Das Geschäft mit Privatkunden und Kleinunternehmern braucht deutlich weniger vom kostbaren Kapital als die Investmentbank, die daher stark verkleinert und mit dem Großkunden-Geschäft zusammengelegt wird: Aus vier Sparten werden damit zwei. "Unser Geschäftsmodell ist nur dann zukunftsfähig, wenn wir uns auf das besinnen, was wir besser können als die Konkurrenz. Bereiche, in denen wir nur 'mitspielen', sind nicht zukunftsfähig", betonte Zielke. "Wir werden uns von Geschäften, bei denen wir keinen Bezug zu unseren Kernkunden haben, trennen." Dazu zählten unter anderem "exotische Zinsderivate".
Marktanteile gewinnen will Zielke vor allem bei kleineren Unternehmen mit bis zu 15 Millionen Euro Umsatz, von denen nur fünf Prozent Commerzbank-Kunden sind und die künftig in der Privatkunden-Sparte betreut werden. Damit will die Commerzbank die Ertragseinbußen im Handel wettmachen, der zum Teil verkauft werden soll. Dagegen wolle die Commerzbank das lukrative Geschäft mit Ratenkrediten, das sie noch in einer Gemeinschaftsfirma mit BNP Paribas betreibt, auf die eigenen Bücher nehmen.
STELLENABBAU MIT VERZÖGERUNG
Der tiefgreifende Umbau der Bank kostet in den nächsten vier Jahren voraussichtlich bis zu 9600 Stellen, die meisten davon in Deutschland. Das ist jede fünfte der 45.000 Vollzeitstellen. "Wir werden alles tun, um Kündigungen zu vermeiden", versprach Zielke. Das reicht den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat nicht. Der Umfang des Personalabbaus sei angesichts der Pläne "nicht nachvollziehbar", auch wenn die Stoßrichtung richtig sei, erklärten die Betriebsräte und Gewerkschafter. Verdi-Vertreter Mark Roach sagte dem Magazin "Der Spiegel", er fürchte, dass mindestens 12.000 der 51.000 Mitarbeiter betroffen seien. An dem Abbau führe kein Weg vorbei, widersprach Vorstandschef Zielke. "Denn der Umbruch in der Bankenbranche ist so massiv, dass wir darauf nicht halbherzig antworten dürfen."
Die meisten Stellen fallen der Digitalisierung der Prozesse zum Opfer, die Zielke forcieren will. Doch neue Anwendungen und Programme müssen erst entwickelt werden, so dass der Löwenanteil de Abbaus erst 2018 feststehen werde, sagte Finanzchef Stephan Engels. Deshalb werden sich die Effekte mit Verzögerung in den Zahlen niederschlagen. "2017 und 2018 sind zwei Übergangsjahre, die durch niedrige Rentabilität gekennzeichnet sind.". Auf diese beiden Jahre werden die 1,1 Milliarden Euro Aufwand verteilt, den der Stellenabbau kostet. Auf der Kostenseite sind laut Engels erst 2019 spürbare Entlastungen zu erwarten. 1,1 Milliarden Euro im Jahr sollen mit dem Programm gespart werden, die Kostenbasis sinkt inflations- und lohnsteigerungsbedingt aber nur um 600 Millionen.
Trotz des massiven Stellenabbaus werde die Commerzbank 2020 nur dann ihre Kapitalkosten von rund acht Prozent verdienen, wenn die Zinsen wieder steigen würden, räumte Zielke ein. Sonst reicht es nur zu sechs Prozent Eigenkapitalrendite. "In einem solchen Umfeld werden sie keine höheren Renditen erreichen können. Das ist durchaus ein ambitioniertes Ziel." 2015 war die Bank auf 4,2 Prozent gekommen. Die Analysten der Ratingagentur Fitch sehen den Umbau grundsätzlich positiv: "Die Commerzbank passt sich an die neue Realität an und geht die mittelfristigen Herausforderungen an. Aber wir sehen substanzielle Risiken bei der Umsetzung." Eine bessere Bonitätsnote sei unwahrscheinlich. Die Kostensenkungen dauerten lange, urteilte Analyst Adam Barrass von Berenberg und senkte sein Kursziel auf 5,00 von 8,50 Euro.
rtr