Deutschlands zweitgrößte Bank arbeitet
sich langsam aus der Krise. Im vierten
Quartal legte die Commerzbank solide Zahlen
vor: Dank florierender Geschäfte im
Privatkunden- und im Osteuropa-Geschäft
stieg der Nettogewinn auf 77 Millionen
Euro (Vorjahreszeitraum: 64 Millionen).
Indes muss das Geldhaus wegen eines Urteils
des Bundesgerichtshofs 75 Millionen
Euro für die Erstattung von Kreditbearbeitungsgebühren
zurücklegen. Im Gesamtjahr
gelang der Bank gar ein Gewinnsprung:
Der Nettoertrag schoss von 81 Millionen
Euro 2013 auf 602 Millionen Euro.
Doch auf den zweiten Blick wirken die Zahlen
weniger beeindruckend. So beeinträchtigten
2013 hohe Kosten für den Umbau der
Privatkundensparte das Ergebnis, umso
stärker fällt der Zuwachs nun aus.
Auch bereitet der Ausblick Sorgen. Zwar
zahlt sich der Umbau des Privatkundengeschäfts
aus. Dort gewinnt die Bank weiter
Kunden. Doch in der wichtigen Mittelstandssparte
könnte sich das Wachstum
abschwächen, ließ Finanzvorstand Stephan
Engels bei der Zahlenvorlage in
Frankfurt durchblicken. Deutsche Mittelständler
haben hohe Barreserven und fragen
wenig Kredite nach. Wegen der niedrigen
Zinsen und steigender Regulierungskosten
hat die Bank zudem Probleme, ihre
strategischen Ziele zu erreichen. 2016 will
sie eine Eigenkapitalrendite von über zehn
Prozent erzielen, derzeit liegt sie bei
7,3 Prozent. Man sei "noch ein gutes Stück"
von der Marke entfernt, gab Vorstandschef
Martin Blessing zu.
Nicht zuletzt bahnt sich wegen Sanktionsverstößen
bei Geschäften mit dem Iran
ein teurer Vergleich mit den Aufsehern in
den USA an. Laut Engels dürfte eine Einigung
"eher früher als später" kommen.
Zwar hat die Bank die Rückstellungen für
Rechtsrisiken auf 1,4 Milliarden Euro erhöht, doch bei einer hohen Strafe könnte
das Ergebnis 2014 rückwirkend sinken.
Auch deshalb will die Bank für 2014 erneut
keine Dividende zahlen. Das zeigt: Die
Angst vor Rückschlägen ist groß.
AS
Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion