Privatkunden-Vorstand Martin Zielke soll Commerzbank-Chef Martin Blessing am 1. Mai ablösen. Wäre ein unbelasteter externer Kandidat nicht besser gewesen?
Zielke ist ein enger Vertrauter von Blessing, der eine desaströse Bilanz aufweist und in seiner Zeit über 90 Prozent Kursverlust zu verantworten hat. Für einen Externen wären Strukturreformen leichter gewesen. Ich denke aber, man sollte Zielke eine Schonfrist geben.
Hätte Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller besser gleich mit Blessing gehen sollen?
Es wäre grundsätzlich besser gewesen, erst einen neuen Aufsichtsratschef zu berufen und dann einen neuen Vorstandschef. So besteht die Gefahr, alte Strukturen zu zementieren. Müller und Blessing haben die Bank 2008 in die Staatsrettung getrieben und sind 2012/13 mit ihrer Sanierung gescheitert. Müller hat jedoch Blessing gestützt, um sich selbst zu retten. Ich bin überzeugt: Der Aufsichtsratschef wird nur vorzeitig gehen, wenn ein ihm genehmer Nachfolger gefunden wird.
Der Staatseinstieg ist über sieben Jahre her. Ist es für den Bund nicht Zeit zu gehen?
Der Bund hat einen Großteil der Staatshilfe zurückbekommen und ist noch zu 15 Prozent beteiligt. Derzeit könnte er nur mit hohem Buchverlust rausgehen. Ich glaube, der Staat wird erst verkaufen, wenn er plus minus null rauskommt.
Kann die Commerzbank auf Dauer überhaupt eigenständig bleiben?
Ja. Ausschließen kann man zwar eine Übernahme nicht, aber für einen potenziellen Käufer ist die Rentabilität viel zu niedrig und die Risiken sind kaum kalkulierbar. Zudem hat der Staat ein Interesse daran, dass es in Deutschland als größter Volkswirtschaft in Europa auch künftig zwei unabhängige große Institute gibt.