Der Investor Cerberus zeige Interesse an den derzeit vom Bund gehaltenen Aktien, schrieb das "Handelsblatt" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Der Investor aus New York könne sich gut vorstellen, die Beteiligung Deutschlands in Höhe von 15,6 Prozent nach der Bundestagswahl zu übernehmen, berichtete das "Handelsblatt". So habe Cerberus-Deutschlandchef David Knower in vertraulichen Gesprächsrunden seine Bereitschaft signalisiert, einen Erwerb zu prüfen.

Die Commerzbank wollte sich zu den Informationen nicht äußern. Bei Cerberus war zunächst niemand erreichbar. Laut "Handelsblatt" wollte sich der Finanzinvestor ebenfalls nicht äußern, und das Bundesfinanzministerium habe lediglich mitgeteilt: "Über den Umgang mit der Beteiligung des Finanzmarktstabilisierungsfonds an der Commerzbank entscheidet zu gegebener Zeit ein interministerieller Lenkungsausschuss."

Die Papiere des Frankfurter Finanzhauses fielen mit dem Kurssprung in einem allgemein guten Sektorumfeld für Banken besonders positiv auf. Der gesamteuropäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks gewann 1,2 Prozent und gehörte so zur Spitzengruppe in der Sektorwertung. Die Aktien der Deutschen Bank (Deutsche Bank) lagen im Dax nach einem Spitzenplus von 1,9 Prozent zuletzt noch mit 0,9 Prozent in der Gewinnzone. Bei knapp 11,30 Euro hatten sie im Verlauf einen Höchststand seit Mitte Juni erreicht.

Händler merkten in ersten Kommentaren an, dass Cerberus mit einer Beteiligung von etwa 5 Prozent neben dem deutschen Staat bereits einer der größten Aktionäre des Bankhauses ist. Bei einer Übernahme des Staatsanteils würde der Anteil auf mehr als 20 Prozent steigen. Nach Ansicht von Börsenbrief-Autor Hans Bernecker ist klar: "Mit mehr Macht von Cerberus wird sich der Umbau der Bank beschleunigen." Nach Angaben der Commerzbank halten derzeit auch die Investoren Blackrock und Capital Group jeweils über 5 Prozent der Anteile.

Andere Börsianer ergänzten mit Blick auf die Bundestagswahl, dass sich mit der FDP, der Union und den Grünen gleich mehrere Parteien für einen Ausstieg des Bundes offen gezeigt hätten. Die SPD dagegen habe sich vorsichtiger geäußert.

Laut dem Bericht wird ein Deal auch davon abhängen, wie sich die Corona-Situation und die wirtschaftliche Lage entwickeln und welchen Preis der Bund für den Anteil haben möchte. Das Aktienpaket ist derzeit rund eine Milliarde Euro wert und damit nur einen Bruchteil dessen, was der Bund im Zuge der Finanzkrise gezahlt hatte. Damals hatte es 5,1 Milliarden Euro gekostet. Mit dem Geld wurde das Institut vor dem Kollaps gerettet.

Vom Corona-Rekordtief im Frühjahr 2020 bei 2,80 Euro hat sich der Kurs bislang zwar wieder verdoppelt, die Bund-Beteiligung bleibt aber weit von der Gewinnschwelle entfernt. Nach früheren Angaben der Bundesregierung müsste der Staat etwa 26 Euro je Aktie erzielen, um das Commerzbank-Engagement ohne Verlust zu beenden.

dpa-AFX