"Wir sind auf einem guten Weg", sagte Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller, der das Aktionärstreffen zum letzten Mal leitete und nun nach mehr als fünf Jahrzehnten bei der Bank seinen Abschied nimmt.
Zuletzt hatte die Commerzbank für 2015 eine Dividende von 20 Cent je Aktie gezahlt - die bisher einzige Gewinnausschüttung seit der Finanzkrise. Auch für 2018 dürfte die Dividende nicht üppig ausfallen, die Bank strebt eine "konservative Auszahlung" an, wie Zielke sagte. "Für die Folgejahre streben wir ebenfalls Dividendenzahlungen an." Mittelfristig könnten die Aktionäre mit einer Ausschüttungsquote von 30 bis 40 Prozent rechnen. Die Anleger konnte Zielke nicht begeistern: Mit einem Minus von fast drei Prozent war die Aktie am Dienstag zweitschlechtester Wert im Leitindex Dax.
Mit dem Start ins Jahr zeigte sich Zielke zufrieden. "Wir haben unseren Wachstumskurs auch im ersten Quartal fortgesetzt", sagte Zielke vor rund 1100 Aktionären - das waren deutlich weniger als im letzten Jahr. "Die Erträge entwickelten sich im Vergleich zum Vorquartal stabil." Die Bank habe sowohl im Privatkunden- als auch im Firmenkundengeschäft neue Kunden gewonnen und dadurch den harten Preiskampf ausgleichen können. Von der Bank befragte Analysten gehen im Schnitt von einem Gewinnrückgang auf 177 (Vorjahr: 231 Millionen) aus. Die Commerzbank legt ihre Zahlen am 15. Mai vor. "Sie bekommen das Kundenwachstum nicht auf die Ertragsschiene", kritisierte Rechtsanwalt Markus Kienle von der Aktionärsvereinigung SdK.
Auch Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW verwies auf den mageren Gewinn im vergangenen Jahr, der sich 2017 auf 156 Millionen von 279 Millionen Euro im Jahr davor fast halbierte. "Die von Ihnen ausgegebenen Ziele von sechs bis acht Prozent Rendite in den nächsten zwei Jahren erscheinen daher mehr als ambitioniert." Zielke verwies auf den Wegfall der Umbaukosten, die das Ergebnis im vergangenen Jahr mit gut 800 Millionen Euro belasteten. "Wir sind auf gutem Weg, unsere Renditeziele zu erreichen", sagte der Commerzbank-Chef.
ENDE EINER ÄRA
Mit der Hauptversammlung endete die Ära von Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller. "Die vergangenen Jahrzehnte waren herausfordernd, die gesamte Bankenbranche hat Höhen und Tiefen erlebt", sagte der 73-Jährige. "Deshalb freue ich mich zu meinem Abschied umso mehr, dass die Bank gut aufgestellt ist: mit gestärktem Eigenkapital, abgebauten Risiken und verbesserter Bilanz."
Müller hat die Commerzbank über Jahrzehnte geprägt. Angefangen hatte der gelernte Bankkaufmann 1966 in der Düsseldorfer Filiale. 1990 diente er sich in den Vorstand hoch, dem er 18 Jahre lang angehörte. Seit 2008 sitzt er dem Aufsichtsrat vor. In seine Zeit als Vorstandssprecher fiel die Expansion der Bank mit dem milliardenschweren Erwerb des Immobilienfinanzierers Eurohypo. Als die Commerzbank sich an der Übernahme der Dresdner Bank in der Finanzkrise fast verhob, war Müller gerade an die Spitze des Aufsichtsrats gewechselt. Seine Rolle bei den Zukäufen, nach denen die Bank mit 18 Milliarden Euro vom Staat gerettet werden musste, brachte ihm heftige Kritik ein. Der Bund ist auch ein Jahrzehnt nach der Rettungsaktion mit 15,6 Prozent größter Einzelaktionär.
Am Dienstag überwog der Dank der Aktionäre an Müller. "Die Weichen für eine bessere Zukunft haben Sie maßgeblich mitgestellt", lobte Aktionärsvertreter Wolfgang Aleff von der Gesellschaft für Wertpapierinteressen (GfW). Die Übernahme der Dresdner Bank habe die Anleger zwar viel gekostet, aber auch dazu beigetragen, dass die Commerzbank heute noch eigenständig existiere, sagte DSW-Vertreter Nieding. Mehrere Anteilseigner schlugen dem Aufsichtsrat vor, Müller zum Ehrenvorsitzenden zu wählen. "So viele Fans hatte ich in den letzten Jahren nicht", sagte Müller.
Müllers Nachfolge im Kontrollgremium soll der ehemalige Risikovorstand Stefan Schmittmann antreten, den die Aktionäre auf der Hauptversammlung in das Kontrollgremium wählen sollen. Der 61-Jährige war 2008 von der HypoVereinsbank zur Commerzbank gekommen und hatte 2015 seinen vorzeitigen Abschied verkündet. Zuletzt sammelte Schmittmann einige Aufsichtsrats- und Beratungsmandate, unter anderem bei der österreichischen Krisenbank Heta (Hypo Alpe Adria, HGAA), deren stellvertretender Aufsichtsratschef er ist.