Trotzdem traut er sich noch nicht, das Jahresziel hochzuschrauben. "Ich will noch das zweite Quartal abwarten, ehe ich in die Diskussion einsteige."
Die Anleger fassen schon Mut: Die Commerzbank-Aktie legte um bis zu 3,6 Prozent auf 9,74 Euro zu und zählte damit zu den Spitzenreitern im Dax.
Bislang hat die Commerzbank für 2017 nur einen Überschuss in der Größenordnung der 279 Millionen Euro aus dem Vorjahr in Aussicht gestellt. Analysten gingen zuletzt im Schnitt von knapp 400 Millionen aus. Dabei kommen noch Belastungen von gut einer halben Milliarde Euro auf die Bank zu: für die Automatisierung vieler Prozesse und den Stellenabbau. Zu Jahresbeginn hat das Institut dafür noch keinen Euro reserviert. Das wird sich aber ändern, nachdem sich der Vorstand mit den Arbeitnehmern im April auf eine erste Alterszeitregelung verständigt hat, wie Engels sagte. Die Commerzbank muss noch rund 8000 Stellen streichen: Seit Anfang 2016 ist die Belegschaft schon um 1650 Mitarbeiter geschrumpft.
Im operativen Geschäft kommt die Commerzbank nur langsam voran. Die steigenden Kundenzahlen reichen noch nicht aus, um die Einbußen infolge der niedrigen Zinsen wettzumachen. Seit Januar kamen 151.000 Privatkunden und 700 Firmenkunden hinzu. "Es wird noch Zeit brauchen, bis unser Wachstum die Belastungen aus dem negativen Zinsumfeld deutlich übertreffen wird", bat Vorstandschef Martin Zielke um Geduld. Das operative Ergebnis bewertete er als "ordentlich". Analysten zeigten sich zufrieden, dass die Zins- und Provisionserträge anders als befürchtet nicht schrumpften, sondern leicht auf 2,37 (Vorjahr: 2,32) Milliarden Euro stiegen.
Vor allem die Provisionseinnahmen legten zu, weil die gut zwölf Millionen Kunden verstärkt zu Wertpapieren griffen. Weil internationale Großkonzerne sich am Kapitalmarkt zurückhalten, setzt die Commerzbank auf Kredite für den deutschen Mittelstand. Doch derzeit stagniert die Nachfrage. Strafzinsen auf Einlagen gehörten bei Großkunden inzwischen zur Normalität, sagte Engels.
ENGELS TRAUT ERHOLUNG AM SCHIFFSMARKT NOCH NICHT
Dennoch mussten das Privat- und das Firmenkunden-Geschäft Gewinneinbußen hinnehmen, auch weil die Zahlen im Vorjahr durch Sondereffekte verzerrt worden waren. Ein positiver Einmaleffekt bei der Bereinigung der Altlasten gab im ersten Quartal dieses Jahres letztlich den Ausschlag, dass der Gewinn unter dem Strich zulegte. Die Absicherung einer Infrastruktur-Finanzierung, die die Commerzbank längst abgeschrieben hatte, entpuppte sich nun doch als valide. Das reduzierte den Verlust in der Abbau-Einheit ACR. Dort sind Immobilien-, Staats- und Schiffsfinanzierungen gebündelt, die die Bank noch abwickeln muss.
Die größten Sorgen hat die Bankbranche mit Schiffskrediten. Engels will da noch keine Entwarnung geben. "Wir haben zuletzt einen deutlichen Anstieg der Charter-Raten gesehen, aber die strukturellen Probleme sind noch nicht gelöst." Er gehe bis auf Weiteres davon aus, dass die Commerzbank auch 2017 bis zu 600 Millionen Euro auf ihre Schiffskredite abschreiben muss, ähnlich viel wie im vergangenen Jahr. 116 Millionen Euro waren es allein im ersten Quartal.
rtr