Womöglich wolle die Commerzbank damit Investoren und Analysten beeindrucken. Die Bank hatte vor zwei Wochen angekündigt, bis 2020 konzernweit gut jede fünfte der 45.000 Vollzeitstellen zu streichen.

Der Abbau von 1700 Stellen sei aber bereits längst im Zuge anderer Programme mit dem Betriebsrat vereinbart, erklärte die Gewerkschaft. "Und 900 Stellen würden 2016 durch die natürliche Fluktuation frei werden." Das entspricht der Zahl der Mitarbeiter, die die Bank in den vergangenen Jahren im Schnitt freiwillig verlassen haben. Die Commerzbank wollte die Angaben nicht weiter kommentieren.

Verdi und Gesamtbetriebsratschef Uwe Tschäge forderten den Vorstand erneut auf, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Diese dürften "erst nach Durchführung aller anderen Maßnahmen zur Kostenentlastung und Personalreduzierung in Betracht kommen", erklärte Tschäge. "Ein Arbeitgeber, der darauf setzt, dass seine Belegschaft voll motiviert den Kunden überzeugt und gleichzeitig epochale Veränderungen mitmacht, darf diese Belegschaft nicht mit Kündigungen bedrohen."

Tschäge sieht die Chance, den Abbau hinauszuzögern. Nach den Plänen soll er bis 2020 abgeschlossen sein. "Wenn man sich die Erfahrung mit IT-Projekten ansieht, wird man eher vorsichtiger sein müssen und den geplanten Personalabbau strecken wollen", unkte der Betriebsratschef. Dabei plant die Commerzbank laut Verdi in den drei Jahren nach 2020 mit dem Abbau weiterer knapp 3000 Stellen. Finanzkreisen zufolge setzt sie dabei weiter auf Fluktuation.

In dem Flugblatt schlüsselt die Gewerkschaft unter Berufung auf die dem Betriebsrat vorgelegten Pläne auf, wo die Bank ihre Stellen streichen will. In der Zentrale in Frankfurt seien es allein 2900, im Ausland 1900. Die polnische mBank ist von dem Abbau offenbar nicht betroffen. In der neuen Privatkunden-Sparte, die künftig auch kleinere Mittelständler mit bis zu 15 Millionen Euro Umsatz betreut, sollen 2300 Stellen gestrichen werden. In der Firmenkunden-Sparte, in der auch die Investmentbank aufgeht, sind es 1800, davon 600 im Ausland und bei Töchtern. Die 2300 neuen Stellen, die die Commerzbank bis 2020 schaffen will, entstünden im Wesentlichen in der Informationstechnik (IT) und in der Compliance (Einhaltung von Regeln und Vorschriften) sowie bei Töchtern im Ausland.

Die Commerzbank hat die Zahlen bisher nicht aufgeschlüsselt. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern dürften sich bis ins kommende Jahr ziehen. Am kommenden Montag ist allerdings ein Spitzengespräch mit den Betriebsräten und Gewerkschaftern angesetzt.

rtr