Die Commerzbank hatte dort zuletzt ein Kundenvermögen von knapp drei Milliarden Euro verwaltet. Sie will wohlhabende Kunden künftig nur noch aus Deutschland heraus betreuen. Ihre entsprechende Tochter in der Schweiz hatte sie bereits zuvor verkauft. Mit der Übernahme in Luxemburg kommt Bär dort auf ein verwaltetes Vermögen von rund fünf Milliarden Schweizer Franken.
Die luxemburgische Commerzbank-Tochter hatte in den letzten Monaten Schlagzeilen gemacht, weil die zweitgrößte deutsche Bank dort bis zum Jahr 2008 Kunden half, ihr Geld über Briefkastenfirmen in Panama vor dem Finanzamt zu verstecken. Mit der Staatsanwaltschaft Köln einigte sie sich Insidern zufolge dafür auf ein Bußgeld von 17 Millionen Euro. Die Bank hatte die umstrittenen Geschäfte eingestellt und vor zwei Jahren begonnen, das Steuerthema aktiv zu bereinigen. Heute gilt der Bestand als sauber.
Mit der Vollbanklizenz der Cisal könne Bär in Luxemburg "neue geschäftliche Möglichkeiten wahrnehmen", sagte Gian Rossi, Nord- und Mitteleuropa-Chef der Bank. Julius Bär übernimmt auch die Mitarbeiter in Luxemburg. Damit holt sich die Schweizer Bank erfahrene IT-Experten ins Haus: die Commerzbank-Tochter arbeitet bereits mit den Systemen des Software-Anbieters Temenos, auf die auch Bär bei der Erneuerung ihrer Plattformen setzt. Bär will den Zukauf bis zum Sommer 2016 abschließen. Dann werde die neue Tochter sofort zum bereinigten Gewinn beitragen. Allerdings koste die Integration der Commerzbank-Tochter zunächst 20 Millionen Euro.
Das Schweizer Bankhaus ist seit längerem auf Wachstumskurs und übernahm bereits das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft von Merrill Lynch. Zuletzt stockte die Bank ihre Beteiligung am italienischen Vermögensverwalter Kairos auf 80 Prozent von knapp 20 Prozent auf. Zudem gilt Bär als Kandidat für eine Übernahme der Schweizer Privatbank BSI. Sie gehört zur brasilianischen Investmentbank BTG Pactual, die nach der Verhaftung ihres Firmenchefs im Zuge des Korruptionsskandals beim Ölkonzern Petrobras in Turbulenzen geraten war. Nur wenige Monate nach der Übernahme will sich die unter Mittelabflüssen leidende BTG Insidern zufolge wieder von der BSI trennen.
Reuters