstrukturen für Konten an, sagte Zielke. Details werde er aber erst im Laufe des Jahres nennen. Kunden mit Einlagen von mehr als 250.000 Euro müssen bereits heute Strafzinsen zahlen. Diese "Guthabengebühr" soll der Bank helfen, die bereinigten Erträge 2020 mindestens auf dem Niveau von 2019 zu halten. 2019 verbesserten sich die Erträge dank zunehmender Kundenzahlen und einer höheren Kreditvergabe auf 8,64 (Vorjahr: 8,57) Milliarden Euro.

MEHR KREDITAUSFÄLLE


Die eingetrübten Konjunkturaussichten bekommt die Commerzbank bereits zu spüren, die Belastungen durch faule Kredite kletterten 2019 um 39 Prozent auf 620 Millionen Euro. Im laufenden Jahr würden die Risikokosten auf mehr als 650 Millionen steigen, sagte Orlopp. Darin seien mögliche Belastungen durch die Auswirkungen des neuen Coranvirus nicht berücksichtigt.

Die Aktionäre erhalten für 2019 eine Dividende von 15 Cent je Aktie - fünf Cent weniger als im Vorjahr. Für 2020 sollen sie ebenfalls eine Gewinnausschüttung bekommen. Im laufenden Jahr erwarte die Bank trotz der Umbaukosten einen Gewinn, sagte Orlopp. Sollte die mBank verkauft werden, werde das Ergebnis sogar sehr deutlich positiv sein.

rtr